Das Picasso-Zitat „Gebt mir ein Museum, ich werde es füllen“ wurde am Sonntag in Neumarkt wahr. Zu Picassos 50. Todestag zeigt Pia Dornacher im Museum Lothar Fischer, das in 20 Jahren selten einen solchen Ansturm erlebt hat, 60 seiner Arbeiten.
Das wäre ohne Helmut Klewan, den Ehrengast der Vernissage, nicht möglich. Denn alle Werke sind Leihgaben des Galeristen und Kunstsammlers aus Wien. Klewan interessierte sich eher für die moderne Kunst als für die Salonmalerei im Kunsthandel seiner Eltern. Die 60 Picassos, die jetzt in Neumarkt zu sehen sind, sind nur ein Teil der Picasso-Sammlung in Klewans 6000-Bilder-Fundus.
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Die Kunsthistorikerin Christiane Lange arbeitete früher für Klewan, ist heute Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart und führte spannend und emotional in die Ausstellung ein. Oft habe sich ihr Chef auch für viele 1000-Mark-Scheine nicht von besonders begehrten Blättern getrennt. Insbesondere am Herzen hätten ihm die Motive bekannter Autoren gelegen, deren Werke er als „Nachteule“ noch heute zwischen drei und fünf Uhr morgens lese. Solche Portraits der Dichter Max Jacob, Arthur Rimbaud oder Paul Eluard finden sich nun auch im Museum Lothar Fischer neben den Themenkreisen „Künstler und Modell“, „Szenen am Strand“ oder den Mythen von Minotaurus und Faun“.
Ausstellung bis 16. Februar in Neumarkt zu sehen
Und natürlich ist eine Picasso-Schau ohne die sehr vielen Frauen in dessen Leben von Dora Maar über Francoise Gilot bis zu Jacqueline Roque nicht denkbar. Wegen seines Frauenbildes stehen mancherorts in der Öffentlichkeit heute nicht mehr nur Ewigkeits-Kunst wie die Friedenstaube oder Guernica im Focus, sondern eine posthume Me-Too-Diskussion über den Umgang des Malers mit „seinen“ Frauen. Macht habe er über sie ausgeübt und seine Muse Marie-Thérèrse Walter sei minderjährig gewesen, als Picasso sie in Paris ansprach.
Christiane Lange nahm Picasso in Schutz, der wie kein anderer für die Kunst des 20. Jahrhunderts stehe. „Das erinnert mich an die bornierten Menschen der 60er, die Picasso wegen seiner Mitgliedschaft in der KP kritisierten. Das eine wie das andere geht an der Sache vorbei.“
In einer Zeit, als in der Freien Welt die Abstraktion als künstlerisches Nonplusultra gefeiert wurde, habe Picassos Tun weiter figürlich und kreatürlich um die Frage gekreist: „Warum sind Frauen so ungeheuer begehrenswert?“.
Die Ausstellung im Museum Lothar Fischer ist nun bis 16. Februar zu sehen. Und am 21. November um 19 Uhr wird der BR-Film „Picasso und die Frauen“ gezeigt.
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