Festakt
Caritas bietet Familien in Neumarkt seit 50 Jahre psychologische Beratung an

21.11.2023 | Stand 21.11.2023, 17:00 Uhr

Der erste Leiter der Beratungsstelle Hans Deß mit seinem Nachfolger Thomas Schnelzer, Landrat Willibald Gailler, Caritaspräses Alfred Rottler, Caritasdirektor Alfred Frank und seinem Stellvertreter Andreas Steppberger (v.l.) feierten das Jubiläum. Foto: Josef Wittmann

Seit einem halben Jahrhundert unterstützt die Psychologische Beratungsstelle der Caritas in Neumarkt Familien. Das hat ihr Leiter Thomas Schnelzer am Dienstag mit gut 70 Gästen im Festsaal des Klosters St. Josef gefeiert.

Nach den bayerischen Großstädten erhielt 1973 auch das damals noch etwas verschlafene Neumarkt im eben erst geformten Landkreis eine Erziehungsberatungsstelle, blickte Schnelzer zurück. Die Leitung übernahm damals für 32 Jahre sein Vorgänger Hans Deß, der auch zum Jubiläum ins Kloster gekommen war.

Weil die Neumarkter einer Beratungsstelle für die Psyche jedoch recht skeptisch gegenübergestanden hätten, habe man eine Erziehungsberatung installiert, erzählte Deß schmunzelnd. Denn dass Hilfe bei Problemen mit dem Nachwuchs sinnvoll sei, habe man auch damals schon bejaht. Außerdem sei den Oberen in Eichstätt zu jener Zeit zu viel Psychologie statt Theologie suspekt gewesen, ließ der Pensionär augenzwinkernd durchblicken.

Inzwischen darf sich die ehemalige Erziehungsberatungsstelle ganz unverblümt auch wissenschaftlich um die Seelen ihrer Klienten kümmern. Die Bandbreite reiche von Schulschwierigkeiten über Suchtprobleme bis hin zu psychischen Erkrankungen, zählte Schnelzer auf. Mobbing in der Schule, Streit in der Familie, Selbstwertprobleme und Suizidgdanken gehörten ebenso zu den Herausforderungen wie psychische Erkrankungen in der Familie und deren Neuordnung nach Scheidungen, Gewalterfahrungen und Missbrauch.

„Es ist schwierig und fragwürdig, eine scharfe Trennung zwischen Beratung und Psychotherapie vorzunehmen, vielmehr bestehen fließende Übergänge.“ Vor der Psychologie hatte der junge Neumarkter Thomas Schnelzer seinerzeit ein Theologiestudium absolviert. „Ohne den Glauben könnte ich meinen Beruf nicht ausüben. Ohne ihn hätte ich nicht einmal Psychologie studiert“, verriet Schnelzer, der an der Uni Eichstätt auch Pastoraltheologie und -psychologie lehrt.

Er spürte wissenschaftlich fundiert mit vielen Quellen der Frage nach, wie wichtig die Religion für einen Caritasmitarbeiter sei. Sein Fazit: „Man muss nicht Christ sein, um in der Caritas Gutes zu tun. Aber „eine christliche Motivation für helfendes Tun ist eine zentrale Ressource für die psychische Stabilität und ein wichtiger Schutzfaktor gegen psychische Störungen.“

Das gelte gerade auch für jene Mitarbeiter, die sich ihrer Kirche kritisch verbunden fühlten. „Es ist fraglich, ob es ohne Christentum die Nächstenliebe gäbe."

Zweite Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger überbrachte stellvertretend für Oberbürgermeister Thomas Thumann die Grüße der Stadt. Als sie vor Jahren noch Mitarbeiterin des Kreisjugendamtes gewesen sei, habe sie schon die Caritasberatung in der Ringstraße und ihr Personal im Ringen um gute Lösungen geschätzt, sagte sie. Und Landrat Willibald Gailler hob hervor, wie gut es sei, dass es durch die Caritas abseits der Behörden niedrigschwellige Hilfsangebote gibt.