Der Umbau und die Generalsanierung des Parsberger Gymnasiums ist ein großer Finanzbrocken für den Landkreis Neumarkt. Allein die Preise für die Tischlerarbeiten sind um rund 50 Prozent gestiegen.
Im Mittelpunkt der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Landwirtschaft und Umwelt waren am Donnerstag die Schulen des Landkreises in Parsberg gestanden. Es galt, für den zweiten Bauabschnitt des Gymnasiums Aufträge zu vergeben. Für die Einbaumöbel hatte man vor einigen Jahren etwa 180 000 Euro brutto kalkuliert.
Auftrag für Berchinger Firma Karl Streb
Die Angebote der Firmen lagen nun allerdings zwischen 276 000 und fast 600 000 Euro. Tatsächlich liege der „Preissteigerungsindex beim Gewerk Tischler“ bei exakt 50 Prozent, informierte Sachgebietsleiter Tobias Schneider die Kreisräte in der Sitzung. Das entspreche annähernd dem günstigsten Bieter, nämlich der Firma Karl Streb GmbH in Berching, die dann auch den Zuschlag bekam.
Ein weiterer großer finanzieller Brocken sind die Erdbauarbeiten im nördlichen Innenhof des Gymnasiums. Auch hier hat die Realität die Kalkulation um mehr als 40 Prozent übertroffen. Eine knappe halbe Million Euro kostet das Gewerk den kommunalen Bauherren nun. Schuld an der enormen Preissteigerung im Tief- und Kanalbau, die weit über „normalen“ Preissteigerungen liege, seien die Corona- und Ukraine-Krisen, erfuhren die Kreisräte. Außerdem gesellten sich zur seinerzeitigen Kalkulation noch 20 000 Euro für zusätzlich nötige Zugänge und Fluchtwege. Den Zuschlag für diese Arbeiten bekam die Firma Wittl Bau aus Beratzhausen.
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Momentan ergebe sich damit ein Vergabestand von 72 Prozent, rechnete Tobias Schneider vor. Die Gesamtkosten der schon vergebenen Gewerke belaufen sich aktuell auf rund 24,1 Millionen Euro. Das seien 2,1 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. „Momentan sind wir noch in einem vernünftigen Rahmen, aber wir sind ja noch nicht fertig“, kommentierte dies Landrat Willibald Gailler.
Ähnliche Beträge muss der Kämmerer des Landkreises auch für die Edith-Stein-Realschule in Parsberg schlucken. Für die Außenanlagen im Umfeld des Neubaus und die „Ertüchtigung des Pausenhofs im Zuge der neuen Regenrückhaltung“ beläuft sich das günstigste Angebot der Firma Seidl Scherübl aus Hemau auf knapp 440 000 Euro. Es liegt etwas mehr als 2,4 Prozent über der ursprünglichen Kalkulation.
Landkreis Neumarkt hebt Pauschale an
„Nicht allein im Schreiben und Lesen übt sich ein vernünftig Wesen“, reimte einst Wilhelm Busch und so wird auch der Landkreis nicht nur für seine Schulen zur Kasse gebeten, sondern auch für seine Straßen. Seinerseits berechnet er bei Bauprojekten für seine Arbeit von der Planung über die Vergabe bis zur Bauleitung eine sogenannte Verwaltungskostenpauschale, wenn dabei Leistungen für Dritte erbracht werden. Diese Vergütung wurde 2012 für Kreuzungen und Ortsdurchfahrten auf inzwischen nicht mehr kostendeckende fünf Prozent der Kosten festgelegt.
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Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr hat der Kostenentwicklung Rechnung getragen und die Verwaltungspauschale des Freistaats Bayern gegenüber Dritten für „Neufälle“ einheitlich auf 15 Prozent der jeweiligen Grunderwerbs- und Baukosten festgelegt. Diesen Satz übernimmt nun mit sofortiger Wirkung auch der Landkreis, „wenn alle Ingenieurleistungen einschließlich der Planung durch die Tiefbauverwaltung erbracht werden“.
Für Bauleitungsvereinbarungen bei Tiefbaumaßnahmen durch den Landkreis gelten weiterhin für die Bauoberleitung fünf Prozent bzw. zwei Prozent für die Erstellung der Antragsunterlagen bei öffentlich geförderten Baumaßnahmen, verspricht Sachgebietsleiter Johann Schmauser.
Und auch am 1999 gefassten Beschluss, dass Planung und Bauleitung für Radwege an Kreisstraßen von der Tiefbauverwaltung ohne Verrechnung erstellt werden können, wird nicht gerüttelt.
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