Seit einem Autounfall mit 27 Jahren sitzt Petra Hofbauer im Rollstuhl. Die heute 59-jährige ist auf viele helfende Hände angewiesen, denn ihre eigenen können nicht mehr greifen. Doch nun gehen ihr die Helfer aus.
„Ich habe in den vergangenen 32 Jahren viele Menschen schätzen gelernt, die mir geholfen haben. Ich habe so Kraft zum Leben schöpfen können und dafür bin ich sehr dankbar“, erzählt Hofbauer. Doch jetzt sei sie am Ende, denn – warum auch immer – viele ihrer Helfer seien auf einmal weg gewesen. „Sei es durch Wegzug, weil sie sich beruflich verändern oder für einen eigenen Pflegefall in der Familie ausgelastet sind.“
„Du bist wichtig“ – Ein Appell
Unter dem Motto „Du bist wichtig“ wendet sich Hofbauer nun an Menschen, die sich eine attraktive Zuverdienstmöglichkeit auf 530-Euro-Basis wünschen und zudem eine ehrliche Wertschätzung für ihre Arbeit erhalten. Hofbauer braucht Unterstützung bei leichten Arbeiten im Haushalt und bei pflegerischen Tätigkeiten. Wichtig ist Hofbauer die Feststellung, dass man kein Profi , etwa in der Pflege sein müsse. „Alles ist erlernbar“, weiß Hofbauer aus Erfahrung.
Vor 32 Jahren änderte sich das Leben radikal
Dann holt sie aus und spricht von ihrem Autounfall: „Als junges Mädchen war ich ein Wirbelwind, war viel Tanzen und verdiente mir neben meinem Beruf als Kindererzieherin etwas Geld als Bedienung dazu.“ Und sie ging gerne reiten. Nach der Arbeit im Pferdestall auf dem Rückweg nach Hause sei es zu dem Autounfall gekommen. Sie wisse nichts mehr über den Hergang. Doch sie wurde dabei aus dem Auto geschleudert. Nur durch Zufall, als ein Polizeiauto auf dem Weg zu einem Einsatz war, wurde sie entdeckt.
Das Problem sind die Hände
„Wie durch ein Wunder habe ich überlebt“, sagt sie. Doch seitdem ist Petra Hofbauer querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Die 59-jährige erklärt, dass es natürlich auch bei Rollstuhlfahrern Unterschiede in der Behinderung gebe. „Ich kann mich zwar damit fortbewegen, aber meine Hände sind mir keine Hilfe“. Sie könne weder etwas greifen, geschweige denn festhalten.
Das Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Behinderter (ZSL) in Erlangen habe ihr in den ersten Jahren viel organisiert und sie viel unterstützt, so dass sie sogar ihre Arbeit als Erzieherin in einem Waldkindergarten wieder antreten konnte. In Menschen, die sie nicht vergessen hatten, habe sie erste Kraftquellen gefunden. Dann ließen sie Beschäftigungstherapien mit Kindern, ihr eigenes Handicap vergessen, und später auch wieder das Reiten. „Ich habe meinen Lebensmut nicht verloren“, sagt sie, während sie auf ihrer Terrasse sitzt und in die Ferne blickt.
Ein selbstbestimmtes Leben führen
Meditation sei ihr auch eine Hilfe gewesen und dank des großen Netzwerks des ZSL führe sie ein eigenständiges Leben. „Ich singe auch gerne und seit zehn Jahren mache ich Auftritte unter dem Namen ,Petra und die Bigband‘“. Die Idee kam ihr durch die Teilnahme an einem „Krüppeltheater“ unter der Leitung von Karin Simon aus Lupburg.
„Dass ich auf viele Hände angewiesen bin, gehört zu meinem Leben“, sagt sie. Auch wenn es immer mal wieder Wechsel gegeben habe, stets hätten sich liebe Menschen gefunden, die ihr den kleinen Haushalt machen, einkaufen gehen und das Essen vorbereiten.
Sie erhalte zwar die finanziellen Mittel für die Helfer, müsse aber alles protokollieren und planen. „Ich brauche täglich Hilfe“, erklärt sie. Ihren Tagesablauf habe sie in Zeitfenster aufgeteilt. Dort gebe es nun Lücken: donnerstags von 10.30 bis 12 Uhr, Donnerstags bis Samstags von 15.30 bis 17 Uhr, sowie Mittwochs bis Samstags von 21.15 bis 22.15 Uhr. Diese Zeitfenster seien nicht mehr fest vergeben. Jeden Morgen wacht sie mit der Angst auf, nicht versorgt zu werden.
Pflegehilfe ohne Zeitdruck
Ihre Hände zittern, man spürt ihre Belastung, als sie sagt: „Warum auch immer, derzeit findet sich niemand – trotz Aushängen und Unterstützung auf Facebook. “
„Ich wiege nur 50 Kilo“, sagt Hofbauer. Im Gegensatz zu Pflegepersonal, das mit einer Stoppuhr helfe, versichert sie ihren Helfern, dass sie keinen Zeitdruck hätten. Hofbauer verspricht ein freundschaftliches Miteinander, das bisher immer entstanden sei und sagt dann: „Ich nehme auch diese Situation an, ich werde bald wieder Menschen kennenlernen, die mir helfen und mit denen ich nicht nur übers Wetter und die Krankheit sprechen muss.“
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