27. Agrarforum in Neumarkt
Mehr Humus soll für gesunde Böden und mehr Grundwasser im Landkreis Neumarkt sorgen

29.02.2024 | Stand 29.02.2024, 15:58 Uhr |
Heike Regnet

Franz Josef Herrler (2. v. re.), Vorsitzender der Kooperation „Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura“ war Hauptreferent beim 27. Agrarforum in Neumarkt. Foto: Heike Regnet

„Wenn die Natur nicht gesund ist, werden auch wir Menschen krank“, solch klare Worte sprach Experte Franz Josef Herrler beim 27. Agrarforum am Mittwoch im Johanneszentrum Neumarkt. Im Fokus stand das Wasser und auch, welche Auswirkungen die Landbewirtschaftung auf die Grundwasserneubildung hat.

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Peter Hollweck, Vorsitzender des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung dankte für die Organisation des Forums, an erster Stelle Johann Paulus vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) sowie der Sparkasse für die Unterstützung. „Wir sind stolz darauf, Initiator des Agrarforums zu sein“, sagte Vorstandsmitglied der Sparkasse Neumarkt-Parsberg Wolfgang Meier.

58000 Hektar landwirtschaftliche Fläche



„Die Landwirtschaft im Landkreis Neumarkt leistet sehr viel“, lobte AELF-Behördenleiter Harald Gebhardt. Zugleich appellierte er an die Landwirte, sich bei der laufenden Fragebogenaktion und bei Revierbegängen im Wald einzubringen, um mit den eingeholten Meinungen Verbesserungen für die Betriebe erarbeiten zu können. Landrat Willibald Gailler sah die Landwirtschaft „auf einem sehr guten Weg“. Im Landkreis Neumarkt gebe es 58 000 Hektar landwirtschaftliche Fläche, 1850 landwirtschaftliche Betriebe, davon 220 Ökobetriebe und 528 im Haupterwerb.

Versorgung und Umweltschutz als „weiter Spagat“



„Wir sind bereit für Veränderungen, aber es muss sich für die Betriebe auch rechnen“, betonte BBV-Kreisobmann Michael Gruber. Trotz verschärfter Vorschriften und „großer Ungerechtigkeiten“ habe die Landwirtschaft ihre Hausaufgaben gemacht. „Wir sind auch bereit, noch besser zu werden.“ Die Aufgabe der Landwirtschaft, die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen und dabei zugleich ein Maximum an Umweltschutz zu leisten, sei jedoch „ein verdammt weiter Spagat“.

Fakten und Lösungsvorschläge

Referent Franz Josef Herrler, lieferte in seinem Vortrag „Das Wasser muss runter und nicht weg!“ nicht nur Fakten sondern auch Lösungsvorschläge. Als Vorsitzender der Kooperation „Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura“ betonte er: „Wir sind nicht der Gegner der Landwirtschaft, sondern wir wollen mit ins Boot.“ Seit 1990 hätten wegen Qualitätsmängeln 15 Prozent der Wasserfassungen im Bezirk des Wasserwirtschaftsamts Regensburg aufgegeben werden müssen. „Grundwasserneubildung und Klimaschutz gehört zusammen,“ so Herrler. „Die Klimaveränderung tut weh und wir müssen reagieren.“ Seit 1951 sei in Bayern ein Temperaturanstieg von 1,9 Grad verzeichnet worden. Eine gute Informationsquelle sei die Seite https://Klimainformationssystem.bayern.de.

Dringender Handlungsbedarf



Mit Blick auf die stetig schmäler werdenden Grundwasserströme müsse dringend gehandelt werden. „Hitzetage mit über 30 Grad sind fürs Bodenleben dramatisch. Trotz genügend Regen kriegen wir das Wasser nicht mehr runter“. Die Landwirtschaft müsse sich dem anpassen – „eine wahnsinnige Herausforderung und jeder Tag zählt.“

Erosion müsse entgegengewirkt werden. Für gesunden Boden sei der Humusaufbau wichtig. „Das Wasser soll nach unten und nicht wegfließen. Wir brauchen eine abflussbremsende wasserrückhaltende Flurgestaltung“, so Herrler. Hecken seien wichtig, ein Waldumbau zwingend erforderlich.

Die Gesundheit des Bodens ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft.“ Beim Einsatz für ein besseres Bodengefüge müssten die Landwirte unterstützt werden. Als Wasserversorger setze er sich dafür ein, dass Gelder zweckgebunden in der Fläche bleiben. „Wir brauchen mehr Grün und wir haben es selbst in der Hand, etwas zu verändern.“

Mehr Humus in der Fläche

BBV-Kreisobmann Gruber fragte nach: „Kleegras wäre für Humus gut, aber was machen wir damit, wenn sich der Tierbestand halbiert?“ Hier sei die Politik gefordert, so Gruber. Franz Ehrnsperger appellierte zu handeln. „Wir brauchen die Schwammlandschaft mit mehr Humus in der Fläche.“ Nachgefragt wurde auch zu Freiflächen-PV-Anlagen. Herrler plädierte dafür, diese bevorzugt in Wasserschutzgebieten aufzustellen. „Dann gibt es dort auch keine Pestizide.“

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