EM- und WM-Medaillen
Mit 44 Jahren ist der Neumarkter Marco Benz in der Form seines Lebens

12.11.2024 | Stand 12.11.2024, 14:30 Uhr |
Gerd Schlittenbauer

Wie ein altes Ehepaar: Trainer Hans Lang (l.) und Läufer Marco Benz freuen sich über Medaillen bei der WM und EM. Foto: Schlittenbauer

Der Neumarkter Läufer Marco Benz hat in diesem Jahr eine überwältigende Bilanz eingefahren: „Es waren die besten Ergebnisse meines Lebens“, sagt er. Höhepunkt ist sicher der Team-Weltmeistertitel im Crosslauf M 40 in Göteborg. Einen großen Anteil am Erfolg hat sein Trainer Hans Lang.

„Wir arbeiten seit 20 Jahren zusammen und sind fast wie ein altes Ehepaar – nur streiten wir nicht“, sagt Hans Lang süffisant. Mit 21 Jahren hat Marco Benz angefangen zu laufen, mit 44 kam jetzt die Leistungsexplosion.

„Schon in der Winter-Vorbereitung habe ich mich sehr gut gefühlt“, sagt Marco Benz. Sein Neubau war endlich abgeschlossen, das persönliche Umfeld harmonisiert, und nun konnte er die volle Kraft in seinen geliebten Laufsport investieren.

Erster Start für Deutschland

Los ging es im März im polnischen Torun. Zum ersten Mal startete Marco Benz für die deutsche Nationalmannschaft – in der Seniorenklasse gibt es keine Quali. In diesem EM-Crosslauf stellte sich die Mannschaft erst nach dem Wettbewerb nach den besten Laufzeiten auf. „Da landest Du mit zwei Läufern auf dem Treppchen, die Du vielleicht zuvor noch nie gesehen hast“, erklärt Trainer Lang.

Mit dabei war der Neumarkter Läufer Michael Lang. Benz und Lang landeten unter den besten drei Deutschen – Marco war eine Sekunde schneller als sein Neumarkter Kollege. Beide liefen zusammen mit einem Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen auf Rang zwei der Europameisterschaft.

Angespornt von diesem Erfolg startete der Neumarkter drei Tage später beim Torun-Marathon. „Eigentlich passen Crosslauf und Marathon nicht zusammen“, sagt sein Trainer Hans Lang. „Wir legten den Schwerpunkt auf das Cross-Training, das mit dem Marathon wollten wir irgendwie hinkriegen.“ Marco Benz wollte unbedingt beide Läufe in Polen absolvieren. Im Marathon rutschte er in die M35 und lief mit 2:37:38 Stunden persönliche Bestzeit. Im Team schaffte er damit die Vize-Europameisterschaft und holte seine zweite Silbermedaille für Deutschland in Torun. In der Einzelwertung der AK40 war er Marathon-Fünfter.

Ende Mai ging es auf die portugiesische Insel Porto Santo in der Nähe von Madeira. Der deutsche Leichtathletik-Verband hatte Marco Benz für die M40-Cross-Staffel über dreimal zwei Kilometer nominiert. Und prompt holte Marco Benz dort die EM-Goldmedaille für Deutschland.

Dem nicht genug – der Neumarkter startete auf Porto Santo auch über zehn Kilometer Straße und wurde Vize-Europameister M40 und am dritten Tag lief er auch noch den Halbmarathon und holte mit Team Deutschland die europäische Silbermedaille. „Ein normaler Mensch schafft sowas nicht – drei solche Läufe an drei aufeinanderfolgenden Tagen“, sagt Trainer Hans Lang dazu nur.

Mit fünf EM-Medaillen im Gepäck bereitete sich Marco Benz schließlich auf den Saisonhöhepunkt vor – die Weltmeisterschaft im Crosslauf. „Entscheidend war, dass wir auch Schnelligkeit trainiert haben“, sagt Benz. „Das kam mir in allen Bereichen zugute. Ich hatte nicht das Gefühl, dass meine Leistung mit 44 Jahren heuer schlechter wurde – im Gegenteil. Es kam zum Leistungshöhepunkt.“ Und dieser dokumentierte sich schließlich in dem Coup: In Göteborg startete Marco Benz zum ersten Mal in seinem Leben bei einer WM der Nationalmannschaften – und wurde mit dem Team prompt M40-Weltmeister im Crosslauf.

Unter den Top Ten gelandet

„Das Wetter war top – die Strecke relativ flach, meist Wiese“. So gerieten die guten Straßenläufer zu seinen Konkurrenten. „Sonst wäre vielleicht sogar eine Einzelmedaille drin gewesen“. Alle drei Deutschen landeten unter den Top Ten, Marco Benz war Sechster der Einzelwertung.

Drei Deutsche schaffen es sogar in den WM-Halbmarathon. Hier gab es ein Wiedersehen mit dem Neumarkter Michael Lang, der als Elfter zwei Plätze vor Marco Benz landete, der 13. wurde. Am Ende fehlten 45 Sekunden zur Medaille, weil der dritte Deutsche kein Halbmarathonspezialist war.

Es versteht sich von selbst, dass Marco Benz, nachdem er gerade leichte Überlastungs-Blessuren auskuriert, 2025 wieder voll angreifen will, ganz nach dem Motto: „Ich möchte auch mit 45 Jahren ganz oben dabei sein.“

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