Am 13. Januar 2024 jährte es sich zum 100. Mal, dass der berühmte Sohn Freystadts Professor Dr. Ernst Schweninger in München verstorben ist. Dort ist er auch auf dem Friedhof in Solln begraben. Berühmt aber wurde Schweninger als Leibarzt des Reichskanzler Otto von Bismarck.
Den 100. Todestag nahm der Münzverein Neumarkt zum Anlass, seine 69.Medaille ihm zu widmen. Sei es dem Verein doch wichtig, bekannte Persönlichkeiten der Heimatgeschichte in den Vordergrund zu rücken, so die beiden Vorsitzenden Florian Klenovsky und Andreas Meyer.
Der Archivpfleger der Stadt Freystadt, Josef Motz, unterstützte den Münzverein Neumarkt dabei mit viel geschichtlichem Hintergrundwissen über die Familie Schweninger, die in Freystadt wohnte.
Berühmtes Geburtshaus
Johann Baptist Ernst Schweninger war der Sohn des Arztes Dr. Franz Seraph Schweninger, späterer Landgerichtsarzt in Neumarkt, und dessen Frau Fanny, geborene Freiin von Schacky von Offendorf. Er kam am 15. Juni 1850 im Burkschen Benefiziatenhaus am Marktplatz 8 (heute: Marktplatz 46) zur Welt. So besagen es die Taufmatrikel der Pfarrei Freystadt. Zwei Tage später wurde er getauft. Taufpate war kein geringerer als Johann Baptist von Lottner, Regierungsdirektor in Regensburg.
In Freystadt, im Burkschen Benefiziatenhaus wohnte die Familie seit 1846 zur Miete. Das Haus selbst hat eine bewegte Geschichte: Der gebürtige Freystädter Franz Xaver Burk, Pfarrer in Großalfalterbach, hatte im Jahre 1820 8000 Gulden für eine „Benefiziumsstiftung“ ausgegeben. Von den Zinsen sollte ein Benefiziat bezahlt werden. Von der Stiftung wurde 1827 das Haus am Marktplatz gekauft und als Wohnsitz für den Benefiziaten bestimmt. Die Besetzung des Benefiziums überließ der Stifter n Bürgern und Stadtrat.
Der Vater, Dr. Franz Seraph Schweninger, wäre vielleicht in Freystadt geblieben. Doch ihm wurde die Wohnung gekündigt. Er musste nach langem Hin und Her 1854 die Wohnung im Benefiziatenhaus räumen, weil der neu bestellte Burksche Benefiziat auf seinem Wohnrecht in diesem Haus beharrte.
Schweninger zog mit seiner Familie nach Neumarkt, wo er kurz darauf zum Amtsarzt berufen wurde. Als solcher hatte er unter anderem die Aufsicht über das gesamte Heilpersonal vom Bader bis zur Hebamme sowie die Aufsicht über die Medizinaleinrichtungen des Bezirks. 1891 starb er.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus in Freystadt bei einer Bombardierung am 18.April1945 durch einen Volltreffer völlig zerstört. 1950 wurde es unter Stadtpfarrer Franz Xaver Lederer wieder aufgebaut.
Ernst Schweninger studierte ab 1866 in München, Straßburg und Wien. 1870 wurde er Assistent bei Ludwig von Buhl, habilitierte 1875 an der Universität für pathologische Anatomie und begann 1879 eine ausgedehntere praktische ärztliche Tätigkeit unter anderem in Groß-Lichterfelde in Berlin.
Berühmtheit erlangte er als „Leibarzt“ des Reichskanzlers Otto von Bismarck, da es ihm gelungen war, den von anderen Medizinern totgesagten Politiker erfolgreich zu behandeln. So blieb er von 1882 bis zu dessen Tod 1898 an der Seite Bismarcks. Der Mediziner zog dann nach München, wo er am 13. Januar 1924, also vor 100 Jahren, verstarb.
Schweninger ließ sich von Bismarck nichts gefallen, so dass der Kanzler später über ihn sagte: „Bis jetzt habe ich die Ärzte behandelt, jetzt aber behandelt Schweninger mich.“ Der Name „Bismarckhering“ geht wohl auf Schweninger zurück, denn Bismarck aß und trank maßlos. Da half nur eine Diät. Schweninger nutzte die Vorliebe Bismarcks für Fisch für seine „Therapie“ aus und setzte den Reichskanzler auf Diät mit Fisch und Heringen.
Zwei Straßen benannt
In der Folge wurde er 1884 zum außerordentlichen Professor an der Berliner Universität berufen, zum außerordentlichen Mitglied des Gesundheitsamtes und zum Direktor der Abteilung für Hautkrankheiten an der Charité ernannt.
Neumarkt erinnert seit 1912 mit der Schweningerstraße an Dr. Franz Seraph, Freystadt benannte die Schweningerstraße 1979 nach seinem Sohn Dr. Ernst Schweninger. Kurios ist die Schreibweise mit einem „n“. In der Taufmatrikel wird Schwenninger mit zwei „n“ geschrieben.
Die Medaille in Feinsilber patiniert (40 Gramm) mit einem Durchmesser von 40 Millimeter kostet 135 Euro, in Kupfer patiniert (43,50 Gramm, Durchmesser 40 mm) kostet 55 Euro . Bestellungen sind im Internet möglich unter: www.muenzverein-neumarkt.de.
Zu den Kommentaren