Der Vertrag mit dem Freistaat Bayern ist unterschrieben. Nach dem aktuellen Stand der Dinge werden in Kürze 20 bis 25 Migranten in den seit rund einem Jahr leerstehenden Gasthof zur Post in Breitenbrunn einziehen.
Es rumort in der Bevölkerung des Marktfleckens. Schnell hat die Runde gemacht, dass Karl Ferstl, der Eigentümer der am Marktplatz von Breitenbrunn befindlichen Traditionsgaststätte, seine Fremdenzimmer für Asylsuchende zur Verfügung stellen möchte. Unter der Hand wurden und werden immer wieder von vielen Bürgerinnen und Bürgern dazu Bedenken geäußert. Befürchtungen werden dabei laut, dass vor allem alleinstehende männliche Migranten in das zentral gelegene historische Gebäude am Marktplatz kommen könnten.
Aus diesem Grund hat unsere Zeitung bei Ferstl nachgefragt und sich über die aktuelle Situation erkundigt. Der bestätigt grundsätzlich am Telefon, dass der Vertrag mit dem Freistaat Bayern zur Vermietung der zwölf Fremdenzimmer in trockenen Tüchern sei. Das Vertragswerk habe eine Laufzeit von zwei Jahren. Allerdings unter der Voraussetzung, dass die Belegung des Gebäudes mit Asyl suchenden Menschen nicht zu negativen Vorkommnissen führe.
Keine Unterbringung alleinstehender Männer
Ferstl ist im Gespräch bemüht, den Kritikern mit all ihren Sorgen und Bedenken ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ihm liege ein Schreiben des Landratsamtes Neumarkt vor, sagt er, dass ausschließlich Familien und alleinstehende Personen mit Kindern in dem Gasthof untergebracht würden. Die beiden Einzelzimmer seien für Personen mit besonderem Unterbringungsbedarf, sprich: alleinerziehende Mütter, reserviert. „Mir wurde definitiv zugesagt, dass keine ledigen Männer nach Breitenbrunn kommen“, so Ferstl.
Im Übrigen verweist er darauf, dass im Ort schon eine gewisse Anzahl an Migranten lebe, ohne dass es dadurch aus seiner Sicht zu nennenswerten Problemen gekommen sei. Und noch etwas stellt Ferstl klar: „Die Initiative zu der ganzen Sache ist nicht von mir ausgegangen. Das Landratsamt, das stetig auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für Migranten ist, ist auf mein Gebäude aufmerksam geworden und an mich herangetreten.“
Wenig erfreut darüber, dass aus dem Gasthof zur Post eine Asylunterkunft wird und dass die entsprechenden Verträge schon unterzeichnet sind, zeigt sich Bürgermeister Johann Lanzhammer (FW). „In unserer Gesamtgemeinde leben schon jetzt 64 Flüchtlinge, davon 27 aus der Ukraine. Für eine Kommune in der Größenordnung von Breitenbrunn ist das meiner Meinung nach ausreichend.“
Was den Gasthof zur Post betrifft, so habe er bereits das Gespräch mit dem Eigentümer gesucht. Aber hier seien der Gemeinde die Hände gebunden, weil dieser nichts anderes tue, als seine Fremdenzimmer an den Freistaat zu vermieten. Das Einzige was man tun könne und werde, sei an das Landratsamt zu appellieren, dass wirklich nur Familien und alleinstehende Frauen in den Marktflecken geschickt werden. „Aber alles andere könne man wahrscheinlich auch nicht ausschließen“, befürchtet Lanzhammer. Deswegen sei er von der Situation zwar ganz und gar nicht begeistert, aber wenn lediglich Familien und Frauen mit Kindern kommen, sei dies noch bis zu einem gewissen Grad tolerabel.
Gasthof wurde in der Zeit der Wildensteiner gebaut
Die Geschichte des Gasthofs zur Post und damit der Posthalterei in Breitenbrunn geht Jahrhunderte zurück. Das markante Gebäude mit dem Treppengiebel und den zwei Erkern beherrscht noch heute mit seiner Größe und Formgebung den Marktplatz. Es wirkt fast wie ein Schloss und dokumentiert anschaulich die Bedeutung von Breitenbrunn und den Wohlstand seiner Bürger im 16. Jahrhundert. Erbaut wurde es vermutlich im Jahr 1576, in der Zeit der Wildensteiner. Ab dem Jahr 1615 war in dem Gebäude nachweisbar auch eine Brauerei. In den vergangenen Jahren hatte das traditionelle Wirtshaus, abgesehen von einer etwas mehr als sechsjährigen und bis Ende 2018 dauernden Phase, in regelmäßigen Abständen geschlossen.
Im April des vergangenen Jahres keimte kurz einmal Hoffnung auf, dass es mit der Gaststätte gut weitergehen könnte. Knapp ein halbes Jahr später war es vorbei mit der Euphorie und der Wirt schon wieder fort. Seit dem steht das Gebäude leer und die Bemühungen seines Eigentümers neue Pächter zu finden waren nicht von Erfolggekrönt. Jetzt wird es, so wie gesagt der Stand der Dinge, einem neuen Zweck zugeführt und zur Migrantenunterkunft umfunktioniert.
swp
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