Tradition zur Martinskirchweih
Warum glich der Kirchweihbaum in Lengenfeld eher einem Christbaum? Eine wilde Geschichte

12.11.2024 | Stand 12.11.2024, 13:06 Uhr |
Wolfgang Schön

Auch wenn er letztendlich wie ein Christbaum aussah: Die Lengenfelder Dorfjugend versammelte sich trotzdem mit Stolz und Freude um ihren Kirchweihbaum im Ort. Foto: Wolfgang Schön

Die Lengenfelder Dorfjugend hat zur Martinskirchweih ganz nach alter Tradition einen Kirchweihbaum aufgestellt. Doch der sah beim ersten Hinsehen eher aus, wie ein Christbaum. Was war geschehen?

In Lengenfeld weiß man mit Traditionen umzugehen, die Feier der Martinskirchweih mit dem Martini-Umritt war einmal mehr der beste Beweis dafür, wie selbst der Landrat beim Umzug bestätigte.

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Soweit man zurückdenken kann, haben die Burschen und Mädel der Dorfjugend in der Ortsmitte stets einen stattlichen Kirchweihbaum aufgestellt. „Je höher der Kirchweihbaum, desto stolzer der Ort“. Den halben Tag dauerte oft das Spektakel, bis der Baum an Ort und Stelle war – geschält, mit Bändern und Kränzen verziert und dann mit Muskelkraft in die Höhe gehievt. Verkehrsbehinderungen wurden dafür stets billigend in Kauf genommen.

Verkehrsbehörde schritt in Lengenfeld ein



Nun kam es aber ganz anders: Der Verkehrsbehörde des Landratsamtes in Neumarkt war dieses Treiben offenbar ein Dorn im Auge. Nach Gesprächen kam man überein, dass der Kirchweihbaum künftig bei der Vereinsgastwirtschaft außerhalb des Ortes beim DJK-Sportgelände aufgestellt wird. Die Meinung im Ort war gespalten. Die Jugend akzeptierte die behördliche Anordnung und stellte ihren Kirchweihbaum am Samstag am vereinbarten Platz auf, schließlich wurde schon einige Jahre beim Vereinsheim das Barzelt aufgestellt und das Kirchweihtreiben hier abgehalten.

Unverständnis und ein „Baumfrevel



Ältere sahen und sehen dies offenbar anders. „Der Kirchweihbaum gehört ins Dorf, das ist Tradition“, wurde geäußert. Was war die Folge? In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde der Kirchweihbaum am Sportgelände von „Frevlern“ so tief angeschnitten, dass der Baum nach Entdecken der Tat vorsorglich umgeschnitten werden musste. Der tiefe Einschnitt hätte leicht dafür sorgen können, dass der Baum umstürzt – mit ungeahnten Folgen, wie geäußert wurde.

Natürlich habe es Spekulationen über vermeintliche Täter gegeben, auf die man öffentlich aber nicht weiter eingehen wolle, teilt die Dorfjugend mit.

Der ehemals stolze Baum wurde gekappt



Doch war am Sonntagmorgen guter Rat teuer: Eine Kirchweih ohne Kirchweihbaum, das gehe doch nicht. Schon wegen der Tradition, da werde man ja ausgelacht, so die Meinung der Burschen und Mädel. Flugs wurde am Sonntag die Spitze vom umgelegten Kirchenweihbaum abgeschnitten und in der Ortsmitte an alter Stelle aufgestellt. Da war er nun. der neue Kirchweihbaum – allerdings glich der nun eher einem Christbaum.

Der neue Lengenfelder Kirchweihbaum war am Sonntag und auch bei der Nachkirchweih am Montag natürlich das Gesprächsthema Nummer eins. Zwischenzeitlich soll er schon gänzlich zerlegt und im Ofen gelandet sein, wie in Erfahrung gebracht werden konnte. Eins bestätigt die Geschichte jedoch: In Lengenfeld lebt die Tradition, und der Landrat hat recht. „Wo die Tradition lebt, da sind auch das Leben und die Welt noch in Ordnung“, so sagte Willibald Gailler am Sonntag beim Martini-Umritt.

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