Eigentlich wollte Sabrina Naumann aus Neumarkt nur eines: Dem verstorbenen Papa ihres zehnjährigen Sohnes Darren eine würdige Beerdigung ermöglichen. Also startete sie eine Spendenaktion auf Facebook. Sie hofften auf Empathie und finanzielle Unterstützung – und ernteten einen Shitstorm.
Facebook-Nutzer – auch Bekannte von Thorsten Kunde, Darrens Papa – warfen ihr Betrug vor. Was das mit ihr und ihrem Sohn gemacht hat, erzählt sie nun gut drei Wochen später. „Man versteht wirklich die Welt nicht mehr und schüttelt nur noch mit dem Kopf“, sagt die junge Frau mit Tränen in den Augen und einem zehn Monate alten Baby – Darrens kleinem Bruder – auf dem Arm. Nutzer hätten doch einfach nur auf den Link klicken müssen, um festzustellen: „Das ist kein Fake, Thorsten ist wirklich tot, sein Sohn braucht Hilfe.“
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Paypal: Das Spendenkonto auf dem Zahlungsdienst Paypal sind im Internet zu finden unter www.paypal.com/pools/c/995UUVirNP.
Überweisungen: Wer über andere Wege Darren eine Spende zukommen lassen möchte, kann dies unter www.spendenseite.de/beerdigung/-85763 tun.
Sabrina Naumann nahm den Spendenaufruf wieder offline, ihre Freundin Steffi postete ihn anschließend unter ihrem Namen. Unter diesem Post hörten die Anschuldigungen auf, es kamen bisher rund 2000 Euro zusammen. Nur ein Nutzer stänkert noch – sieht sich aber mittlerweile einer Mehrheit derer gegenüber, die Sabrina Naumann und vor allem ihrem Sohn große Empathie entgegenbringen.
Amt bezahlt nur teilweise
Und die braucht der Zehnjährige. Denn was er am 20. Oktober durchleben musste, beschreibt seine Mutter als dramatisch. Thorsten Kunde, von dem sie sich 2020 getrennt hatte, mit dem sie sich jedoch noch gemeinsam um Darren gekümmert hat, sei schon lange krank gewesen. Der Mittvierziger hatte 2014 einen Herzinfarkt erlitten, 2017 kostete ein Aneurysma im Kopf ihn fast das Leben. Davon habe er sich den Angaben von Sabrina Naumann nach nicht mehr vollständig erholt. Eine Hirnhautentzündung zwang ihn in die Knie, bis zuletzt litt er unter starken Kopfschmerzen.
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Die Herz-Kreislauf-Probleme seien es wohl auch gewesen, die zu seinem Tod geführt haben, sagt sie. Er habe eigentlich nicht mehr schwer arbeiten dürfen, habe aber trotzdem mit angepackt, als es hieß, eine neue Couch in seine Wohnung zu tragen. Einige Teile davon habe er noch mit in die Wohnung gebracht. „Dann hat er sich hingesetzt, hat die Augen verdreht und war tot“, berichtet Naumann von diesem schrecklichen Tag.
Versicherung übernimmt Bestattungskosten nicht
Freunde hätten versucht, ihn wiederzubeleben, bis der Notarzt anrückte. Der habe aber nur noch den Tod von Thorsten feststellen können. Darren hatte alles mitbekommen, habe mit dem Nachbarskind grade unten im Garten gespielt, als es passierte. Der Junge habe zuvor schon davon berichtet, dass sich sein Vater wegen starker Kopfschmerzen ständig habe übergeben müssen. Er sei in sich gekehrt und schweigsam gewesen.
„Er war der beste Papa überhaupt, jeder hat ihn gekannt mit seiner freundlichen Art. Darum hoffe ich, das viele Leute helfen, um es für Papa schön zu machen.“ Darren, 10 Jahre
Jetzt möchte Darren nur eines: „Er möchte eine schöne Beerdigung für seinen Vater“, sagt Naumann. Eine Verabschiedung mit Freunden und Fußballkumpanen von Darren hat bereits stattgefunden. Am 22. November soll die Urnenbeisetzung sein – und die kostet laut einem Kostenvoranschlag 5600 Euro. So viel hat die Familie jedoch nicht – und Thorsten Kunde hinterlässt kaum etwas. Er habe zwar vor seiner Krankheit eine Versicherung abgeschlossen, um für den Fall einer Berufsunfähigkeit gerüstet zu sein. Geld im Todesfall enthielt diese jedoch nicht. Daher hat Sabrina Naumann sich mit dem Sozialamt in Verbindung gesetzt, das in solchen Fällen Bestattungskosten übernimmt.
Das bezahlt jedoch nur das Nötigste bei einer Urnenbeisetzung. Blumenschmuck, Sterbekärtchen oder die Kosten für die Abschiedsfeier werden nicht übernommen. Doch genau Letzteres wünscht sich Darren für seinen Papa so sehr, sagt seine Mutter. „Er war der beste Papa überhaupt, jeder hat ihn gekannt mit seiner freundlichen Art.“ Vor allem seine Hilfsbereitschaft habe jeder geschätzt. „Darum hoffe ich, das viele Leute helfen, um es für Papa schön zu machen“, schreibt Darren in einem Text, der den Spendenaufruf beim Zahlungsdienstleister PayPal begleitet.
Doppelte Miete für Wohnung
Es gäbe sogar die Möglichkeit, ein wenig von der Asche seines Vaters in ein Schmuckstück einzuarbeiten – das er jederzeit bei sich tragen oder zu seinen Fußballtrophäen hängen könnte. Fußball war das gemeinsame Hobby von Vater und Sohn. Mit rund 150 Euro sei das zwar nicht teuer, jedoch läppern sich die Kosten. So kommt zum Beispiel die Miete für Thorstens Wohnung für zwei Monate noch dazu.
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Darren hatte bis zuletzt bei seinem Vater gewohnt. Sabrina Naumann stellte es ihm frei, zu entscheiden, ob er dort wohnen bleiben oder lieber wieder bei ihr einziehen möchte. Der Zehnjährige entschied sich für Ersteres. Jetzt zieht Sabrina Naumann samt ihrem neuen Partner und Baby um – muss jedoch die Kündigungsfrist für ihre Wohnung einhalten und noch zwei Monate lange doppelte Miete bezahlen.
Nun hofft die Familie, über ihre Spendenaktion noch die restlichen 3600 Euro für die Beerdigung zusammen zu bekommen. Darren geht es derzeit den Umständen entsprechend. Seine Mutter berichtet, dass die Erkenntnis darüber, dass sein Vater nicht zurückkommen werde, erst jetzt langsam zu ihm durchdringe. Um ihm bei der Bewältigung seiner Trauer zu helfen, hat sie sich medizinische Hilfe geholt. Sie selbst funktioniere grade nur: Papierkram, Organisatorisches, Umzugsstress.
Sie hofft, dass nach dem Umzug in zwei Wochen und nach der Urnenbeisetzung am 22. November wieder ein wenig Alltag einkehren kann.
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