Ausstellung
Kraftvoller Rock und farbgewaltige Gemälde in Pielenhofen

Andreas Hanauer und Clemens Matejka zeigen Arbeiten ihrer Künstlergruppe „Obacht“

17.10.2023 |

Künstlerisches Quartett: Andreas Hanauer, Thomas Prock, Clemens Matejka und Stefan Maier (v.l.) Foto: Peter Geiger

Was das jetzt genau war, am Freitagabend in Pielenhofen: Eine Vernissage? Oder doch eher eine Bandpremiere? Am besten bedient man sich wohl eines Schnittmengen-Begriffs, also einer Chimäre wie „Vernimiere“ oder „Bandissage“. Um damit zu betonen, dass die beiden Zentralfiguren dieses Abends, dass Andreas Hanauer und Clemens Matejka im bestens besuchten Klosterstadl ihre künstlerische Mehrfachbegabung als Zeichner, Maler wie als Musiker vorführten.

Beide sind sie starke, kraftvolle Magneten, die über Jahre hinweg die dreiköpfige Malergruppe „Obacht“ zusammenführten und zusammenhielten, deren Mitglied auch Erich Gohl ist. Der emeritierte Professor für freie Kunst, dem der Leere Beutel vor einigen Jahren eine große Solo-Ausstellung widmete, er fehlte zwar an diesem Abend krankheitsbedingt: Von ihm aber stammt die Idee der „zeichnenden Rockband“ und somit der Kollektivgedanke.

Neue Band

Den die beiden anderen Kraftpole, also Andreas Hanauer als Sänger und Gitarrist sowie Clemens Matejka als Bassist bei den „Grey Gods“ weitertragen. Hier, unter dem hölzernen Dachgestühl im Klosterstadl, hier präsentieren sie nach Einführungsreden und den branchenüblichen Lobhudeleien erstmals ihr gut ausgereiftes Rockmodell. Den fünf, sechs Eigenkompositionen von Andreas Hanauer merkt man nicht nur seine Liebe an, zu hartem Rock und zum Grunge der 1990er Jahre. Live verströmt die um Sänger Thomas Prock und Drummer Stefan Maier zum Quartett erweiterte Band hier heraußen am Land sogleich eine urbane Atmosphäre, ein bisschen dunkel, aber druckvoll und mit viel Konsequenz interpretiert. Die zahlreichen Bilder an der Wand, kleinformatige, oft karikaturenhafte Zeichnungen wie auch riesig große, farbgewaltige Gemälde, sie entstammen allesamt einem gemeinsamen künstlerischen Prozess. Der Gruppengedanke, der sei von Anfang das Leitmotiv von „Obacht“ gewesen, seit man sich 2017 zusammengefunden habe.

Frisch gekühltes Weizenbier aus Plastikflaschen

Und bis zum Ausbruch der Pandemie einmal wöchentlich getroffen habe, um gestalterische Ideen zu entwickeln, aber auch „Jugend forscht“-artige Experimente mit Pigment-Mischungen zu wagen. Diese Prozesse, sie seien begleitet gewesen, von einer die Abende grundierenden Fröhlichkeit, von Gesprächen über Malerei, Literatur und Musik – und während man zusammen gearbeitet habe und dazu frisch gekühltes Weizenbier aus Plastikflaschen getrunken habe, da sei im Hintergrund im Radio das Programm der „Rockantenne“ gelaufen.

Und auch da waren, wie bei den „Grey Gods“, oftmals die härteren Gangarten zu hören. So blieb es nicht aus, dass diese Überschneidungen verschiedener Perspektiven, diese mit Bleistift oder Pinsel geführten Diskurs-Protokolle, dass sie allesamt düster-dystopischen Charakter tragen. Eine kleine Arbeit, sie sticht sofort ins Auge: Und zwar ist da der einstige (und vielleicht künftige) US-Präsident zu sehen. Diese Bleistift-Karikatur, sie führt stellvertretend die Arbeitsweise der Gruppe vors Auge. Eine Regensburger Galeristin ließ einst, als ihr die Blätter vorgelegt wurden, spontan verlautbaren: „Oh, das ist aber ganz schön spooky!“ Ja, gruselig ist er tatsächlich, dieser Donald Trump, dessen Haartolle geformt ist, aus einem Delphin und einer Krähe und dessen Nase wiederum aus dem Rücken einer nackten Frau modelliert ist. „I have a Dream“, steht darunter – und damit konterkariert dieser Populist all die Träume von einer gerechten Gesellschaft. Und verrät damit das utopische Potential, das einst Martin Luther King verkündet hatte.

„Obacht“ wie auch die „Grey Gods“, sie wiederum stemmen sich mit ihrer Betonung des Gruppengedankens gegen diesen gänzlich aus den Fugen geratenen und im Wortsinne entsicherten trump‘schen Egoismus. Zu sehen ist die Ausstellung bis 29. Oktober, geöffnet ist sie jeweils Freitag bis Sonntag (14 bis 17 Uhr).

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