Lange Zeit war die ursprüngliche Krippe der Pfarrkirche St. Georg auf dem Dachboden eingelagert. Eine unter Pfarrer Philipp neue angeschaffte Krippe hatte sie vor Jahren abgelöst. Auf vielfachen Wunsch wird die frühere Krippe nun heuer anlässlich des Jubiläumsjahres 2023 erstmals wieder aufgebaut. Somit können die Obertraublinger an Weihnachten gleich zwei Krippen betrachten.
Bei ursprünglichen Krippe handelt es sich um eine sogenannte orientalische Ruinenkrippe, die über 80 Jahre alt ist. Das belegen Firmenetiketten. Den geschnitzten Stall und die dazugehörigen Figuren kauften die Obertraublinger einst bei der ehemaligen Kunsthandlung Insam in Regensburg. Der Zustand der Figuren war zuletzt alles andere als gut. Dank einer zweckgebundenen Spende konnte Kirchenmaler Andreas Wrba beauftragt werden, diese zu restaurieren. Nach Abschluss der Arbeiten haben die Figuren ihr ursprüngliches Aussehen zurück und erstrahlen in neuem Glanz.
Heiliges Land als Kulisse
Die Gesamtkomposition der Krippe steht ganz in der Tradition der sogenannten „Nazarener“, einer romantisch-religiösen Kunstrichtung, die deutschsprachige Künstler in Wien und Rom begründeten. Diese beeinflusste ab dem 19. Jahrhundert auch die Gestaltung der Weihnachtskrippen. Damals verlegte man die bildliche Darstellung des Weihnachtsgeschehens in eine Kulissenlandschaft, die dem Betrachter eine Vorstellung der Landschaft um Bethlehem zur Zeit Jesu vermitteln sollte.
So präsentiert sich die Obertraublinger Krippe als ein zerstörtes orientalisches Gebäude. Die Mauern sind eingebrochen, teilweise eingestürzt und das Gestein zerbröckelt. Dahinter steht eine theologische Aussage: Aus den Ruinen des Hauses David erwächst mit Jesus ein neuer Sproß, ein neuer König, dessen Reich alles überdauern wird.
Der Beginn der Heilszeit
In dieser Symbolik kommt die Glaubensvorstellung zum Ausdruck, dass die Geburt des Gottessohnes der Beginn der Heilszeit ist, die den Untergang des maroden Heidentums einleitet, erklärt Kirchenpfleger Edgar Rothammer. Typisch für diese Stilepoche ist der starke Kontrast zwischen der ärmlichen Kleidung der Hirten auf der einen Seite und den reich verzierten Roben der Drei Könige mit ihren prächtig geschmückten Reittieren auf der anderen.
Papst Franziskus widmete Anfang Dezember 2019 dem Brauch der Weihnachtskrippe ein eigenes Apostolisches Schreiben: „Admirabile signum – Das wunderbare Zeichen.“ Darin betont er: „Das Ereignis der Geburt Jesu darzustellen bedeutet, das Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes mit Einfachheit und Freude zu verkünden. Die Krippe ist in der Tat wie ein lebendiges Evangelium.“ In der Weihnachtszeit haben die Besucher der Obertraublinger Pfarrkirche in diesem Jahr gleich zweimal die Gelegenheit, sich bei der Betrachtung der figürlichen Darstellung der Geburt Christi innerlich anrühren zu lassen.
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