Die Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG und die Agrob Buchtal GmbH mit Sitz in Schwarzenfeld (Landkreis Schwandorf) haben einen Investor gefunden. Wie die Unternehmen mitteilen, steigt die Wolf AG als strategischer Investor beim größten deutschen Baukeramik Hersteller ein. Allerdings droht dem Konzern möglicherweise ein heftiger Personalabbau.
Der Vertrag sehe eine Übernahme aller Vermögenswerte der Deutsche Steinzeug vor und ist am 12. Juni vom Gläubigerausschuss bestätigt worden. Die Investitionssumme liegt im „mittleren zweistelligen Millionen-Bereich“. Durch die Übernahme werde die Deutsche Steinzeug nach Beendigung des Sanierungsprozesses entschuldet sein. Die bestehenden Verbindlichkeiten bei Banken und Bundesländern würden abgelöst.
Erhalt der Produktionsstandorte
Ein zentraler Punkt für die Entscheidung, die beiden Unternehmen an die Meta Wolf AG zu veräußern, seien der Erhalt aller vier Produktionsstandorte und die Fortsetzung der Architektur- und Objekt-philosophie gewesen. „Schon in unseren ersten Gesprächen war klar, dass Tom Wolf, Andre Schütz (CFO) und Sandy Möser (CEO) unsere strategische Ausrichtung sofort verstanden haben und uneingeschränkt teilen. Unsere Stärke liegt in der Breite des Produktportfolios, das es uns ermöglicht, unseren Kunden, Architekten und Planern ganzheitliche Lösungen für ihre Projekte bieten zu können,“ wird Dieter Schäfer, CEO der Deutsche Steinzeug, in der Pressemitteilung zitiert. Es sei keine Überzeugungsarbeit nötig gewesen. „Für Meta Wolf war gerade diese Positionierung von besonderem Interesse.“
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Die Meta Wolf Gruppe investiert in digitale und ökologische Transformationsprojekte im Bauwesen und hat sich zum Ziel gesetzt, zukunftsfähige Produktionsarbeitsplätze in Deutschland zu erhalten und neu zu schaffen. Dazu fokussiert sich die Gruppe auf energieintensive Produkte, die unter Einsatz der Meta Wolf Solar Technologie klimaneutral hergestellt werden können. Die Synergien zwischen der Deutsche Steinzeug und der Meta Wolf Gruppe, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und grüne Technologie, eröffnen neue Perspektiven für die Keramikproduktion in Deutschland. „Unsere Vision ist es, die Herstellung von Fliesen sukzessive zu elektrifizieren und damit zu dekarbonisieren, und die notwendige Transformation zu schaffen, die auch schon in anderen Industrien wie Stahl und Zement angestoßen wurde. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein langer Weg, den wir aber bereit sind zu gehen und in den wir massiv investieren“, erläutert Tom Wolf, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Meta Wolf AG seine Zukunftspläne.
Reduktion der Fixkosten
Angesichts der anhaltend schwierigen Marktlage in der Baubranche, für die voraussichtlich erst in 2025/2026 eine spürbare Erholung erwartet wird, war eine Überprüfung der Kostenstrukturen des Unternehmens notwendig. Um dessen Wirtschaftlichkeit langfristig zu sichern, müssen die fixen Kosten reduziert werden. Neben verschiedenen produktionsseitigen Optimierungsmaßnahmen wird auch ein Abbau von Personal unvermeidlich sein, heißt es weiter. Dieser geschehe an allen Standorten in sozialverträglicher Weise und in enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat.
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Für Deutsche Steinzeug Vorstand Dieter Schäfer ist wichtig: „Wir werden aus dem Personalabbau keinen langen und quälenden Prozess machen. Dieser trifft uns alle in der Deutsche-Steinzeug-Familie. Wir verlieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen mit langjährigen Werdegängen. Um unserer Belegschaft schnell Klarheit zu verschaffen, werden betriebsbedingte Kündigungen voraussichtlich im dritten Quartal 2024 ausgesprochen.“ Ein Teil des notwendigen sozialverträglichen Abbaus ergebe sich aber auch aus anstehenden Verrentungen und individuellen und flexiblen Arbeitszeitmodellen.
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Trotz der Umstrukturierungen werde ein nahtloser Übergang für Mitarbeiter und Kunden garantiert. Produktion und Vertrieb laufen kontinuierlich weiter, sodass sich die Marktpartner weiterhin auf die Deutsche Steinzeug und ihre Tochter Agrob Buchtal verlassen können.
Das Buchtal-Werk in Schwarzenfeld zählt derzeit rund 400 Mitarbeiter und liegt in den drei Gemeindebereichen Schwarzenfeld, Schmidgaden und Fensterbach. Das Mutterunternehmen hatte im Februar einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Bonn gestellt. Damals wurde die Baukrise als Hauptursache für die Schwierigkeiten des Herstellers von Fliesen für Bau und Schwimmbäder genannt. Die Sanierung sollte in Eigenregie erfolgen.
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