Die Schauspielerin spielt mit bei der Eigenproduktion „SAD-88 “ des Oberpfälzer Theaters. Dabei geht es um den rechtsterroristischen Brandanschlag auf das Schwandorfer Habermeier-Haus am 17. Dezember 1988. Der stadtbekannte Neonazi Josef S. steckte es in Brand. Dabei starben vier Menschen.
Das Ovigo-Theater landet einen Besetzungscoup: die bekannte Schauspielerin Anna Maria Sturm für die anstehende Eigenproduktion „SAD-88“ gewinnen können. Die 41-Jährige hatte ihren Durchbruch mit den erfolgreichen Kinofilmen „Beste Zeit“ (2007), „Beste Gegend“ (2008) und „Beste Chance“ (2014) von Marcus H. Rosenmüller. Sturm spielte außerdem an der Seite von Matthias Brandt in der Krimireihe „Polizeiruf 110“ oder Hauptrollen in der „Tatort“-Folge „Nieder wieder frei sein“ oder im Kinofilm „Wackerdorf“ (2018), in der sie eine Rolle spielte, die an ihre Mutter Irene Maria Sturm angelehnt ist, die sich gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf gestemmt hat. Nun spielt Anna Maria Sturm erneut bei einer Produktion, die sich um eine Thematik dreht, bei der ihre Mutter einen wichtigen Part hatte.
Florian Wein, Intendant des OVIGO Theaters, hat „SAD-88“ ist als multimediale Szenen-Collage angekündigt, bei der es um den rechtsterroristischen Brandanschlag auf das Schwandorfer Habermeier-Haus am 17. Dezember 1988 geht. Der stadtbekannte Neonazi und Berufsschüler Josef S. steckte damals das Haus in Brand und verschuldete damit den Tod von vier Menschen: Osman Can (50), Fatma Can (43), Mehmet Can (12) und Jürgen Hübener (47). Vor Gericht lieferte er den Grund: Er hasste Ausländer.
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Wie Ovigo in einer Pressemitteilung schrieb, entstand die Idee, Anna Maria Sturm für das Projekt anzufragen, während der Recherchen für die Skripterstellung. Die gebürtige Regensburgerin, die in Schwandorf aufgewachsen ist, habe sich schnell interessiert gezeigt und signalisiert, „dass dies ein Herzensthema von ihr wäre“. Nachdem Florian Wein ihr das Konzept und Skript vorstellte, sei sie tatsächlich an Bord gewesen. „Sie lebt mittlerweile in Brüssel und verzichtet für dieses Projekt auf ihre übliche Gage“, lässt sich Wein, Autor und Regisseur des Stücks weiter zitieren: „Es ist eine große Ehre, eine solche Persönlichkeit bei dieser uns so wichtigen Produktion dabei zu haben.“
In der Stadt und der Region Schwandorf habe man sich lange Zeit schwer getan, mit dem Geschehenen vom 17. Dezember 1988 umzugehen und es aufzuarbeiten. „‘SAD-88‘ soll einen Beitrag leisten“, so Wein, der die verschiedenen Szenen zusammensetzt. „So etwas darf nicht wieder passieren. Wir möchten gedenken, erinnern und mahnen. In unserem derzeitigen gesellschaftlichen Klima ist dies wichtiger denn je.“ Das Stück wird am Jahrestag des Anschlags – 17. Dezember – als Uraufführung im Felsenkeller Schwandorf zu sehen sein. „Die Stadt war sofort mit an Bord“, zeigt sich Wein erfreut. „Wir wollen nicht wegschauen. Wir wollen nicht vergessen. Wir müssen erinnern – gemeinsam“, so der Ovigo-Intendant, der mit vielen Zeitzeugen Interviews geführt hat, die teilweise auch im Stück vorkommen werden. Auch Irene Maria Sturm, die Mutter von Anna Maria Sturm, wird zu Wort kommen. Sie kämpfte über Jahre und Jahrzehnte dafür, dass in Schwandorf ein Gedenkstein aufgestellt wird, der an den Anschlag und die Toten erinnern soll. Wein und sein Team haben laut der Mitteilung auch mit Leyla Kellecioglu gesprochen, die bei dem Anschlag ihre Eltern und ihren zwölfjährigen Bruder verloren hat: „Eigentlich wollte sie nicht mehr darüber reden. Doch sie hat unser Projekt von Anfang an unterstützt.“
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Ein klassisches Bühnentheater dürfe nicht erwartet werden. „Das Stück soll überraschen, aufrütteln und auch unangenehm werden. Es ist ein schweres Thema. Das Publikum darf nicht gleichgültig wieder nach Hause geschickt werden“, bekräftigt Wein. Neben dem Anschlag in Schwandorf soll auch der Bogen zu rechtsradikalen Umtrieben in der Region, in Deutschland und ganz Europa gespannt werden – damals wie heute. Neben Anna Maria Sturm werden die Ovigo-Schauspieler Michael Zanner, Lisamarie Berger und Daniel Adler auf der Bühne zu sehen sein.
„SAD-88“ ist am 17. und 21. Dezember im Felsenkeller Schwandorf und am 3. und 4. Januar in der Sünde in Weiden zu sehen. Am 17. und 18. Januar kommt das Stück auf die Bühne des W1-Kulturzentrums in Regensburg und am 1. und 2. März 2025 erneut auf die des Felsenkellers Schwandorf. Tickets: www.ovigo-theater.de oder an den bekannten Vorverkaufsstellen.
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