Zusammen mit LBV
Gewerbegebiet in Teublitz: Freie Wähler organisierten Führung durch bedrohten Klimaschutzwald

13.08.2024 | Stand 13.08.2024, 5:00 Uhr |
Werner Artmann

Die Begehung des Areals erfolgte unter Leitung der Naturschutz-Experten Christian Stierstorfer (2. v. l.) und Christoph Bauer (3. v. l.). 15 Erwachsene und zwei Kinder nahmen teil. Foto: Werner Artmann

Bei einer Ortsbegehung mit Vertretern des Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) haben die Freien Wähler im Teublitzer Stadtrat das Waldgebiet besichtigt, das nach dem Willen der Stadtratsmehrheit dem Gewerbegebiet an der A93 weichen soll.

„Es ist unsere Pflicht, nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die ökologischen und sozialen Aspekte des Gewerbegebiets zu prüfen. Denn der Schutz des Klimaschutzwaldes ist ein wesentlicher Teil unseres Engagements für eine nachhaltige Entwicklung in Teublitz“: So beschrieb FW-Fraktionsvorsitzender Markus Pretzl zum Auftakt der Führung das Ziel der Aktion. An der Begehung beteiligten sich am Samstag neben den FW Teublitz auch die Jungen Freien Wähler im Landkreis. Christoph Bauer und Christian Stierstorfer vom LBV führten durch das rund 20 Hektar große Areal und erläuterten den rund 15 erwachsenen Teilnehmern und zwei Kindern, weshalb dieses Gebiet aus ihrer Sicht eines besonderen Schutzes bedarf.

Die Freien Wähler schwenkten um



FW-Fraktionsvorsitzender Pretzl berichtete, dass die Freien Wähler Teublitz ursprünglich Befürworter des Gewerbegebiets gewesen seien. Sie hätten ihre Position jedoch aufgrund erheblicher Bedenken gegen die hohen Erschließungskosten und den Eingriff in einen wichtigen Klimaschutzwald geändert. Die Führung durch das Waldgebiet sollte den Bürgern die ökologische Bedeutung und die Artenvielfalt des betroffenen Areals näherbringen. Der Wald sei nicht nur ein Naherholungsgebiet, sondern auch ein wichtiger CO2- und Wasserspeicher und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Aus dem Teublitzer Stadtrat war auch Stadträtin Maria Münz (parteilos) anwesend. Dagegen fehlten die beiden FW-Stadträte Christian Hintermeier und Johann Schmid, der weiterhin eher zum Gewerbegebiet tendiert.

Debatte gab es schon vor zehn Jahren



Die „Wanderung“ erfolgte von Katzheim aus ins geplante Gewerbegebiet „Lehmholz“ östlich der A93 an der Autobahnausfahrt Teublitz, das bereits vor zehn Jahren sehr umstritten wo. Damals ging es um eine Getränkeabfüllanlage, doch das Projekt wurde seinerzeit vom Vorhabensträger unvermittelt wieder fallengelassen. Am Vorhaben eines Gewerbegebiets im Staatswald entlang der A93 hielt die Stadt Teublitz fest. Der Bebauungsplan wurde vom LBV beklagt, und im Urteil vom Oktober 2021 stellte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof seine Unwirksamkeit fest. Die Stadt Teublitz will jedoch an dem Projekt festhalten, und der Stadtrat beschloss mejhrheitlich, einen überarbeiteten Bebauungsplan aufzustellen.

Stierstorfer wies darauf hin, dass sich die gesamte Fläche des geplanten Gewerbegebiets im Besitz der Bayerischen Staatsforsten befindet und „unser aller Wald“ ist. Im „Lehmholz“ befindet sich nach seinen Worten ein über Jahrhunderte gewachsener Waldboden mit Quellaustrittsflächen, die nicht ersetzbar seien. Die überplanten 20 Hektar seien derzeit vollständig bewaldet, der alte Waldbestand habe eine „besonderer Bedeutung“ für den Klimaschutz“.

Im oberen (östlichen) Bereich ist der Wald laut Stierstorfer auch Teil einer Kaltluftproduktionsfläche, und am Fuße des „Schwarzen Berges“ treten oberflächennahe, grundwasserführende Schichten auf. Bei einer Abholzung seien negative Folgen für das Teublitzer Weihergebiet zu befürchten.

Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere



Laut Stierstorfer ist der Waldbestand zudem ein Lebensraum für zahlreiche gesetzlich geschützte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten, die eindeutig nachgewiesen werden konnten. Diese belegten, „dass es sich um intaktes Ökosystem mit vielen Wohlfahrtswirkungen für uns Menschen handelt.“ Der Wald sei zwar forstlich überprägt mit Kiefern und Fichten, beeindruckend sei aber der Jungwuchs von Rotbuchen, Stieleichen und Birken sowie an den feuchten Stellen auch Erlen.

Pretzl dankte den Referenten für die detaillierte Führung. Er versprach, dass die Freien Wähler weiter für ihre Position und die Suche nach nachhaltigen Alternativen eintreten wollten.

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