Neukirchen-Balbini
Konzept für Wiederaufforstung vorgestellt – Gemeindewald bekommt mehr Laubbäume und Sträucher

24.07.2024 |
Ralf Gohlke

Revierförster Jörg Maderer stellte dem Marktgemeinderat das Projekt nach dem Prinzip des „Life Future Forest“ vor. Foto: Ralf Gohlke

Bereits im Februar diesen Jahres hat die Marktgemeinde einen Grundsatzbeschluss zur Aufforstung eines Teiles ihres Gemeindewaldes beschlossen. Wie das in der Praxis aussehen könnte und welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema „Zukunftswald“ darin einfließen sollten, vermittelte Revierförster Jörg Maderer dem Rat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause.

Die Basis dafür bildete das EU-Pilotprojekt, dass sich auf die Klimawaldstudie in der Region des Landkreises Landsberg am Lech gründet. Das dort bereits seit 35 Jahren andauernde Engagement um einen nachhaltigen Waldumbau nimmt mittlerweile eine Europaweite Modellrolle ein, heißt es unter anderem auf der Homepage des „Life Future Forest“-Projektes. Inzwischen ist der Leitfaden für Kommunen, Planer, Naturschützer und Waldbewirtschafter erschienen, dem auch Jörg Maderer als Grundlage für die Umgestaltung der rund 1,4 Hektar großen Fläche des Gemeindewaldes, in der Nähe des Bauhofes, hinter dem Waldkindergarten, diente.

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Zur Verdeutlichung der Gesamtsituation ging der Revierförster noch einmal einen riesen Schritt zurück in die ursprüngliche Form der Bewaldung Westeuropas. Sie wurde beherrscht durch Buchenwälder mit vereinzelten, standortgewohnten Nadelhölzern. Totholz und eine vielschichtige Bodenbedeckung sorgten für gesunde Böden, die auch als Wasserspeicher fungierten. Sie wurden abgelöst durch reine anthropogene (menschgemachte) Wirtschaftswälder aus schnell wachsenden Nadelhölzern wie Fichte und Kiefer.

Im Lauf der Jahre wurden deren Nachteile immer deutlicher, angefangen bei der Anfälligkeit für Schädlinge bis hin zu verstärkter Bruchgefahr bei besonderen Klimaereignissen wie Schneelasten und Stürmen. Anhand von Karten stellte der Forstberater noch einmal fest, wie derzeit die Bestände bepflanzt sind und welche Gefährdung bei weiter steigenden Temperaturen sich daraus ergebe. Jörg Maderer verdeutlichte das neue Konzept eines „Dauerwaldes“, in dem es keinen Tag ohne Baumbestände gäbe.

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Die Nachkommenschaft sei ständig gesichert, ebenso wie ein gesunder Waldboden. Die Basis dafür seien deutlich weniger Nadelholz und mehr Laubholzanteile. Der Umbau erfordere einen Generationenvertrag, bei dem der Waldbesitzer für die Leistung, die der Wald für das Klima erbringe, honoriert werden müsse. Gemäß des vorliegenden Projektes solle dies über einen Waldfonds erfolgen, an dessen Modalitäten gerade noch gearbeitet werde. Entsprechend überprüfbare Bewertungskriterien, die etwa alle drei bis fünf Jahre zu überprüfen wären, seien bereits in dem Handbuch festgelegt.

Gleiches gelte für die Abstufungen. Konkret schlug er für das Areal, das momentan einen Laubholzanteil von rund sieben Prozent aufweise, vor allem Laubgehölze und Sträucher vor. Die Waldränder sollten verstärkt mit Hundsrosen, Schlehen, Ginster, Pfaffenhütchen, Wildbirne, Mehlbeere und Vogelkirsche ausgestattet werden.

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Den Schwerpunkt für den Ober- und Mittelhang sah er in Eichen, Edelkastanie und Spitzahorn und am Unterhang vereinzelt Tannen. Als sogenannte dienende Baumarten, welche die Hauptbaumarten im Wachstum unterstützen und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag für das Bodenklima leisten, schlug er Hainbuchen und Linden vor.

Die Gesamtkosten wurden auf circa 16 500 Euro beziffert, von denen ein Großteil aus der erfolgten Entnahme bestritten werden soll. Die Arbeiten sollen im Herbst aufgenommen werden.

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