Der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbands (BBV) geht bei seinen Veranstaltungen neue Wege. Aus dem traditionellen Sebastiani-Bauerntag wurde der Tag des ländlichen Raums. Als Hauptredner zeigte der Geschäftsführer und tierärztliche Leiter des Tiergesundheitsdienstes Bayern, Andreas Randt, die Auswirkungen globaler Veränderungen auf die Tiergesundheit auf.
Kreisobmann Josef Irlbacher konnte zum Tag des ländlichen Raums im katholischen Jugendwerk in Nabburg mehr Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und von Behörden begrüßen als Landwirte. Zahlreiche Stühle im Saal waren unbesetzt, das Interesse der Landwirte heuer gering, was auch der Nabburger Bürgermeister Frank Zeitler (CSU) in seinem Grußwort feststellte. Zeitler würdigte die Landwirte als Pioniere der Zeit, die ihre Felder vorausschauend bestellten, um die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen.
Probleme durch hohe Standards in der Landwirtschaft
Katharina Eckl und Andreas Stangl von der Jungbauernschaft stellten in einem „Stammtischgespräch“ auf der Bühne vor der Eröffnung des Aktionstags kritisch fest, dass „so ein Feld nicht online bestellt werden kann“. An die zentralen Aussagen der Jungbauern anknüpfend, nannte auch BBV-Präsident Eli Eibisch den Klimawandel und die Globalisierung als die Themen, die die Landwirtschaft sehr bewegten. In Deutschland gebe es einen hohen Bildungsstand und hohe Standards. Letztere führten aber zu Wettbewerbsnachteilen, da es in anderen Ländern weit weniger Vorschriften gebe.
Landrat Thomas Ebeling (CSU) sprach das Thema Bürokratieabbau an, das jede Partei im Wahlprogramm habe, bisher aber nichts unternommen habe, um es umzusetzen. Da viele Menschen in Deutschland nach klaren Regeln rufen, sei der Abbau von Vorschriften in der Praxis schwierig umzusetzen.
Höhere Preise für Verbraucher sind die Folge
MdL Alexander Flierl (CSU) sagte, dass die Landwirtschaft Handelspartner zu vernünftigen Standards brauche. Eine der wesentlichen Herausforderungen der Globalisierung sei deshalb die Stärkung des ländlichen Raumes. Auch BBV-Kreisobmann Josef Irlbacher sprach die enormen Herausforderungen durch Klimawandel und Globalisierung an. Es gebe eine direkte Auswirkung auf die Erntequalität, was zu höheren Kosten und letztlich zu höheren Preisen für die Verbraucher führen werde. Die Landwirtschaft sei Grundpfeiler der Zivilisation. Der Einsatz für eine nachhaltige Landwirtschaft könne nur gemeinsam gemeistert werden.
Hauptredner der Veranstaltung war der Geschäftsführer und tierärztliche Leiter des Tiergesundheitsdienstes Bayern, Andreas Randt. Er zeigte anhand zahlreicher Beispiele die Auswirkungen globaler Veränderungen auf die Tiergesundheit auf. Durch die Klimaerwärmung würden Insekten als Überträger von Krankheiten sowie Bakterien und Parasiten begünstigen. Diese Beobachtungen könne man sowohl im pflanzlichen Bereich als auch in der tierischen Erzeugung machen.
Die Zahl der Menschen auf der Erde sei auf über acht Milliarden gestiegen, weshalb die Landwirtschaft bis 2050 zusätzliche Anbauflächen so groß wie Australien benötige. Um alle Menschen ernähren zu können, brauche es eine effektivere Gestaltung der Produktion, so Randt. Er verwies auf die steigende Nachfrage nach Fleischerzeugnissen. Mit Abstand die meisten Rinder werden nach Aussage des Referenten heute in Brasilien gehalten. Die Zahl der dort gezüchteten Rinder übertreffe den Bestand in Europa um mehr als das Doppelte. In Deutschland sei der Bestand bis 2020 um rund 36 Prozent gesunken. Ähnlich verhalte es sich bei Milchkühen, Schweinen und Hühnern.
Durch globale Veränderungen könne jede Tierkrankheit innerhalb der Inkubationszeit durch den Reiseverkehr, die internationale Zusammenarbeit und durch Lebensmittel jeden Ort erreichen. Als Beispiel nannte er den aktuellen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg.
Blauzungenkrankheit als Bedrohung für die Rinder in Deutschland
Die Klimaerwärmung begünstige Insekten, Bakterien und Parasiten sowie deren Zwischenwirte. Die mit der Tigermücke verwandte, asiatische Buschmücke sei 2012 erstmals in Deutschland nachgewiesen worden, sie verursache Dengue-Fieber und Chikungunya-Fieber. Die Blauzungenkrankheit sei eine echte Bedrohung für die Rinder in Deutschland und verursache auch bei Schafen schwere klinische Erkrankungen. Der Referent sprach auch die Themenkomplexe Kohlendioxid und Methangas an. Die Landwirtschaft zähle laut Randt zu den wenigen Branchen mit sinkenden Emissionen und sei damit der wahrscheinlich effektivste Wirtschaftsbereich bei der Reduktion von CO2.
Artikel kommentieren