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DB-Museum in Nürnberg rückt mit einer Sonderausstellung den Lokus in den Fokus

22.11.2024 | Stand 22.11.2024, 17:08 Uhr |
Nikolas Pelke

Geräusch- und Videoinstallationen machen die aktuelle Sonderausstellung im DB-Museum mit dem schönen Titel „Unter Druck“ in Nürnberg mit (fast) allen Sinnen erlebbar. Fotos: DB Museum / Lotte Grandt

Mit der aktuellen Sonderausstellung „Unter Druck“ präsentiert das DB-Museum die Geschichte der Eisenbahntoilette. Zum Welttag des stillen Örtchens veranstaltet das Museum am Samstag einen großen Aktionstag zur globalen Bedeutung von Hygiene und Sauberkeit.

Wer auf Reisen ein dringendes Bedürfnis verspürt, freut sich besonders über eine saubere Toilette. Die Bahn hat dieses Problem erst mit der Zeit in den Griff bekommen, wie die genauso unterhaltsame wie empfehlenswerte Sonderausstellung „Unter Druck“ im DB-Museum in Nürnberg beweist.

Wer sich beispielsweise kurz nach der Erfindung des Schienenwagens in der Mitte des 19. Jahrhunderts in einen der mehr oder weniger luxuriösen Waggons setzte, der musste noch darauf hoffen, während der holprigen Fahrt nicht plötzlich müssen zu müssen. Schließlich waren die frühen Bahnabteile meistens noch ohne die Annehmlichkeiten einer rollenden Toilette ausgestattet.

Entsorgung direkt auf die Gleise

Während das fehlende WC auf kürzeren Strecken beispielsweise von Nürnberg nach Fürth – für die sechs Kilometer soll der „Adler“ vor fast genau 190 Jahren nur genau neun Minuten benötigt haben – kein Problem darstellte, wuchsen mit wachsender Fahrzeit auf längeren Strecken die menschlichen Nöte der Passagiere. Neue Wagentypen sollen der Idee eines Zugabortes schließlich zum Durchbruch verholfen haben.

Anfänglich floss die Klospülung noch direkt auf die Gleise. An Bahnhöfen oder sogar auf Brücken ist die Nutzung des relativ simplen Fallrohr-WCs aus nachvollziehbaren Gründen deshalb bis in die jüngste Vergangenheit untersagt gewesen. Erst in den 1980er Jahren verabschiedete sich die Bahn von ihrem luftigen Plumpsklo über den Gleisen und setzte auf geschlossene WC-Systeme.

In der genauso humorvollen wie faszinierenden Sonderausstellung präsentiert das DB-Museum eine moderne Vakuumtoilette, die fast wie ein stinknormaler Staubsauger funktioniert. Durch Unterdruck gelangt das Schmutzwasser in einen Fäkalientank, der auf dem Abstellgleis bequem in die Kanalisation entleert werden kann. Elektronische Bauteile sorgen dafür, dass sich moderne Bahntoiletten bei Problemen wie Verstopfung automatisch abschalten.

Dass die Welt von dieser Sauberkeit in vielen Teilen heute leider noch ein weites Stück entfernt ist, darauf will das DB-Museum am Samstag beim Aktionstag zum Welttoilettentag aufmerksam machen. Gemeinsam mit Ausstellern wie den „Ingenieuren ohne Grenzen“ oder der „Welthungerhilfe“ will das Bahnmuseum beim Opernhaus darauf aufmerksam machen, dass aktuell noch immer über dreieinhalb Milliarden Menschen ohne eine sichere Sanitärversorgung leben müssen.

Ernster Hintergrund der Sonderausstellung

Gemeinnützige Unternehmen und Verbände wie „Goldeimer“ wollen das ändern. „Wir arbeiten für eine Welt, in der alle Menschen ein Klo haben“, schreiben die Gründer aus Hamburg über ihre Mission, mit Trockentoiletten zum Selberbasteln die Welt ein weniger sauberer zu machen. Im Rahmen von 20-minütigen Kurz-Workshops wollen die Macher von „Goldeimer“ die Museumsbesucher am Samstag für Themen wie „Globale Sanitärversorgung“ begeistern. In diesem Workshop soll die Bedeutung der umgangssprachlichen „Schüssel“ für die Entwicklung von armen Ländern beleuchtet werden.

Damit auch die kleinen Gäste mit eigenen Sinnen die Bedeutung der Hygiene erleben können, finden um 11, 13 und 15 Uhr jeweils 60-minütige Seifenworkshops für Kinder statt. Aus Seifenflocken, getrockneten Blüten und wertvollen Ölen dürfen Museumsgäste zwischen sechs und zehn Jahren handgemachte Blütenseifen für Zuhause nach vorheriger Anmeldung herstellen.

Wer einen der wenigen Restplätze für den Kinder-Workshop noch ergattern will, sollte sich allerdings beeilen. Wer keinen Platz mehr bekommt, braucht sich freilich nicht ärgern. Im großen „Kinder-Bahnland“ lässt DB-Museum im zweiten Stock auf rund eintausend Quadratmeter die Herzen aller kleinen Bahnfans inklusive Miniaturbahn zum Mitfahren höherschlagen.

Die Sonderausstellung kompakt:



Ausstellung: Noch bis zum Frühjahr zeigt das DB-Museum in Nürnberg die Sonderausstellung zur Geschichte der Zugtoilette. Am Samstag werden um 12, 13, 14 und 15 Uhr jeweils 30-minütige Führungen durch die Sonderausstellung angeboten. Die Führungen sind im Museumseintritt enthalten.

Aktionstag: Unter dem Titel „Toiletten weltweit“ findet am Samstag anlässlich des Welttoilettentages ein Aktionstag für kleine und große Besucher rund um die Themen Toilette, Hygiene und Wasserversorgung im DB-Museum statt.

Workshops: Der halbstündige Workshop über „Nährstoffkreisläufe“ startet am Samstag beispielsweise jeweils um 12, 13, 14 und 15 Uhr. Dabei soll die Frage beantwortet werden, wie menschliche Ausscheidungen genutzt werden können, um Nährstoffkreisläufe zu schließen und der Umwelt damit Gutes zu tun. Das DB-Museum empfiehlt allen Interessierten zur Anmeldung für einen der kostenlosen Workshops eine E-Mail an dbmuseum@deutschebahnstiftung.de zu senden.

Internet: Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.dbmuseum.de.

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