Klimapolitik in der Metropolregion
Höheres Tempo bei der Energiewende in der Metropolregion

Am Montag soll der Startschuss zum „Klimapakt 2030 plus“ für die Metropolregion fallen

24.09.2023 | Stand 24.09.2023, 13:17 Uhr

Die Metropolregion Nürnberg will ihren gewaltigen Strom- und Wärmehunger mit klimafreundlichen Energien bestreiten – und mit einem neuen Klimapakt jetzt für mehr Schwung und Schnelligkeit bei der Energiewende sorgen. Foto: Annette Kradisch / NERGIE

Ein Dorf im grünen Tal mit fünf Windrädern am Horizont – so stellt sich die Region Nürnberg die Energiewende zumindest bildlich vor. Weil die Realität der Stromerzeugung noch anders ausschaut, will die Metropolregion unter der Überschrift „Klimapakt 2030 plus“ den Umbau der Strom- und Wärmeversorgung jetzt beschleunigen.



Bis 2027 wollen die Kommunalpolitiker mit Hilfe der Energiewirtschaft dazu gemeinsam einen Fahrplan entwickeln. „Wir wollen jetzt noch schneller die wichtigsten Weichen stellen und einfach mehr Gas geben, damit die Energiewende in der Metropolregion in den nächsten fünf Jahren wirklich Schwung bekommt“, erklärt Tabea Bozada, die das Projekt im Rahmen der Metropolregion Nürnberg managt.

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Schon bis zum Jahresende soll eine neue Energiebilanz für die Metropolregion vorliegen, in der neben Privathaushalten auch Industrie, Landwirtschaft und Verkehr als Großverbraucher nicht unter den Teppich gekehrt werden sollen. „Bei dem aktuellen Tempo der Energiewende würden wir in der Metropolregion noch im Jahr 2050 die aktuellen Klimaziele um rund 30 Prozent verfehlen“, macht Bozeda die Größe der Aufgabe deutlich.

Ziele der Metropolregion zuletzt immer verfehlt

In Anlehnung an Ex-Kanzlerin Merkels Flüchtlingsdevise ist das Credo des Klimapakts mit „Wir schaffen die Energiewende“ dennoch bewusst betont optimistisch gewählt. Allerdings hatte sich die Metropolregion schon vor über zehn Jahren mit einem eigenen Klimapakt ehrgeizige Ziele gesetzt und diese beispielsweise nach Verabschiedung der Pariser Klimaziele immer wieder aktualisiert und verfehlt. Nun müssten die CO2-Emissionen in der Region trotz verschiedener Maßnahmen sehr viel stärker und sehr viel schneller sinken.

„Damit auch künftig so viel Wertschöpfung in der Region möglich ist, brauchen wir ein sauberes und effizientes Energiesystem, das schnellstmöglich ohne klimaschädliche Emissionen auskommt“, schreiben sich die 23 Landkreise und elf Städte aus der Metropolregion im Rahmen des Klimapaktes selbst ins Hausaufgabenheft.

Heißt im Klartext: Die Kommunalpolitiker können nicht nur an die kleinen Dörfer denken, sondern müssen auch die große Industrie in den Blick nehmen, bei der die über 3,5 Millionen Menschen aus der Metropolregion häufig in Lohn und Brot stehen.

Zum Vergleich: Die Wirtschaft zwischen Nürnberg, Bamberg und Coburg hat laut Metropolregion in etwa die gleiche Kraft wie ganz Ungarn und ist obendrein doppelt so innovativ wie der deutsche Durchschnitt.

Diesen Energiehunger zu wettbewerbsfähigen Preisen zu stillen, dürfte keine leichte Aufgabe werden. Die Dimension zeigt sich etwa darin, dass Städte wie Nürnberg offensichtlich schon selbst genug damit zu tun haben, die eigene Stadtverwaltung bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu bekommen. Neben dem nötigen Öko-Saft für Computer, Lampen, Heizung & Co sorgen besonders städtische Energiegroßverbraucher wie Klärwerke und Müllverbrennungsanlagen für Kopfschmerzen.

Investitionen bei Verwaltung wären unbedingt nötig

„Das Ziel der Klimaneutralität der Stadtverwaltung bis 2035 erfordert zweifelsohne zusätzliche Investitionen und personelle Ressourcen“, hatte Nürnbergs Umweltreferentin Britta Walthelm (Grüne) erst kürzlich in einem Bericht konstatiert und mehr oder weniger zähneknirschend auf die angespannte Haushaltslage verwiesen.

Nun soll also die Metropolregion mit vereinten Kräften den Kommunen mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen wie mehr Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien dabei helfen, die zumindest politisch gewollte aber praktisch wohl ziemlich komplizierte und kostspielige Transformation voranzubringen. Schon am nächsten Montag soll im oberfränkischen Hirschaid im Landkreis Bamberg der offizielle Startschuss für den „Klimapakt 2030 plus“ in der Metropolregion erfolgen.

HK