Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) misst jetzt auch in Nürnberg Luftschadstoffe. „Was auf der Zugspitze schneebedeckt ist, steht hier im Grünen. Größer könnten die Gegensätze nicht sein“, sagt Marion Letzel anlässlich der Inbetriebnahme der neuen Messgeräte in Nürnberg. Sie ist Abteilungsleiterin für Zentrale Analytik und Stoffbewertung am LfU.
Trotz oder gerade wegen der Gegensätze wird an beiden Standorten mit der identischen Zielsetzung gearbeitet: Im Sinne eines Frühwarnsystems werden Schadstoffe überwacht, deren Eintrag in die Umwelt auf Basis internationaler Abkommen weiter reduziert werden soll, teilt das LfU mit. Dabei handelt es sich um industriell produzierte Chemikalien, für die sich umwelt- und gesundheitsschädigende Eigenschaften herausgestellt haben, wie die als Flammschutzmittel oder Weichmacher eingesetzten Polychlorierten Biphenyle (PCB) oder das ehemals massenhaft eingesetzte Insektizid DDT.
Schadstoffe werden erfasst
Erfasst werden auch Substanzen, die bei Verbrennungsprozessen entstehen, die sich aber über spezielle Filter und angepasste Technologien vermeiden ließen. Hierzu zählen beispielsweise polychlorierte Dioxine. Wegen ihren schädigenden Wirkungen wurden diese Stoffe in der EU beschränkt, in vielen Fällen verboten. Es kommen jedoch andere Chemikalien auf den Markt, die teils ähnliche Eigenschaften aufweisen.
Auch diese Alternativen werden vom LfU in ihren Luftkonzentrationen an der Zugspitze und nun auch in Nürnberg gemessen. „Um mit den Entwicklungen neuer Chemikalien Schritt zu halten, erweitern wir am LfU Jahr für Jahr unser Messrepertoire und haben damit ein umfassendes Frühwarnsystem“, erklärt Letzel. Das LfU hat deshalb in Kooperation mit dem Umweltamt der Stadt Nürnberg eine Zwillingsstation zur Zugspitze in der Frankenmetropole aufgebaut. „Alle vier Wochen ist das LfU vor Ort und nimmt Proben, bei denen die Luftkonzentrationen von über 50 Stoffen im Labor gemessen werden“, so Letzel.
Parallelmessung an der Zugspitze
Die Parallelmessstation ist deshalb wichtig, weil für eine Regulierung von Schadstoffen unter anderem belegt sein muss, dass diese Stoffe nicht an ihrem Einsatzort verbleiben, sondern über sehr große Entfernungen transportiert werden und sich in der Luft nicht abbauen. Ihre Konzentrationen sind an der Zugspitze – wo sie durch Höhenströmungen herangetragen werden – so gering, dass sie in den Laboren des LfU nur mit hochwertiger Analytik nachgewiesen werden können. Das LfU stellt beispielsweise weiterhin in Spuren die Nachwirkungen der Malariabekämpfung mit DDT in Norditalien oder die seit den 1980er Jahren in Deutschland im Einsatz auf geringste Mengen beschränkte PCB fest. Auch Erfolge konnten belegt werden. So nahmen laut LfU verbotene Insektizide binnen weniger Jahre stark in ihren Luftkonzentrationen ab.
HK
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