Tiergesundheit, Ernährung, Verhalten, Unterbringung, Gemütszustand: In diese fünf Prinzipien gliedert sich das standardisierte System, mit dem Zoos und Aquarien das Wohlbefinden der Delfine in ihrer Obhut dauerhaft beobachten und messen können.
Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat es in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Tierschutzkomitee der Europäischen Vereinigung für Aquatische Säugetiere entwickelt, das dazugehörige Paper ist jetzt veröffentlicht worden.
Mithilfe einer App sollen Tierpflegende, Ärzte und Biologen perspektivisch das sogenannte Dolphin-WET (Dolphin Welfare Evaluation Tool) in ihre tägliche Arbeit mit den Tieren integrieren können.
„Mit dem Dolphin-WET haben wir erstmalig ein Werkzeug entwickelt, mit dem wir als wissenschaftlich geführte Zoos und Aquarien anhand einheitlicher Fragen Daten zum physischen und psychischen Wohlbefinden der Delfine in unserer Obhut erfassen, sammeln und auswerten können“, sagt die Nürnberger Zootierärztin Dr. Katrin Baumgartner, die das System federführend mitentwickelt hat. Im Tiergarten leben derzeit sieben Große Tümmler.
Ganzheitlich Zustand der Tiere erfassen
„Mit dem Dolphin-WET können wir ganzheitlich und kontinuierlich den Zustand der Tiere erfassen. Somit können auch kleinste Veränderungen früh erkannt und es kann entsprechend darauf reagiert werden.“
Wissenschaftlich geführte Zoos arbeiten seit langem an Methoden, das Befinden ihrer Delfine zu erfassen und die Haltungsbedingungen den Ergebnissen entsprechend anzupassen. Für einige Tierarten, wie etwa Eisbären, Makaken und Giraffen gibt es bereits vergleichbare Systeme. Bei Delfinen erhoben die Fachleute seit den frühen 1990er-Jahren systematisch Daten und es gibt somit bereits viele Informationen zu Verhalten, Physiologie und Fortpflanzung.
Haltungsbedingungen für Delfine stetig verbessern
Seit 2012 arbeiten Experten im Rahmen des Tierschutzkomitees daran, die Haltungsbedingungen für Delfine stetig zu verbessern, 2018 wurde mit der Erstellung des Dolphin-WET begonnen. Auf wissenschaftlicher Basis wurden 49 Indikatoren, davon 37 tierbasierte, definiert, um den Zustand jedes einzelnen Delfins objektiv festzustellen und zu beschreiben. Ideengeber für die Einteilung der Beobachtungen in die Prinzipien Tiergesundheit, Ernährung, Verhalten, Unterbringung, Gemütszustand war das „Modell der fünf Bereiche und der Qualität des Wohlbefindens“, das in den 1990er-Jahren von dem Veterinärmediziner John Webster ursprünglich für Nutztiere entwickelt und seither von ihm und anderen Wissenschaftlerinnen stetig weiterentwickelt wurde.
Vor diesem Hintergrund haben internationale Experten verschiedener Fachrichtungen und Einrichtungen um Baumgartner herum das Dolphin-WET entwickelt.
Durch die wissenschaftlich basierten Indikatoren hat nun jede Einrichtung die Möglichkeit, die von ihr erhobenen Daten auszuwerten und somit auch zu beurteilen.
HK
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