Vier Tage Mittelalter beim Brunnenfest
„Amberger Hochzeit“ jährt sich zum 550. Mal – Cantus Ferrum hält die Erinnerung wach

05.08.2024 | Stand 05.08.2024, 5:00 Uhr |

Stangenwaffendrill am Marktplatz: Die Mitglieder von Cantus Ferrum demonstrieren die Wehrhaftigkeit. Fotos: Josef Popp, Archiv

Glanzvolle Hochzeiten – bei diesem Stichwort denken wohl die meisten Menschen an die großen Festlichkeiten europäischer Königshäuser. Doch auch Amberg war einst Schauplatz einer prächtigen fürstlichen Vermählung: im Jahr 1474. Gefeiert wurde die Hochzeit Margaretes, der Tochter von Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut, mit dem pfälzischen Kurprinzen Philipp.

Im zweijährigen Turnus erinnert der historische Amberger Verein Cantus Ferrum mit seinem Brunnenfest an dieses Ereignis, das als „Amberger Hochzeit“ bekannt ist. Und weil diese sich heuer zum 550.Mal jährt, wird anlässlich des Jubiläums einen Tag länger und noch etwas größer gefeiert: von Donnerstag, 8. August, bis Sonntag, 11. August, und zwar nicht nur auf dem Maxplatz und im angrenzenden Stadtgraben, sondern bis hinauf zum Gelände gegenüber der OTH.

Was 1474 für jene Amberger Hochzeit auf die Beine gestellt wurde, dürfte selbst prächtige Feiern wie die der Windsors blass aussehen lassen. Allein mehr als 100000 Liter Wein aus Franken wurden – neben Unmengen aus anderen Destinationen – eingelagert, schreibt der frühere Stadtarchivar Johannes Laschinger in einer Abhandlung.

Eine pompöse Feier

Die vielen historischen Quellen, die seiner Arbeit zugrunde liegen, erzählen beispielsweise auch von Tausenden Hühnern und unendlich vielen Spanferkeln, Kälbern und anderen Lebensmitteln. Nicht nur das Amt Amberg musste liefern, sondern etliche weitere aus der Region, ebenso wie die Klöster Ensdorf und Kastl.

Und noch ein Detail aus der Beschreibung eines Chronisten mag deutlich machen, wie pompös dieses Ereignis war – Laschinger spricht sogar von „ausschweifend“: Die Braut, die am 20. Februar 1474 in Amberg eintraf, wurde von 1000rot gekleideten Reitern begleitet.

Unzählige Menschen müssen einst in die bis ins letzte Detail vorgeschriebenen Vorbereitungen und die Festlichkeiten selbst eingebunden gewesen sein. Aber auch der Organisationsaufwand für das Brunnenfest der heutigen Zeit, zumal zum Jubiläum, ist nicht gering. Seit mehr als einem Jahr bereiten die Mitglieder von Cantus Ferrum die Veranstaltung vor – und das sind etwa 25Aktive, die sich um die vielfältigen Aufgaben kümmern. Dazu gehören beispielsweise die Kontakte zur Stadt, den Darstellern und Mitwirkenden beim Markttreiben, aber auch die Organisation von Straßensperrungen und Genehmigungen. So gilt der Dank des Vereins speziell der Stadt für deren Unterstützung.

Das Feiern solcher Hochzeiten diente einst dazu, politisches und gesellschaftliches Gewicht darzustellen. Cantus Ferrum will (nicht nur) mit seinem Brunnenfest das Spätmittelalter ein Stück erfahrbar machen – der Namenszusatz „Verein für erlebte Geschichte“ ist für die Mitglieder ein Auftrag. Das betrifft die Darstellung ebenso wie das Aufgreifen einzelner Elemente des Fests von 1474. Ein Höhepunkt wird sicher wieder der sehenswerte Zug des Brautpaares mit seinem Gefolge und zahlreichen historischen Gruppen, der am Samstag um 14 Uhr auf dem Malteserplatz startet.

Ritterturnier an zwei Tagen

Auf dem Marktplatz gibt es dann einen Stangenwaffendrill zu sehen und die Huldigung von Gästen und Volk für Margarete und Philipp. Anschließend zieht die festliche Gesellschaft zum Maxplatz, wo die Besucher des Brunnenfests noch mehr vom Mittelalter entdecken und erleben können.

Dazu gehört – wie einst auch 1474 – ein Turnier der Ritter, das vor allem am Freitag und Samstag zu erleben sein wird. Und ebenso die große Hochzeitstafel am Samstag um 19Uhr. Sie wird für die Besucher moderiert durch das „Geschichtsfenster“, Andrej Pfeiffer-Perkuhn und seine Mitstreiter, die das Spätmittelalter sensibel und authentisch vermitteln möchten.

Vertreten sind beim Brunnenfest auch zahlreiche Handwerker, die beispielsweise Holzdrechseln und das Arbeiten mit Keramik zeigen, und Stände historischer Anbieter. Auch an die Kinder hat Cantus Ferrum gedacht – mit Holzriesenrad, einer Märchenerzählerin und Edelsteinschürfen.

Der Verein selbst bietet zudem eine Jubiläumsaktion: ein Ausmalbild. Wenn die Kinder dies an der Kasse abgeben, erhalten sie eine kleine Überraschung (so lange der Vorrat reicht).

Eintauchen ins Spätmittelalter – und nicht nur in diese Epoche – können die Besucher auch mit 15 historischen Gruppen, die beim Fest lagern. Sie kommen nicht nur aus Bayern, sondern auch weit darüber hinaus nach Amberg. Wie einst vor 550 Jahren.

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