Pflege von Kriegsgräbern
Demütig im Einsatz für die Toten: Kümmersbrucker Soldaten in Belgien

02.12.2023 |

Insgesamt 28.000 Heidepflanzen wurden für die Gräber deutscher Weltkriegsopfer hergerichtet. Foto: Logistikbataillon 472

Die Gräber von deutschen Soldaten, die in den beiden Weltkriegen gefallen sind, würdig zu gestalten – das war die Aufgabe für zehn Schweppermänner des Logistikbataillons 472 in Kümmersbruck. Sie engagierten sich fast zwei Wochen freiwillig in Lommel in Belgien.

Es ist nass, kalt und die Morgendämmerung setzt gerade ein, als Hauptfeldwebel Matthias L. noch einmal Vollzähligkeit feststellt, überprüft, ob alle benötigten Gerätschaften aufgeladen sind, jeder seine persönlichen Sachen und die Ausrüstung verstaut hat. Erst dann geht es auf eine etwa 600Kilometer lange Reise Richtung Westen.

Hauptfeldwebel Matthias L. ist der Führer einer Abordnung aus zehn Soldaten der Schweppermann-Kaserne, die sich allesamt freiwillig für einen Einsatz im Rahmen der Kriegsgräberfürsorge gemeldet haben. Lommel in Belgien ist das Ziel, heißt es in einer Mitteilung des Logistikbataillons 472. In Lommel befindet sich der größte deutsche Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkrieges im westeuropäischen Ausland. Neben den 39111 Gefallenen des Zweiten Weltkrieges wurden dort auch 542 deutsche Soldaten, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren haben, bestattet.

Aufgabe der Soldaten war, die Gräberreihen mit Heide zu bepflanzen



Das Areal in Lommel umfasst 16 Hektar, was einer Größe von etwa 23 Fußballfeldern entspricht. Diese Fläche ist in 63Felder mit bis zu 28 Reihen und jeweils 630 Gräbern aufgeteilt. Insgesamt stehen in Lommel nahezu 20000 beidseitig beschriebene Kreuze.

Für das deutsche Arbeitskommando hieß es bei diesem Einsatz vor allem, gärtnerisch tätig zu werden. Insgesamt 28000 Heidekrautpflanzen warteten darauf, ihren Platz zwischen den Kreuzen der gefallen deutschen Soldaten zu finden, um deren letzten Ruhestätten einen würdigen Anblick zu geben. Eine zeitintensive Aufgabe. Zunächst mussten alle 28000 Pflanzen aus ihren Töpfen geholt, die Wurzeln aufgelockert und die Pflanzen danach wieder einsetzt werden, bevor diese zum Friedhof transportiert werden konnten.

Alle arbeiteten mit großer Motivation, aber auch viel Demut



In einem nächsten Schritt mussten die zehn Mann 28000 Löcher ausheben. Erst dann konnte die Heide nach einem klar festgelegten Muster eingepflanzt werden: Zwischen die Kreuze jeweils vier Pflanzen und in den äußern Reihen jeweils acht, so lauteten die Vorgaben der belgischen Friedhofsarbeiter.

Nach diesem Muster mussten acht Blöcke zu je acht Reihen bepflanzt werden. Eine äußerst umfangreiche Aufgabe, die die Schweppermänner mit hoher Motivation, aber auch der nötigen Demut anpackten und zum Erfolg brachten.

Kommandeur und Bürgermeister kamen zum feierlichen Gedenken



Auch Oberstleutnant Martin Hillebrand, Kommandeur des Logistikbataillons 472, machte sich mit Kümmersbrucks Bürgermeister Roland Strehl für drei Tage auf den Weg nach Belgien. Beide besuchten die Soldaten und würdigten damit deren Einsatz. In Gedenken an die in Lommel begrabenen deutschen Soldaten der beiden Weltkriege legten Hillebrand und Strehl zusammen feierlich einen Kranz nieder.

Eine feierliche Zeremonie zum Volkstrauertag fand auch in Lommel statt. Anwesend waren das Luftwaffengeschwader 33 als auch eine Abordnung belgischer Soldaten sowie etwa 150 Besucher aus Politik und Militär. Musikalisch würdig begleitet wurde die Zeremonie von einem belgischen Musikkorps. 17 Kränze wurden niedergelegt, auch einer aus Kümmersbruck. Eine würdige, ehrfürchtige, aber auch demütige Zeremonie, die den zehn Soldaten für immer in Erinnerung bleiben wird.

Soldaten haben viele wertvolle Eindrücke gesammelt



Am 24.November hieß es dann für Hauptfeldwebel Matthias L., erneut Vollzähligkeit zu kontrollieren, zu schauen, dass die Gerätschaften, die Ausrüstung und alles Persönliche wieder sauber verstaut ist. Die zwölf Tage waren vergangen und es hieß, 600 Kilometer nach Kümmersbruck zurückzufahren. Mit vielen wertvollen Eindrücken und auch ein bisschen stolz, ihren Beitrag geleistet zu haben, kamen die Männer wieder in der Schweppermann-Kaserne an.

Truppe steht hinter der Arbeit des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge



Die Arbeit des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, unter dessen Federführung der Einsatz der Soldaten erfolgte, ist eine gute und wichtige Sache, sind die Verantwortlichen des Logistikbataillons 472 überzeugt. Das Leid der Kriege und die Geschichten der Menschen dahinter müssten bewahrt und in den Köpfen der Menschheit erhalten werden.

Gerade jetzt mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine würden alle daran erinnert. Das wertvolle Gut, in Frieden leben zu dürfen, hätten in der Vergangenheit viele mit ihrem Leben bezahlt. Um daran zu erinnern und deren letzte Ruhestätte für die Nachwelt auch als Mahnmal zu bewahren, lohne es sich, Zeit und Arbeit zu investieren. Dies hätten die Soldaten aus der Schweppermann-Kaserne im belgischen Lommel getan und somit ihren wertvollen Beitrag geleistet.

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