Aus drei evangelischen Dekanaten in Nordostbayern wird eines. Seit 1. Juli gehören die Dekanate Cham, Sulzbach-Rosenberg und Weiden zusammen und bilden damit das größte Flächendekanat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Mit einem Festgottesdienst am Samstag um 16 Uhr in der Christuskirche in Sulzbach-Rosenberg wird die Fusion offiziell besiegelt, teilte das Dekanat mit. Die Leitung übernehmen Dekan Thomas Guba aus Weiden und Dekanin Ulrike Dittmar, die schwerpunktmäßig für die Region Süd mit Sulzbach-Rosenberg und Cham zuständig ist. Regionalbischof Klaus Stiegler aus Regensburg führt beide im Festgottesdienst in ihre Ämter ein.
Das Gebiet des neuen Dekanats reicht von Waldsassen im Norden bis Zwiesel im Südosten und von Etzelwang im Landkreis Amberg-Sulzbach bis zur tschechischen Grenze. Es umfasst sechs Landkreise sowie die kreisfreien Städte Amberg und Weiden. Der größte Teil gehört zur Oberpfalz, aber auch der niederbayerische Landkreis Regen ist dabei, ebenso zwei Gemeinden, die im oberfränkischen Landkreis Bayreuth angesiedelt sind.
Das neue Dekanat mit dem offiziellen Namen Cham/Sulzbach-Rosenberg/Weiden gehöre zu den ersten, die mit den Umstrukturierungen in der bayerischen Landeskirche ernstmachen. Denn aus derzeit 66 Dekanatsbezirken sollen 44werden bis 2032, heißt es in der Mitteilung. In der Rekordzeit von weniger als einem Jahr hätten es die Verantwortlichen in Ostbayern geschafft, die Weichen für eine Fusion zu stellen und dabei alle wichtigen Akteure mitzunehmen.
Strukturen für die Zukunft
Regionalbischof Stiegler sah deshalb in dem Zusammenschluss ein wichtiges Zeichen für die zukünftige Gestaltung des kirchlichen Lebens. „Als kleiner werdende Kirche gilt es, kluge und zukunftsträchtige Strukturen zu schaffen. Der Rückgang an Mitgliedern, Finanzen und Personal fordert uns als Kirche stark heraus. Wir brauchen innovative Ideen und mutige Entscheidungen.“
Dass es dabei vor allem um die Botschaft der Kirche gehe, machte Dekanin Ulrike Dittmar deutlich: „Unser Glaube und die Kirche haben eine starke Botschaft. Die Struktur der Kirchen ist an vielen Punkten in der Vergangenheit geblieben. Das hat Halt und Sicherheit gegeben, aber in der sich schnell verändernden Gesellschaft brauchen wir andere Wege.“ Und diese sieht sie in erneuerten Strukturen, die Bürokratie und Verwaltung bündeln und es ermöglichen, kooperativ zu arbeiten.
Pfarrerinnen und Pfarrer sollen wieder mehr Zeit dafür haben, nahe bei den Menschen zu sein. „Eine Frage ist, wie können Menschen heute Zugang zu dieser Botschaft bekommen? Die Antwort quer durch alle Untersuchungen lautet: durch Nähe und persönliche Kontakte.“ Für das Leben in den Kirchengemeinden vor Ort sieht Dekan Thomas Guba deshalb einige Vorteile.
Gute Betreuung sei sicher
Größere Dekanate würden sicherstellen, dass die Menschen vor Ort weiter gut betreuen werden, denn im Hintergrund würden viele in den Werken und Diensten und in der Verwaltung mitarbeiten. „Durch unsere Größe können wir diese Arbeit tun, kleinere Dekanate kommen hier an personelle und finanzielle Grenzen“, erklärte er.
Auch Karl Georg Haubelt, der sich seit 1997 ehrenamtlich als 2. Vorsitzender im Dekanatsausschuss Sulzbach-Rosenberg engagiert, erhofft sich positive Effekte für die Kirchengemeinden. Dabei hat er den Raum Vohenstrauß-Oberviechtach-Neunburg vorm Wald und die Gemeinden im Naabtal im Blick, wo bisher die Dekanatsgrenzen eine Zusammenarbeit erschwert hätten. „Auch zwischen Grafenwöhr und Sulzbach-Rosenberg bestehende Bezüge können aufbrechen, Kirchenmusik, Bildung und Jugendarbeit schöpft aus mehr Quellen als bisher.“ Er ist überzeugt, dass die Fusion die richtige Entscheidung ist: „Hier wächst zusammen, was geschichtlich früher schon beieinander gewesen ist und wo man sich auch kennt und ganz ähnlich tickt.“
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