Die Krankenhäuser des Landkreises Amberg-Sulzbach planen die größte strukturelle Veränderung seit Bestehen des Kommunalunternehmens. Der Betrieb des Akutbereiches an der St. Johannes Klinik Auerbach wird im Lauf des Jahres 2026 beendet und nach Sulzbach-Rosenberg ans St. Anna Krankenhaus verlagert. St. Johannes wird dafür vollständig als Einrichtung für Geriatrische Rehabilitation aufgestellt.
Zugrunde liegt dieser Umstrukturierung ein Beschluss, den die Verantwortlichen des Kommunalunternehmens einvernehmlich gefasst hätten, informiert Vorstand Roland Ganzmann in einer Pressemitteilung. Mit der Umstrukturierung werde der Fortbestand von St. Johannes gesichert, betont Ganzmann. Alle vorhandenen Kapazitäten würden für den Ausbau und die Stärkung der Geriatrischen Rehabilitation benötigt, da sich die Gesamtbettenzahl nicht reduzieren werde.
Ganzmann räumt ein, dass die Verlagerung des Akutbereiches sehr bedauernswert sei. Doch: Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben durch die Krankenhausreform habe der Standort Auerbach ab 2027 keine Existenzmöglichkeit mehr, erläutert Ganzmann. Daher habe man sich entschieden, jetzt eine aktive Verlagerung anzugehen, um das gesamte bisherige Leistungsspektrum dauerhaft weiter anbieten zu können.
Konzentration auf die geriatrische Rehabilitation sichert auch Arbeitsplätze
Das Hauptstandbein der St. Johannes Klinik, die geriatrische Rehabilitation, sei von den aktuellen bundesgesundheitspolitischen Planungen nicht betroffen. Damit existiere für das Auerbacher Haus mit der zukünftigen Konzentration auf die Rehabilitation ein sehr guter langfristiger „Plan B“, so Ganzmann weiter.
Und da die gesamte Kapazität der Klinik aufrechterhalten werden solle, „können wir allen Beschäftigten weiterhin sichere Arbeitsplätze gewährleisten“, wird Auerbachs Bürgermeister Joachim Neuß (FW) in der Mitteilung zitiert. Durch die Geri-Reha könne der Fortbestand von St. Johannes nicht nur gesichert werden, sondern das Krankenhaus könne in einem – aufgrund der demografischen Entwicklung – medizinischen Wachstumsfeld sogar noch erfolgreich ausgebaut werden.
Zusätzliche Abteilung entsteht am St. Anna Krankenhaus Sulzbach-Rosenberg
Am St. Anna Krankenhaus Sulzbach-Rosenberg solle eine zusätzliche Abteilung das vorhandene Behandlungsspektrum sinnvoll ergänzen und damit auch den Krankenhausbetrieb im Zusammenhang mit der Krankenhausreform weiter stärken und langfristig absichern helfen, erläutert Ganzmann. Dafür müssten aber sehr viele Entscheidungsträger aktiv eingebunden und viele Umsetzungsschritte erst noch genehmigt werden. Er spricht von einem Planungshorizont von etwa 1,5 Jahre.
Als sehr erfreulich bezeichnet es Ganzmann, dass das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention bereits grundsätzliche Unterstützung für die Umstrukturierung signalisiert habe. „Das St. Anna Krankenhaus ist aus meiner Sicht ein unverzichtbarer und wichtiger Bestandteil der stationären Gesundheitsversorgung in der erweiterten Region und wird dies auch bleiben“, so der Vorstand.
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Das Einzugsgebiet des Sulzbach-Rosenberger Hauses vergrößere sich dabei bereits seit den Jahren der Corona-Pandemie kontinuierlich. Das sei auch den hochengagierten Mitarbeitern zu verdanken – so sei St. Anna stets ein verlässlicher Partner des Rettungsdiensts und könne die vollen Aufnahmekapazitäten zu jeder Zeit gewährleisten. Mit der Integration der Auerbacher Betten wolle man die Behandlungsqualität in interdisziplinären Teams auch für die geriatrischen Patienten noch weiter optimieren.
Finanzielle Lage der Krankenhäuser ist überall sehr problematisch
Landrat Richard Reisinger (CSU) betont in der Mitteilung, dass sich für die Beschäftigten keine Nachteile ergeben und die Zukunftssicherheit für der beiden Standorte erhöht werden solle. Zunächst werde man den Betrieb inhaltlich auch unverändert fortführen.
Allerdings weist er auch auf die finanziellen Probleme aller deutschen Krankenhäuser hin. Besonders für die letzten Jahre mit hoher Inflation sowie Sach- bzw. Personalkostensteigerungen seien die Erlöse für die Kliniken auf einem deutlich zu niedrigem Niveau systematisch gedeckelt worden. Überall würden die Verluste in den nächsten Jahren immer weiter steigen, prognostiziert der Landrat.
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Plädoyer für die stationäre Gesundheitsversorgung der Bevölkerung
Für die öffentlichen Träger, auch für den Landkreis Amberg-Sulzbach, bedeute es in den nächsten Jahren sicher eine große finanzielle Kraftanstrengung, den jährlichen Defizit-Ausgleich für das Kommunalunternehmen im Haushalt abbilden zu können. Bei der Umstrukturierung gehe es zumindest in den ersten Jahren eher um Standortsicherung als um Verbesserung der finanziellen Lage, auch weil die Betriebskostenfinanzierung der Krankenhäuser grundsätzlich in Berlin noch unzureichend geklärt sei, erklärt Richard Reisinger
Auch für seine bayerischen Landratskollegen seien die Krankenhauskosten ein höchst brisantes Problem. Er sei sich mit diesen aber auch einig, „dass die stationäre Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung als Teil der Daseinsvorsorge gesichert bleiben muss, auch wenn es hierzu einige schwere Jahre zu überstehen gilt“, wird der Landrat in der Mitteilung zitiert. Sein Dank gelte in diesem Zusammenhang dem Freistaat für diverse Förderprogramme.
Reisinger macht deutlich, dass er die vorgesehene Umstrukturierung innerhalb des Kommunalunternehmens vorbehaltlos unterstütze. „Damit tragen wir letztlich auch unseren Anteil dazu bei, der bundespolitischen Maßgabe, die Zahl der Krankenhausstandorte zu reduzieren, nachzukommen.“
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