In der Oberpfalz, insbesondere im Großraum Amberg, ist man bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten einen wichtigen Schritt voranrangekommen. Das Klinikum Amberg wurde als Thrombektomiezentrum in das Schlaganfallnetzwerk Nordbayern aufgenommen.
Damit, so heißt es, ist für die Region eine flächendeckende Versorgung auf hochinnovativem Niveau gewährleistet. Mit einer Festveranstaltung wurde diese Aufnahme gefeiert und politisch wie medizinisch eingeordnet.
Vorstand Manfred Wendl blickte persönlich zurück, als sein Großvater 1983 nach einem Schlaganfall in das Krankenhaus eingeliefert wurde und letztlich „mehr oder weniger“ unbehandelt starb. Seit dieser Zeit hat sich auf diesem medizinischen Gebiet viel getan, vor allem hat sich das Klinikum Amberg in den letzten 25 Jahren intensiv dieser Aufgabe gestellt. Darauf kann das Klinikum Amberg stolz sein, wie der Klinikvorstand hervorhob.
Vorteile für alle Seiten
Vor rund zwei Jahren wurde dann der nächste Schritt zur bestmöglichen Patientenversorgung eingeleitet. Es wurden konstruktive Gespräche mit dem Schlaganfallnetzwerk Nordbayern begonnen – und zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Ohne Kooperationen wird es in Zukunft nicht mehr gehen, hieß es. Der Austausch und die Zusammenarbeit würden immer wichtiger. Das bringe Vorteile für den Patienten, aber auch der wirtschaftliche Aspekt dürfe nicht vergessen werden.
Amberg, wie der Klinikvorstand feststellte, sei gut aufgestellt. Dieser Einschätzung schloss sich auch dritter Bürgermeister Franz Bandura an. Er bezeichnete die Aufnahme des Klinikums in das Netzwerk als einen „Meilenstein in der Entwicklung“, von dem viele Patienten noch profitieren werden. Bandura: „Wir wissen um die Qualität des Hauses und der Stadtrat steht hinter dem Klinikum.
Netzwerke, so Bandura weiter, seien die Zukunft. Aber, so mahnte er, man dürfe in der Medizin nicht nur Fälle betrachten, sondern den Menschen. Insbesondere durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die am Klinikum Amberg gegeben sei, sei optimale Versorgung gewährleistet.
Professor Bernd Kallmünzer, Leitender Oberarzt der Neurologie am Uniklinikum Erlangen stellte das Konzept vor. Dabei betonte er, dass „die Zeit der größte Gegner“ des Neurologen ist. Jede verpasste Minute bedeutet eine Woche Leben weniger. Nach wie vor sei die ländliche Region schlechter gestellt als die Stadt. Das Netzwerk stelle dagegen sicher, dass auch in der ländlichen Region oder in kleineren Krankenhäusern eine optimale Versorgung sichergestellt werde.
Durch die hohe Expertise wurde die Stroke Unit des Klinikums 2022 erstmals zur überregionalen Stroke Unit ernannt, die Voraussetzung dafür, um nun in das Schlaganfallnetzwerk Nordbayern, kurz STENO, als Thrombektomiezentrum aufgenommen zu werden.
In diesem Netzwerk kooperieren insgesamt 23 Kliniken in Mittel – und Oberfranken, der Oberpfalz und in Südthüringen bei der Behandlung von Schlaganfällen. Durch telemedizinische Vernetzung erhalten Menschen aus dieser Region eine wohnortnahe Versorgung auf höchstem Niveau. „Durch die Aufnahme als Thrombektomiezentrum wird in der Oberpfalz eine wichtige Lücke geschlossen, und wir können künftig dazu beitragen, dass Schlaganfallpatienten flächendeckend und wohnortnah hochinnovativ versorgt werden“, betonte Dr. Huber.
Was bedeutet die Aufnahme ins Netzwerk in der Praxis? Das Uniklinikum Erlangen sowie die Kliniken in Nürnberg und Bayreuth behandeln selbst jährlich mehrere hundert Schlaganfallpatienten. Sie fungieren innerhalb des Netzwerks STENO als Beraterzentren, die den Netzwerkpartnern, wozu nun auch das Amberger Klinikum zählt, rund um die Uhr telemedizinisch zur Verfügung stehen.
Medizin oder Katheder?
Das bedeutet, wenn ein Patient aus der Region des STENO-Netzwerks nicht im Klinikum vor Ort behandelt werden kann, wird ein wohnortnaher Partner angefragt. Der Patient kann dort nach den höchsten Standards behandelt werden. Somit können auch kleinere Kliniken mit ihren Patienten eine hochinnovative Behandlungsmethode anbieten.
Mit Behandlungsstandards ist die Thrombektomie gemeint. Laut der Deutschen Schlaganfallgesellschaft liegt die Erfolgsrate dieser Behandlung bei rund 90 Prozent. Die gängige Methode bei einem Schlaganfall ist die Thrombolyse, die Auflösung eines Blutgerinnsels mittels Medikamente. Ist der Gefäßverschluss allerdings größer, hilft nur eine Thrombektomie. Hier wird ein Katheder über die Leiste eingebracht und das Blutgerinnsel mechanisch entfernt.
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