Die Oberpfälzer Grammer AG hat bei ihrer Hauptversammlung auf ein schwieriges Jahr 2023 zurückgeblickt. Zwar habe man Umsatz und Ergebnis steigern können, blieb allerdings hinter den eigenen Erwartungen zurück, sagte Vorstandssprecher Jens Öhlenschläger gestern am Sitz des Automobilzulieferers in Ursensollen (Lkr. Amberg-Sulzbach).
Grund dafür sei unter anderem das Geschäft in Nord- und Südamerika gewesen. Dort gebe es noch „erhebliches Verbesserungspotenzial“, sagte Öhlenschläger. Teil des Amerikageschäfts des Konzerns ist auch das Tochterunternehmen TMD, das Grammer 2018 übernommen hat. Aus den Ausführungen des Vorstandssprechers ging nun hervor: Der Oberpfälzer Zulieferer prüft den Verkauf der US-Firma. Auf eine entsprechende Nachfrage in der Generaldebatte der Hauptversammlung nannte Finanzvorständin Jurate Keblyte dazu allerdings keine Details.
Chinesische E-Auto-Hersteller werden beliefert
Gute Zahlen verzeichnete Grammer hingegen im asiatischen Wirtschaftsraum. Die Region APAC (Asia-Pacific) werde auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, sagte Öhlenschläger. Es handele sich dabei um den stärksten Wachstumsmarkt der Grammer AG, deren Mehrheitseigner der chinesische Ningbo-Jifeng-Konzern ist. In China eröffnete das Oberpfälzer Unternehmen im vergangenen Jahr auch eine Fabrik. Von dort aus beliefere man „einige schnell wachsende“ Hersteller von Elektrofahrzeugen in dem ostasiatischen Land, so Öhlenschläger.
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Der chinesische Markt bringt allerdings auch neue Anforderungen für den Zulieferer. Um dort zu bestehen, brauche es eine hohe Innovationsgeschwindigkeit, erklärte Öhlenschläger in der Generaldebatte. Die Entwicklungszeit von neuen Produkten müsse dort bei neun bis 18 Monaten liegen. Bei Grammer sind die Verantwortlichen allerdings überzeugt: Was in China klappt, geht auch anderswo. Die kurzen Entwicklungszeiten wolle man für die Regionen Europa und Amerika übernehmen, kündigte Öhlenschläger an.
Grammer-Produkte für die neuen TGV-Züge
Der Vorstandssprecher gab sich auch für das laufende Jahr zuversichtlich. Durch die zwei Geschäftsbereiche sei man bei Grammer besonders resilient, sagte Öhlenschläger. Er sprach von einem Vorteil gegenüber Wettbewerbern und nannte erfolgreiche Produkte und Aufträge aus den beiden Sparten. Im Bereich Commercial statte man die neueste Generation der französischen Hochgeschwindigkeits-TGV-Züge mit Passagiersitzen aus. Aus der Sparte Automotive nannte der Vorstandssprecher die Rücksitzarmlehne des neuen 7er BMW, die von Grammer hergestellt wird. In diese Sparte fällt auch die Entwicklung und Produktion von Mittelkonsolen für Pkw. Hier wolle man zum Weltmarktführer werden, gab Öhlenschläger bei der Hauptversammlung als Ziel aus.
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