Schwandorf und Amberg dabei
„Region der Lebensretter Oberpfalz-Nord“: App alarmiert Ersthelfer in der Nähe

23.09.2024 | Stand 23.09.2024, 19:00 Uhr |
Gerhard Spies

Den symbolischen Startschuss gab mit Hilfe des roten Buzzers Bayerns Finanzminister Albert Füracker (Bildmitte) gemeinsam mit den Vertretern der Kommunen und des ZRF. Fotos: Gerd Spies

Schnellere Hilfe bei akuten Herzproblemen: Am 1. September ist die „Region der Lebensretter Oberpfalz-Nord“ gestartet. Das ist ein System, das über eine Handy-App Ersthelfer in der Nähe des Notfallpatienten alarmiert. Den offiziellen Startschuss gab jetzt Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker in Amberg.

  

Das sind die Fakten: Jedes Jahr sterben in Bayern 500 000 Menschen an einem Herz-Kreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses. Herz-Kreislaufstillstand ist die dritt-häufigste Todesursache. Neun von 19 Herz-Kreislauf-Stillständen enden tödlich. Bei akuten Notfällen ist Zeit der entscheidende Faktor.

Todesfall am Amberger Marktplatz gab die Initialzündung

Um noch schnellere Hilfe vor Ort zu ermöglichen, gibt es seit 1. September für die Landkreise Amberg-Sulzbach, Neustadt an der Waldnaab, Schwandorf und Tirschenreuth sowie die Städte Amberg und Weiden die Handy-App, die mögliche Ersthelfer in der Nähe des Notfallpatienten alarmiert.

Der Auslöser für dieses Projekt war ein trauriger. Es war im Sommer 2023, als mitten in der Amberger Innenstadt ein junger Mann einen Herzstillstand erlitt. Kein Passant war zur Stelle, der mittels Herzdruck-Massage Reanimationsmaßnahmen einleitete, der junge Mann verstarb. Das veranlasste Notarzt Sebastian Morcinek, Oberarzt am Amberger Klinikum St. Marien in Amberg, und Florian Brettner, Chefarzt am Schwandorfer Klinikum Barmherzige Brüder, zu der Initiative, das System der Alarmierung möglicher Ersthelfer in der Nähe über eine Handy-App mit Hilfe des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) in der Region Oberpfalz-Nord zu installieren.

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Mit „time is brain“, übersetzt „Zeit ist Hirn“, beschreibt der Amberger Notarzt Sebastian Morcinek den Kern des Problems. Gemeint ist damit: Je schneller ein Patient behandelt wird, desto größer ist seine Überlebenschance. „Nach zwei Minuten Herzstillstand beginnt das Gehirn zu sterben. Nach fünf Minuten brauchen wir Ärzte eigentlich gar nicht mehr zur Notfallversorgung hinfahren“, sagt der Mediziner. Rettungsdienste brauchen aber in der Region im Schnitt sechs bis sieben Minuten, bis sie vor Ort sind. „Es gibt aber überall potenzielle Ersthelfer. Nur wissen diese nicht, wenn in ihrer Nähe ein akuter Notfall eintritt. Mit dieser App bringen wir sie zum Patienten“, erklärt der Notarzt das Prinzip.

Vier Landkreis und zwei Städte sind dabei



Der ZRF Oberpfalz-Nord hatte nun diese Initiative aufgegriffen und in seiner letzten Verbandsversammlung die Einführung der App „Region der Lebensretter“ für den Bereich der Integrierten Leitstelle (ILS) Oberpfalz Nord beschlossen. Dieser umfasst die Landkreise Amberg-Sulzbach, Neustadt an der Waldnaab, Schwandorf und Tirschenreuth sowie die Städte Amberg und Weiden. Die Finanzierung in Höhe von 105 000 Euro konnte durch die Kommunen sichergestellt werden.

Das Herzstück des Projekts ist die Smartphone-App „Region der Lebensretter 3.0“. Jeder geschulte Ersthelfer könne sich in einem deutschlandweiten Netz registrieren lassen und somit über die App alarmiert werden, wenn in seiner Nähe ein Notfall eintritt, und so schnell und effektiv helfen. „Wir stellen etwas vor, was Leben rettet“, erklärte Andreas Meier, Landrat von Neustadt an der Waldnaab und stellvertretende Verbandsvorsitzender. Die App, in Rekordzeit umgesetzt, sei ein Baustein, um Zeit zu gewinnen. „Jede Minute zählt“, sagte Meier.

Ziel: 1000 Registrierungen bis Jahresende

Das System soll keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung der bereits bestehenden Strukturen sein. Bereits 51 Mal wurde seit dem Start am 1. September das System bei Notfällen in Gang gesetzt. Ziel ist, bis Ende des Jahres die magische Zahl von 1000 registrierten Ersthelfern zu erreichen. Der aktuelle Stand sei nach Information des ZRF rund 700.

Bayerns Finanzminister Albert Füracker war am Freitag zur ILS nach Amberg gekommen, um als Schirmherr gemeinsam mit den Vertretern der beteiligten Kommunen und des ZRF symbolisch den Start von „Region der Lebensretter Oberpfalz-Nord“ zu vollziehen. Dank des Rettungsdiensts, der anschließend eine Notfall-Situation simulierte, erhielt der Minister sogar die Gelegenheit, an einer Trainingspuppe sein Wissen über Herz-Druck-Massage aufzufrischen.

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