Unser Herz hat nie Urlaub, es leistet täglich Erstaunliches. Doch von einer Sekunde auf die andere kann der plötzliche Herztod eintreten.
65.000 Menschen trifft es jedes Jahr allein in Deutschland, vor allem Männer sind betroffen. Ausgelöst wird dieser durch das plötzliche Auftreten von Herzrhythmusstörungen, wie etwa dem Kammerflimmern, teilte das Klinikum St. Marien mit.
Unter dem Motto „Wie schütze ich mich vor dem plötzlichen Herztod?“ stehen dieses Jahr auch die bundesweiten Herzwochen vom 1. bis zum 30. November 2023. Im Rathaussaal haben sich jetzt Christoph Birner, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I am Klinikum, und Karl Josef Osterziel von der Cardiopraxis Amberg, diesem Thema beim Ratgeber Gesundheit gewidmet.
Behandelnde Ärzte wollen Patienten die Angst nehmen
„Ziel unseres Vortrags ist es, Ihnen allen die Angst vor diesem Thema zu nehmen. Nur indem wir darüber sprechen, kann der plötzliche Herztod bekämpft werden“, so Birner. Der Aufbau des Herzens sei kompliziert, insbesondere die „Elektronik“. „Der Puls ist das, was jeder von uns vom Herzschlag wahrnimmt. 60 bis 90Schläge pro Minute sind normal. Sind wir aufgeregt, können es auch 100 bis 120 sein“, erklärt Osterziel.
Grundsätzlich könne jedes Herz gelegentlich zwischendurch einen zusätzlichen Herzschlag abgeben, dies sei aber nicht lebensbedrohlich. Ursachen dafür können Stresshormone oder auch eine Schilddrüsenüberfunktion sein. In diesem Fall spreche man vom Stolperherz.
Viel gefährlicher dagegen ist das Kammerflimmern. In 75 Prozent der Fälle sind Koronare Herzerkrankungen (KHK) die Ursache dafür. Dahinter steckte eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels aufgrund von Einengungen der Herzkranzgefäße wie Blutgerinnseln. Seltener dagegen seien Herzklappenerkrankungen sowie angeborene Herzfehler Ursache für einen plötzlichen Herztod.
Eine große Rolle spielt nach wie vor der Lebensstil. Bluthochdruck, ein erhöhter Cholesterinwert, Rauchen, Bewegungsmangel sind hohe Risikofaktoren und sollten deshalb vermieden werden. Heißt: Mediterrane Ernährung sowie regelmäßiger Sport hält das Herz zwar langfristig gesund und leistungsfähig, gerade bei Leistungs- oder Extremsport wird aber eine sportmedizinisch-kardiologische Vorsorge empfohlen. „Bleibt eine Herzkrankheit unerkannt, kann es schnelle gefährlich werden“, betont Birner. „Generell empfehlen wir einen Check-Up beim Hausarzt ab dem 40. Lebensjahr, denn das Risiko für einen plötzlichen Herztod nimmt mit dem Alter zu. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.“
Weiter ging es mit den Themen Behandlung bösartiger Herzrhythmusstörungen, was kann man selbst tun und Wiederbelebung. „Im Klinikum Amberg haben wir alle Behandlungsmöglichkeiten, um einen plötzlichen Herztod zu vermeiden. Schutz bietet z.B. der Defibrillator. Er überwacht den Herzrhythmus kontinuierlich wie ein Langzeit-EKG und zeichnet Rhythmusstörungen auf. Beim Kammerflimmern reicht das dagegen nicht aus: Der Defi gibt dann einen Schock ab.
Kleiner chirurgischer Eingriff notwendig
„Viele haben Angst vor einem Eingriff am Herzen. Die Implantation eines Defis ist aber nur ein kleiner chirurgischer Eingriff in einem unserer Katheterlabore“, erklärt Birner. Komplikationen treten selten auf, heißt es in der Pressemitteilung weiter. „Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle der Aggregate alle drei bis sechs Monate.“
Am Ende gab es noch ein Video zum Thema Wiederbelebung. „Der schlimmste Fehler, den man machen kann, ist nichts zu tun“,so Birner. „Die meisten scheuen sich vor einer Wiederbelebung, weil sie denken, man müsse beatmen. Dies ist aber nicht nötig. Bis zum Eintreffen des Rettungswagens haben die Betroffenen meist noch genügend Sauerstoff im Blut. Das Wichtigste ist das Drücken“, so Birner.
Zur Wiederbelebung
Notruf: Zunächst muss geprüft werden, ob der Betroffene noch atmet. Dann muss der Notruf unter 112 gewählt werden.
Maßnahme: Dazu sollten beide Hände auf die Mitte des Brustkorbs gelegt und 100 Mal pro Minute mindestens gedrückt werden. Dies sollte bis zum Eintreffen des Rettungswagens erfolgen.
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