An der Tankstelle mit einer Fleischergabel zugestochen: 29-Jähriger aus Regensburg gesteht den Angriff auf seine schwangere Ex-Freundin und gibt preis, wo die Tatwaffe entsorgt ist.
Versuchter Mord liegt einem 29-Jährigen zu Last, der seine Ex-Freundin im Februar mit einer Fleischergabel attackiert haben soll. Jetzt hat der Angeklagte gestanden. Über Strafverteidiger Shervin Ameri ließ er erklären, „wie fremdgesteuert“ gewesen zu sein. Er habe sich von Beleidigungen provozieren lassen, wollte ihr aber nur „Angst machen in dem Moment“. Als sie dann gesagt habe, sie werde ihn in den Knast bringen, habe er rotgesehen. „Es war so, als ob ich keine Macht darüber habe.“
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Am Abend vor der Tat hatte sich die 27-Jährige nach einer Tätlichkeit getrennt. Gut 24 Stunden später eskalierte es am gemeinsamen Arbeitsplatz, einer Tankstelle im Osten von Regensburg. Es kam zu Streit, Schubsen und Ohrfeigen – bis der Angeklagte der jungen Frau eine 20-Zentimeter-Fleischgabel in den Körper rammte. Das überlebte die im dritten Monat Schwangere laut Rechtsmedizin nur durch Zufall, weil sie sich im letzten Moment wegdrehte.
Keine Erinnerungen mehr, als er zustach?
Daran will der 29-Jährige jedoch kaum noch eine Erinnerung haben. Das letzte wäre gewesen, als sie gesagt haben soll: „Das Kind wirst du niemals sehen, du Versager.“ Wie der Anwalt des Mannes sagte, habe die Geschädigte die „wunden Punkte“ seiner Vergangenheit gekannt. Der Angeklagte räumte auf Fragen des Vorsitzenden Richters Thomas Polnik ein, dass er ein Aggressionsproblem habe und bestätigte auch zwei frühere Handgreiflichkeiten, von denen die Frau berichtet hatte. Er bestritt aber, ihr mit dem Tod gedroht zu haben.
Nachermittlungen der Kripo zu neuen Details in der Aussage des Opfers hatten eine Zeugin zutage gebracht, die der Angeklagte in jener Nacht zum Tatort alarmierte, weil er „Scheiße gebaut“ habe. In einem von zwei Telefonaten soll er zudem gedroht haben, dass er es aber „noch zu Ende bringen wird“, falls sie noch lebe oder sein Name genannt werde. Genau konnte oder wollte sich die frühere Freundin des Opfers aber nicht mehr erinnern. Das bestritt der 29-Jährige ebenso. „Ich habe mich nur informieren wollen, wie es ihr geht.“
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Besagten Anruf will der Angeklagte unweit des Tatorts geführt haben, wie er erklärte. Und er gab preis, wo er die Fleischergabel danach entsorgt haben will. Die war trotz akribischer Suche nie gefunden worden. Zeugen hatten ausgesagt, dass der 29-Jährige diese aus der Theke der Tankstelle an sich genommen hatte. Nun dürfte ein neuer Arbeitsauftrag an die Polizei gehen: An einem nahen Bach hinter der Tankstelle habe er diese an einem Geländer „rechts runtergeschmissen“, sagte der Mann gestern vor Gericht. Dann stellte sich der Mann der Polizei.
Noch drei weitere Prozesstage geplant
So schilderte es die Sachbearbeiterin des Falls, die am Vormittag aussagte. Sie bestätigte auch, dass die Geschädigte in zwei Vernehmungen nichts davon sagte, in jener Nacht selbst wüste Beschimpfungen und Drohungen gegen den Angeklagten ausgesprochen zu haben. Ein Beamter des Kriminaldauerdienstes, der die junge Frau als erster vernommen hatte, betonte, sie habe keinen Belastungseifer gezeigt.
Noch drei weitere Verhandlungstage hat das Regensburger Schwurgericht anberaumt, ehe ein Urteil gegen den Mann auf der Anklagebank fallen soll. Wesentliche Frage für die Kammer dürfte sein, ob ein Mordmerkmal erfüllt ist oder am Ende womöglich doch versuchter Totschlag denkbar ist – dann wäre das Strafmaß für den 29-Jährigen deutlich niedriger, als die drohende lebenslange Haft.
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