Abschied nach 24 Jahren
Beratungsexperte der KJF hört auf - Hermann Scheuerer-Englisch war für Kinder, Jugendliche und Eltern da

27.09.2023 | Stand 27.09.2023, 10:00 Uhr |
Martina Groh-Schad

Abschied mit Ehrengästen: Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein (von links), der Direktor der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg,. Michael Eibl, Hermann Scheuerer-Englisch mit Ehefrau Martina Scheuerer-Englisch, sein Nachfolger Simon Meier, Domkapitular Michael Dreßel sowie der Abteilungsleiter Jugendhilfe, Einrichtungen und Dienste, Michael Hösl, begleiteten die Feier in der Galerie St. Klara. Fotos: Martina Groh-Schad

24 Jahre lang stand Hermann Scheuerer-Englisch der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Regensburg e. V. vor. „Mit seinem fundierten Fachwissen hat er sich bayern- und bundesweit einen Namen als Experte gemacht“, betonte der Direktor der KJF, Michael Eibl.

In seiner Dienstzeit habe er 3000 Familien beraten, unterstützt und begleitet. Zudem sei er in zahlreichen Verbänden aktiv gewesen, um sich auf politischer Ebene für eine Stärkung der Beratungsstellen einzusetzen. Darüber hinaus habe sich Scheuerer-Englisch ehrenamtlich in vielen Gremien und Arbeitsgruppen für die Belange von Familien in schwierigen Situationen eingesetzt.

Freund der Bindungstheorie

In seiner Promotion beschäftigte sich Scheuerer-Englisch mit der Bindungstheorie. Das Thema entwickelte sich für ihn zu einer Herzensangelegenheit, die seine Arbeit insgesamt prägte. „Menschen brauchen von Geburt an stabile, tröstende und beschützende Bezugspersonen, die unsere Gefühle und Bedürfnisse erkennen und uns Resonanz und Antwort geben“, sagte Scheuerer-Englisch. Dadurch würden wir schon als Kinder in die Lage versetzt, uns zu spüren, die eigenen Gefühle und die anderer zu achten, die Welt mutig zu erkunden, uns Herausforderungen zu stellen, Kompromisse mit anderen zu bilden und uns als liebenswerte Menschen zu empfinden.

Scheuerer-Englisch legte großen Wert darauf, die Beratungsstelle immer an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten. „Der Vertrauen der Menschen, die die Beratungsstelle aufsuchen, ist ein Geschenk und ein Wunder“, betonte er. Dieses Vertrauen dürfe man nicht enttäuschen und alle Mitarbeiter der Beratungsstelle müssten dafür gut ausgebildet sein. „Wenn man es gemeinsam schafft, die Dinge zum Guten zu wenden und Blockaden zu lösen, ist das ein wunderbares Gefühl.“

Auch Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzende der KJF, würdigte das Engagement des langjährigen Leiters. „Er ist ein geerdeter Mann, der mit beiden Beinen in der Praxis steht“, betonte er. Agnes Mehl, stellvertretende Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Erziehungsberatung Bayern, hob die wissenschaftliche Kompetenz von Scheuerer-Englisch hervor, der die Arbeit vieler Berater und Therapeuten bereichert habe. „Wir kennen ihn als Menschenfreund“, sagte sie.

„Präventiv viel erreichen“

Die Nachfolge von Scheuerer-Englisch tritt Simon Meier an. Er war seit 2007 im Psychologischen Dienst der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirksklinikum der Oberpfalz in Regensburg im ambulanten, teil- sowie vollstationären Bereich tätig. Mit Scheuerer-Englisch verbinden ihn die Begeisterung für Bindungsforschung und das Engagement für Kinder und Familien.

In seiner Arbeit wolle er den Schwerpunkt auf einen Brückenschlag zwischen der klinischen Versorgung und dem niederschwelligen Angebot der Beratungsstelle legen, kündigte er an. „Durch eine frühzeitige Erziehungsberatung können wir präventiv viel erreichen“, betonte er.

Artikel kommentieren