„Wir leben in sehr, sehr schwierigen Zeiten, wir müssen wieder kämpfen für die Demokratie.“ – Mit diesen Worten appellierte Bayerns Integrationsbeauftragter Karl Straub am Sonntag an sein Regensburger Publikum, bestehend aus rund 40 Menschen syrischer Abstammung. Unter dem Titel „Gemeinsam für Integration und Vielfalt“ hatte der Deutsch-Syrische Kulturverein Regensburg zu einer Gesprächsrunde eingeladen.
Zweck der Veranstaltung war, Brücken zu bauen, erklärte Veranstalterin Cherin Nabo, Vorsitzende des Kulturvereins. Ein großes Thema, das Nabo und Straub sowie viele Zuhörer ansprachen, war der fehlende Kontakt von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Regensburg. Daraus entstünden zunehmend Missverständnisse und Feindseligkeit, fürchteten viele Anwesende. „Ich hoffe, wir bleiben in Kontakt, das ist menschlich wichtig“, sagte Ahmad Altawil. Der gebürtige Syrer arbeitete lange als Literaturprofessor in Bagdad und später bis zum dortigen Krieg in Libyen. Er habe in der Vergangenheit versucht, Foren der Kommunikation zu organisieren, sei aber auf taube Ohren gestoßen, sagte er.
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Anschlag von Solingen war Thema
Statt intellektuellem Dialog würden die Extreme dominieren. So sprach der Professor auch den Terroranschlag von Solingen an. Als jemand, der selbst vor Terror geflohen sei, machten ihm die Tat und der dahinterstehende Extremismus große Sorgen. „Das einfachste, wenn man eine helfende Hand angeboten bekommt, ist, sie anzunehmen“, sagte er, „und nicht, die helfende Hand abzuhacken.“
Bezüglich der Bestrebungen für ein besseres Miteinander appellierte Integrationsbeauftragter Karl Straub an das deutsch-syrische Publikum selbst. Er werde stets Unterstützung bieten, den Kontakt müssten aber die Menschen selbst aufbauen. „Nicht im eigenen Raum bleiben, sondern nach draußen gehen“, betonte Straub. „Nur wenn Menschen miteinander reden, verstehen sie sich auch besser.“
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Fachtag zum Islam im Januar
Einer jungen Zuhörerin, die sich bezüglich herausfordernder Bürokratie und fehlender Sprachkurse an den CSU-Politiker wandte, legte dieser eine politische Karriere nahe, gebe es doch derzeit sehr wenige Migranten in politischen Ämtern. Weiterhin wies der Politiker auf einen Islam-Fachtag im Januar hin, an dem viele der Themen noch einmal angesprochen würden. Am Schluss der Gesprächsrunde bedankte sich Straub für den herzlichen Empfang – neben süßen syrischen Spezialitäten war auch Musik einer deutsch-syrischen Band aus Regensburg geboten.
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