Im Fall der getöteten 19-Jährigen geht die Polizei überraschend an die Öffentlichkeit. Es geht um Details zur Rekonstruktion der Tat. In Maxhütte-Haidhof gingen derweil Taucher in einen Weiher, ein Waldstück wurde durchsucht – was bisher bekannt ist.
Nach dem gewaltsamen Tod einer 19-Jährigen, die am 4. Mai im Kofferraum ihres Autos in Regensburg gefunden wurde, sind noch immer ganz viele Fragen offen. Nun geht die Polizei aber an die Öffentlichkeit: Mit Plakaten wird nach Zeugen gesucht. Es geht um die Tiefgarage, in der der blaue Opel Corsa mit der Toten abgestellt wurde, und um den möglichen Heimweg des Tatverdächtigen zurück nach Maxhütte-Haidhof – im Fokus stehen daher auch die Busse der RVV-Linie 41.
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Die Kripo hat, wie Polizeisprecherin Corinna Wild bestätigte, eine Ermittlungsgruppe gegründet. Damit werden in so außergewöhnlichen Kriminalfällen wie diesem alle vorhandenen Kapazitäten gebündelt. Mordermittler aus Regensburg und Amberg würden dafür eng zusammenarbeiten, hieß es. Bereits nach dem Fund des Leichnams in der Tiefgarage im Regensburger Norden waren die Beamten aus Amberg involviert. Denn früh fiel der Verdacht auf einen 55-Jährigen.
Er soll die junge Frau am 3. Mai in seinem Haus in Maxhütte-Haidhof getötet haben. Die Rechtsmedizin kam zu dem Schluss, dass die 19-Jährige erwürgt wurde. Ein Motiv für die Tat könnte Eifersucht gewesen sein: Die junge Frau, die aus dem Landkreis Cham stammt und auch in Regensburg familiär verankert war, war mit dem Mann eineinhalb Jahre in einer Beziehung. Laut Recherchen der Mediengruppe Bayern hatte sie sich wenige Wochen vor ihrem Tod dann aber getrennt.
Letzte Aussprache im Haus des Ex-Freunds
Die Ermittler gehen davon aus, dass sie an jenem Freitag für eine letzte Aussprache zu ihm gefahren war. Nachbarn sahen den Opel Corsa am Haus. Am selben Tag hatte die 19-Jährige ihr Abschlusszeugnis als Bestatterin erhalten. Nur Stunden nach dem Fund ihres Leichnams war die Kripo am Samstagnachmittag bereits bei dem Mann in Maxhütte-Haidhof. Das gelbe, zurückgesetzte Doppelhaus wurde durchgehend bis zum Sonntagabend akribisch durchsucht.
Der Tatverdacht gegen den Ex-Freund erhärtete sich nach der Festnahme immer mehr. Im Haus und in der Garage seines Anwesens in einem Ortsteil von Maxhütte-Haidhof hatten die Ermittler Blutspuren gefunden. Die DNA des Opfers wurde dann vom Landeskriminalamt bestätigt. Seitdem herrscht von Seiten der Ermittler aber Funkstille: „Zum Stand der Ermittlungen können wir derzeitig nichts sagen“, erklärte der Amberger Oberstaatsanwalt Tobias Kinzler auf Nachfrage.
Das, womit die Mordermittler nun mit großen Plakaten auf Hinweissuche gehen, lässt allerdings einige Rückschlüsse zu: Gesucht werden nämlich Zeugen, die zwischen Freitag, 3. Mai, 17 Uhr, und Samstag, 4. Mai, 6 Uhr, mit der Buslinie 41 von Regensburg in Richtung Schwandorf fuhren. Damit wird die Zeit, in der das Auto der 19-Jährigen am Fundort abgestellt worden sein könnte, nochmals eingeschränkt – und irgendwie muss der mutmaßliche Täter von der Tiefgarage in Regensburg wieder nach Hause gekommen sein. „Den Hintergrund kann ich schon bestätigen“, sagte Kinzler dazu.
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Zudem werden laut der großflächig verteilten Plakate auch Zeugen gesucht, die im selben Zeitraum die Tiefgarage an der Frankenstraße nutzten und dabei vielleicht Beobachtungen gemacht haben. Der dunkelblaue Opel Corsa war nahe dem vorderen Zugang zum Toom-Baumarkt rückwärts an einer Mauer eingeparkt. Auffällig: Das Fenster auf der Beifahrerseite des Fahrzeugs war eingeschlagen.
Mit ihrem Zeugenaufruf wenden sich die Mordermittler insbesondere an Fahrgäste der Buslinie 41 sowie Kunden des Toom-Baumarkts, Mitglieder von McFit sowie Gäste des Billardcafés „6Pocket“ direkt über der Tiefgarage unweit des Donaueinkaufzentrums (DEZ) – alle Hinweise zum Fall der getöteten jungen Frau nimmt die Kripo unter Telefonnummer (09 41) 506-28 88 jederzeit entgegen.
Taucher suchten Weiher und Waldstück ab
Auf Hochtouren wird seit Tagen außerdem im weiteren Umfeld des Tatorts im Landkreis Schwandorf weiter ermittelt. Polizeitaucher hatte dort zuletzt zwei Tage einen Weiher der sogenannte Grube Austria in Maxhütte-Haidhof durchkämmt. Ob sie auf ihrer Suche nach Beweismitteln – wie dem Handy des Opfers, das nicht im Auto war – fündig wurden, blieb offen. Zahllose Markierungen an Bäumen in dem kleinen Waldstück deuten jedoch auf eine äußerst planvolle Absuche – womöglich auf Basis von Standortdaten, die häufig bei Mobiltelefonen ausgelesen werden können, oder der Auswertung von Funkzellen.
Fest steht: Der Ex-Freund der jungen Frau sitzt wegen dringendem Tatverdachts in Untersuchungshaft. Ein Ermittlungsrichter hatten dem 55-Jährigen den Haftbefehl erst am späten Abend des 5. Mai in den Räumen der Regensburger Kriminalpolizei eröffnet. Vorgeworfen wird ihm Totschlag – dazu schweigt der Mann allerdings. Die 19-Jährige wurde indes am Dienstag in ihrer Heimatstadt im Landkreis Cham beigesetzt. Genau so, wie es sich die sehr beliebte junge Frau immer gewünscht hatte: In einem weißen Sarg und mit Bouquets aus blauen und weißen Rosen.
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