Vor fast drei Jahren ist die frühere Continental-Antriebssparte Vitesco an die Börse gegangen. Nun plant der Hannoveraner Reifenhersteller eine erneute Aufspaltung. Aus der schwächelnden Autozulieferersparte von Continental soll ein eigener Konzern werden. Wie bereits bei der Vitesco-Abspaltung könnte Regensburg dabei eine bedeutende Rolle spielen.
Schließlich ist das Oberpfälzer Werk mit seinen etwa 4500 Mitarbeitenden der größte Fertigungsstandort der Automotive-Sparte und wäre deshalb enorm bedeutend für das neue eigenständige Unternehmen. In Bayern sind auch die Standorte Ingolstadt und Bayern Teil des Autozulieferergeschäfts von Continental.
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Details zu einer möglichen Abspaltung gibt es allerdings noch nicht. Man habe beschlossen, ein „Spin-off“ des Unternehmensbereichs zu prüfen, hieß es am Montag aus Hannover. Ablaufen könnte die Trennung dann genauso wie bei Vitesco im September 2021. Mit dem Börsengang des ausgegliederten Unternehmens mit Sitz in Regensburg erhielten die Conti-Aktionäre ebenfalls Anteile am Antriebsspezialisten. Bei der Abspaltung der Autozulieferer-Sparte will der Reifenhersteller offenbar ähnlich vorgehen.
Nikolai Setzer: Mehr Flexibilität für Continental-Teile
Der Vorstandsvorsitzende Nikolai Setzer begründet die Trennung mit einer „sehr dynamischen“ Weiterentwicklung der Märkte insbesondere in der Automobilindustrie. Regional stark schwankende Entwicklungen sowie der softwaregetriebene Technologieumbau erforderten künftig mehr Flexibilität und weitreichenden unternehmerischen Handlungsspielraum. „Vor diesem Hintergrund streben wir eine Aufteilung von Continental an“, sagte Setzer.
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Die IG Metall nannte die Entscheidung des Unternehmens, die schwächelnde Sparte abzuspalten, „nach vielen Umwegen die letzte Ausfahrt vor der Sackgasse“. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung der Arbeitnehmervertretung von Continental vom Montag hervor. „Es muss jetzt oberste Priorität sein, den Beschäftigten so schnell wie möglich klare Perspektiven und belastbare Ziele aufzuzeigen“, heißt es darin weiter. Gefragt seien funktionierende Geschäftsmodelle.
Rico Irmischer: Abspaltung kann auch Chance sein
Man könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht „massiv dafür oder dagegen sein“, sagte auch der Regensburger IG-Metall-Bevollmächtigte Rico Irmischer zu dem möglichen Spin-off. Grundsätzlich beinhalte die Autozulieferersparte einen „ziemlichen Blumenstrauß rund um das Thema Auto“. Es fehle aber ein klares Konzept für die Zukunft. Eine bevorstehende Abspaltung könne aber die Chance bieten ein solches zu erarbeiten.
Für den Standort Regensburg, für den Continental einen Abbau von etwa 350 Arbeitsplätzen angekündigt hat, wäre die Trennung wohl ein Umbruch. Schließlich würde der Konzern die frühere Automotive-Spatze wohl mit einem neuen Namen ausstatten. Es könnte also sein, dass nach Vitesco, das nach der Übernahme durch den Zulieferer Schaeffler ab Herbst unter dessen Namen agieren wird, der nächste bekannte Firmen-Schriftzug aus der Stadt verschwindet. Bis es bei Conti allerdings so weit sein könnte, wird es noch etwas dauern. Der Vorstand werde wohl im vierten Quartal über die Abspaltung entscheiden, teilte das Hannoveraner Unternehmen mit. Danach muss die Hauptversammlung zustimmen. Bis Ende 2025 soll die Abspaltung dann vonstatten gehen.
ln/dpa
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