Trauer
Der Evangelische Zentralfriedhof in Regensburg wird 125 Jahre alt

Das Areal ist ein besonderer Ort für das Leben und das Lebensende – Jetzt gibt es eine Gedenkstätte für Sternenkinder

28.09.2023 | Stand 28.09.2023, 16:13 Uhr

Kunstreferent Helmut Braun (von rechts), Friedhofsverwalter Martin Baumer, die stellvertretende Dekanin Dr. Bärbel Mayer-Schärtel, Kunstbeauftragte und Pfarrerin Dr. Gabriele Kainz, Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Dekan Jörg Breu, Regionalbischof Klaus Stiegler und Bildhauer Hubertus Hess würdigten die Bedeutung des Evangelischen Zentralfriedhofs in den vergangenen 125 Jahren für Trauer und Lebensfreude in der Stadt. Fotos: Martina Groh-Schad

Wären da nicht die dicht aneinander stehenden Gräber, Kreuze und Engel, man könnte meinen, man wäre in einem edlen englischen Landschaftsgarten geraten. Schon das historische Eingangsportal des Evangelischen Zentralfriedhofs sticht ins Auge, dahinter stehen große Bäume, die sich über das ganze Gelände von der Friedensstraße bis hinauf in die Bischof-Konrad-Straße ziehen.

Das Friedhofskreuz von Anton Heß ragt in der Mitte eines Rondells meterweit in die Höhe und das Dörnberg-Mausoleum am südlichen Friedhofsteil thront über den Gräbern und zahlreichen biblischen Figuren, die sich auf dem Friedhof in großer Zahl tummeln. Von großen Tempelanlagen über bescheidene Grabstellen, Erinnerungsstelen, Gemeinschaftsgräber bis hin zu modernen Erdgräbern trifft der Besucher vor Ort auf alle möglichen Formen der letzten Ruhe.

„Perle unter den Friedhöfen“

Bei der Würdigung des Evangelischen Zentralfriedhofs überboten sich die Ehrengäste als Festredner in der Kapelle mit ihren liebevollen Beschreibungen. „Es ist ein Ort der Trauer, aber er kann auch viel Tröstliches geben“, sagte die stellvertretende Dekanin und Pfarrerin in Burgweinting, Dr. Bärbel Mayer-Schärtel. Auf den Schatz an Glaubens-, Familien- und Lebensgeschichten wies Regionalbischof Klaus Stiegler hin. „Er gilt als Perle unter den Friedhöfen in Bayern“, schwärmte er. Es sei ein besonderer Ort für das Leben und das Lebensende. Als Kraftoase und grüne Lunge im turbulenten Stadtleben betitelte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer das Gelände. „Er bietet Momente der Einkehr“, sagte sie und berichtete von eigenen Trauererfahrungen auf dem Friedhof.

Dr. Gabriele Kainz, Kunstbeauftragte der Evangelischen Kirche stellte eine druckfrische Broschüre vor, die den Friedhof würdigt. „Sie will zu einem Spaziergang einladen, um den Friedhof zu erkunden“, erklärte sie. Die Broschüre hält für Interessierte Informationen über die Gräber, Gedenkstätten und Gebäude bereit, die überall in der parkähnlichen Anlage zu finden sind. Bereits enthalten ist auch die neue Gedenkstätte für Sternenkinder, die anlässlich des Jubiläums errichtet wurde und im Rahmen des Festakts eröffnet wurde.

Der Bildhauer und Künstler Hubertus Hess hat dafür Engelsflügel auf einer liegenden Scheibe installiert. Von Holzbänken umgeben lädt das Kunstwerk aus Bronze dazu ein, „Kindern zu gedenken, die den Himmel erreichten, bevor sie die Welt erblickten“, wie es Gertrud Maltz-Schwarzfischer umschrieb. „Es ist ein Ort des Erinnerns, der Hoffnung und des Lebens.“ Verbunden mit der Hoffnung, dass die Gedenkstätte von Besuchern gut angenommen wird, betonte der Künstler: „Der Platz ist wie geschaffen dafür.“ Der Kunstreferent der Evangelischen Kirche in Bayern, Helmut Braun, hob hervor, dass Kunst auch etwas mit Erinnerungskultur zu tun habe.

Ein Café in der Bethalle

Durch die Gedenkstätte sollten Menschen Trost allein und in Gemeinschaft erfahren, sagte Braun. Im Rahmen des Festakts wurde auch an eine weitere Besonderheit erinnert, mit der der Friedhof aufwarten kann. Seit fast zwei Jahren kann man auf dem Gelände Kaffee trinken, Snacks genießen und dabei mit anderen Trauernden ins Gespräch kommen. In der ehemaligen Bethalle betreibt die Lebenshilfe das inklusive Café Vielfalt, wo Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz gefunden haben. „Man kann hier zur Ruhe kommen“, betonte die Oberbürgermeisterin.