In Jan Suran haben die Eisbären Regensburg einen Co-Trainer, dem schnell anzumerken ist, wie sehr ihn die Sache begeistert. „Und der Selbstlerneffekt für Spieler ist sowieso der beste. Wobei es ein Spiel der Spieler bleibt. Wir können nur bei den Entscheidungen auf dem Eis helfen.“
Wie hat sich die Eishockeywelt doch verändert! Ohne Bewegtbild geht heutzutage gar nichts mehr. Auch aus der Trainerarbeit ist es nicht mehr wegzudenken und erleichtert die Sache, um gute und schlechte Dinge zu belegen und sich auf den Gegner vorzubereiten. Denn auch die Spielergeneration hat sich verändert: Die Youngster lechzen – wie im normalen Leben auch – nach Videos und finden sie bei den Eisbären in einer speziellen App.
Neuer Videoanalyst hilft
Der 25-jährige Co-Trainer der Eisbären, Jan Suran, der in Jablonec nad Nissou in der dritten tschechischen Liga auch schon Headcoach war und im zweiten Jahr bei den Eisbären ist, ist familiär vorbelastet: Sein Vater und sein Bruder haben eine IT-Firma, Suran hat einen Uniabschluss in Informatik. Bei den Eisbären fiel die technische Ader Surans, die in seiner Heimat Tschechien schon deutlich verbreiteter ist als in Deutschland, auf fruchtbaren Boden.
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Der Zweitligameister trägt dem Techniktrend Rechnung: Mit Korbinian Ledutke (20) nimmt ein neuer Videoanalyst Jan Suran Arbeit ab, der noch vor kurzem in der DNL verteidigte. „Wir haben ihn über den Sommer eingearbeitet. Korbi hat ein gutes Auge dafür“, sagt Suran. Ledutke tut das, was in der vergangenen Saison zu großen Teilen Richard Divis während seiner langen Verletzungspause tat: Er kategorisiert Spielszenen und markiert sie für die später daraus entstehenden Videos. Anders als Divis erledigt der neue Eisbären-Videoanalyst seine Aufgabe aber nicht unbedingt auf der Tribüne, sondern auch mal aus dem Büro oder von zuhause vor dem Computer.
So entstehen aus verschiedenen Kameraperspektiven von der Totalen bis zum Detailbild via spezieller Software Zusammenschnitte, die dem Coaching-Personal helfen und Zeit sparen. „Das ist viel Stress und Nachtarbeit, wobei ich ja nicht alleine bin. Am Morgen nach einem Spiel muss das fertig sein“, sagt Suran und nennt ein Beispiel: „Unser Torwarttrainer Joey Vollmer bekommt so zum Beispiel in sechs, sieben Minuten alle Torwartaktionen und muss nicht das ganze Spiel schauen“.
Ganz nebenbei markieren Suran selbst, der im Coaching für die Verteidiger zuständig ist, und Cheftrainer Ville Hämäläinen an der Bande für Außenstehende nahezu unbemerkt Stellen in einem Spiel, die sie für wichtig halten, und können so schon während des Spiels und in den Drittelpausen per iPad-Vorführung eingreifen.
Surans persönlicher Vorteil
„Wir schauen auf viele Kleinigkeiten. Und die kann man in Videos besser zeigen. Es muss aber auch einfach und mit ein paar Klicks für alle zu bedienen sein. Mein Job ist, das in vernünftiger Form an Trainer und Spieler weiterzugeben“, sagt er und weiß um den persönlichen Vorteil: „Ich habe nicht lange Jahre als Profi gespielt. So kann auch jemand wie ich die Dinge glaubwürdig belegen. Denn ich muss das dreimal besser machen als jemand, der NHL oder in einer Topliga gespielt hat.“
All das könnte Jan Suran interessant für andere Klubs machen. „Natürlich bin ich jung und habe Ambitionen. Aber ich mag die Freiheit für Kreativität hier“, sagt er und sieht sich in Regensburg derzeit gut aufgehoben. „Ich sehe nicht so viele Klubs mit Erst-kommt-der-Mensch-Mentalität wie hier.“
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