Kunst in Regensburg
Die Hügel des Prosecco

Naturfotografie: Georg Tappeiners Ausstellung im Marstall

13.12.2024 | Stand 13.12.2024, 17:24 Uhr |
Claudia Böckel

61 großformatigen Fotoarbeiten des Meraner Fotografen Georg Tappeiner sind zu sehen. Foto: Claudia Böckel

Neudeutsch würde man wohl sagen: Eine Genussregion wird vorgestellt. Die Ausstellung mit 61 großformatigen Fotoarbeiten des Meraner Fotografen Georg Tappeiner ist aber doch viel mehr. Die Hügel des Prosecco von Conegliano und Valdobbiadene wurden optisch eingefangen in den vier Jahreszeiten.

Tappeiner erzählt, man hätte in jeder Jahreszeit zwei Wochen gehabt, um diese Fotos, manchmal vom Berg aus, mal mit der Drohne, mal mit dem Helikopter, aufzunehmen. Hügellandschaften sind das, gegliedert oft durch schmale Terrassen, auf denen die Reben wachsen. Im fürstlichen Marstall hat man eine überaus gut passende Location gefunden für diese meist in einer Reihe gehängten, sehr aussagekräftigen Fotoarbeiten.

Der Auftrag kam vom Verein für Erhaltung des Welterbes dieser Landschaft des Prosecco. Der Direktor sei ein schlauer Fuchs, meint Tappeiner im Gespräch, er hätte immer für beste Verpflegung und gute Stimmung gesorgt. Bestes Catering und eine ganze Crew zur Versorgung der geladenen Gäste der Ausstellungseröffnung hatte man auch mit ins Schloss gebracht. Von Fleisch-Spießen mit Polenta, einer Spezialität aus Treviso, bis zu Radicchio Gemüse, von der „Veneziana“, einer weihnachtlichen Versuchung der Gegend mit Marsalacreme, bis hin zu feinen Keksen und Käsen ging die Auswahl. Natürlich durfte Prosecco nicht fehlen.

Tappeiner selbst ist begeistert von dieser Landschaft, die geprägt ist durch die Arbeit der Menschen und der Natur. Die Aufnahmen seien bis zum Herbst des letzten Jahres entstanden. Er weist auf ein Bild, das auf den ersten Blick ausschließlich Grün ist und Reben zeigt, die sich den Hügel hinan schlängeln. Schaut man genauer, sieht man kleine Höfe in die Rundungen geschmiegt, nahezu unzugänglich. Es sei eine sehr schwere Arbeit, die den Menschen dort abverlangt werde.

Tappeiner hat von 1985 bis 2009 in London und Mailand für viele der führenden Werbeagenturen Europas gearbeitet, bevor er sich ganz der Naturfotografie verschrieb. Über seine Dolomitenaufnahmen hat National Geographic eine der längsten je erschienen Titelgeschichten herausgebracht.

Die Geschichte des Prosecco beginnt vor dreihundert Jahren in dem Land zwischen Venedig und den Dolomiten. Die steilen Hügelhänge erfordern einen „heroischen“ Weinbau mit handwerklichem Geschick und sehr harter Arbeit. Kultiviert wird die Glera-Traube, aus der man den Prosecco Superiore herstellt. Die Landschaft zeigt ganz besondere Bodenformationen, hohe Hügel mit markanter Kammform, auch Hogback genannt. Die außergewöhnliche Abfolge dieser parallel zueinander liegenden Hügel und Wälder hat Fotograf Tappeiner zu komplexen Mosaiken in Grün stilisiert.

Die terrassenförmige Anlage der Weinberge formt die Bodenbeschaffenheit nach und Tappeiner fotografiert so, dass man fast an eine geografische Karte aus dem Atlas erinnert wird. Weinreben als Bodenlinien liegen über der Landschaft. Besondere Lichtwirkungen und Nebelschwaden tauchen sie in immer wieder neues Licht, Winterlicht und Reif verändert alles, warme Töne bringt erst der Herbst. Bis zum 6. Januar ist die Ausstellung im Marstall zu sehen, dann soll sie als Wanderausstellung durch verschiedene Städte zweimal im Jahr gezeigt werden. Lust auf einen Besuch dieser Region macht sie auf jeden Fall.

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