Nachdem die neuen Eigentümer des ehemaligen Kaufhofs ihre Pläne für das Gebäude am Regensburger Neupfarrplatz präsentiert haben, ist die Aufregung groß. Die Stadt prüft nun das Vorkaufsrecht. Auch bei unseren Lesern haben die Pläne Reaktionen hervorgerufen.
Andrea Graf aus Regensburg: „Ich bin entsetzt über die massive Ablehnung“
Die Oberbürgermeisterin ist bezüglich der Nutzung des Kaufhofgebäudes laut MZ also tatsächlich der Auffassung, dass ein islamisches Kultur- und Einkaufszentrum nicht mit den Zielen für die Regenburger Altstadt vereinbar ist, und scheint damit sogar ein Vorkaufsrecht der Stadt für das Gebäude zu rechtfertigen, um das zu verhindern. Ich frage mich an dieser Stelle, welche Reaktion folgender Satz erzeugt hätte: „Die Errichtung eines jüdischen Kultur- und Einkaufszentrums ist nicht mit den Zielen für die Regensburger Altstadt vereinbar.“ Ich vermute, zunächst wäre sie wegen Antisemitismus zur Rechenschaft gezogen worden, weiter wäre man um Zuschüsse für eine solche Einrichtung bemüht und im Übrigen sei darauf verwiesen, dass ein jüdisches Kulturzentrum – errichtet mit Millionen deutscher Steuergelder – nur einen Steinwurf von dem so sehr gefürchteten islamischen Zukunftsprojekt entfernt liegt. Ist es also legitim, sich zu fragen, ob folglich eine Ablehnung oder Negativbewertung islamischen Lebens zu den verfolgten Zielen der Stadt Regensburg gehören, wäre also die Äußerung als antiislamistisch einzustufen? Dies wäre auch zu hinterfragen vor dem Hintergrund, dass Zehntausende Menschen türkischer Abstammung oder islamischen Glaubens in Regensburg leben, arbeiten und Steuern zahlen. Wäre zu überlegen, warum nicht der Investor unterstützt wird, so wie es die jüdische Gemeinde wurde, und man sich schnellstens um Zuschüsse für ein derart innovatives, transkulturelles und interkulturell hilfreiches Projekt bemüht. Vielleicht das Vorkaufsrecht ausüben mit dem Ziel, ein solches Zentrum zu verwirklichen und in Zusammenarbeit mit den islamischen Einrichtungen und Geschäftsleuten die eigenen Ideen umsetzen zu können, anstatt dies anderen zu überlassen? Die derart massive Ablehnung durch die OB legt für mich nahe, dass die Ziele für die Regensburger Altstadt – auch wenn hier nicht weiter detailliert benannt – antiislamistisch sind. Ich bin entsetzt.
Lesen Sie hier einen Kommentar von MZ-Reporter Philip Hell zur Kaufhof-Debatte: Jetzt muss die Stadt Regensburg handeln
Elisabeth Mittermaier aus Regensburg: Alle großen Weltkulturen unter ein Dach
In der MZ stand überraschend zu lesen, dass im alten Kaufhofgebäude am Neupfarrplatz ein gigantisches islamisches Kultur- und Einkaufszentrum über alle vier Etagen entstehen soll. Dabei wird erwähnt, dass es nicht ausschließlich eine religiöse Institution sei. Soll uns das beruhigen? Wird dieses Projekt real, so ist es ein islamisches Bollwerk im Herzen unserer Stadt direkt neben dem Dom, der Neupfarrkirche, dem Denkmal der alten Synagoge und dem Christkindlmarkt. Welche Machtposition. Wäre nicht dagegen ein multikulturelles Zentrum an dieser Stelle ein Zeichen der Völkerverständigung. Einen gut frequentierten Asia-Markt im Untergeschoss gab es ja schon. Alle großen Weltkulturen unter einem Dach, auch der Islam, aber nicht ausschließlich. Ein Haus für alle! Bitte Frau Oberbürgermeisterin, machen Sie von dem Vorkaufsrecht der Stadt Gebrauch.
Gisbert Waldhorst aus Regensburg: Möge die Stadt endlich aufwachen
Ihr Bericht zum Kaufhof-Gebäude hat nicht nur bei mir Schrecken, Sorge und Unverständnis ausgelöst. Bisher war der Stand, dass diese Immobilie immer sehr nebulös bei anonym bleibenden Investoren war. Man las von Benkos Mutter, Steuerparadiesen etc. Ein unmöglicher Zustand. Jetzt soll es in Händen einer wiederum anonymen Investorengruppe sein, die mitten in die Regensburger Altstadt ein muslimisches Zentrum setzen will. Bestenfalls mögen deren blumige Versprechen von Interkulturalität unter muslimischer Dominanz klappen. Schlimmstenfalls kommt da ein getarntes islamistisches Zentrum mit einer Dönerbude als Feigenblatt rein. Die arabisch-israelische Kooperative klingt zu schön, um wahr zu sein. Die Realität findet gerade grauenvoll im Nahen Osten statt. Ist die Stadt Regensburg wirklich so unglaublich dumm, sich dieses Riesenproblem, das nicht nach Deutschland gehört, mitten in unsere Altstadt zu holen? Der Neupfarrplatz ist auch Gedenkstätte der Judenpogrome von 1519. Daneben ein muslimisches Zentrum wäre die Einladung zu Randale, Protesten, Demos, politischem Islamismus, Gewalt, Terroranschlägen etc. Als Sahnehäubchen könnte die Stadt dort noch ein Haus an die AfD vermieten. Dann würde die Lunte (beziehungsweise die Altstadt) brennen. Um im Bild von Herrn Haddad zu bleiben: Dromedar-Karawanen haben Regensburg nie erreicht. Auch nicht Venedig. Aber sicherlich Konstantinopel / Istanbul und die Hagia Sophia. Möge die Stadt Regensburg endlich aufwachen und dieses unselige Gebäude kaufen, um diese Horrorvision abzuwehren.
Birgit Islinger aus Regensburg: Ein „Filetstück“ im Herzen von Regensburg
Warum hat die Stadt Regensburg das Gebäude nicht gekauft? Die Stadt ist Eigentümerin für viele leerstehende Immobilien im Stadtgebiet und hat dadurch auch sehr hohe Ausgaben. Da lässt sie sich „die Butter vom Brot nehmen“, da das Areal ein „Filetstück“ im Herzen von Regensburg ist.
Johann Maierhofer aus Regensburg: Lieber gestalten statt spalten
In Regensburg soll ein Islamisches Zentrum entstehen. Da wird sofort eine Petition ins Leben gerufen, dies zu verhindern. Was genau ist geplant? Wer weiß das? Wer nimmt sich Zeit, da genau nachzufragen? Ich gebe zu, es waren bei mir auch gleich Bedenken da, als ich es hörte. Als ich dann den Zeitungsbericht las, klang es wie eine Perspektive für Regensburg mit der Potenz eines Zusammenkommens der Kulturen. Aber man weiß ja, das sind nur schöne Worte, es geht bestimmt um etwas ganz anderes. Ich möchte gerne mehr über das Projekt wissen. Und sicher, die Bedrohung aus den Völkern des Islam ist nicht zu unterschätzen. Das geht schon lange. Der Islam warf uns Europäer auch aus Jerusalem, als wir dort mittels der Kreuzzüge unsere Kultur verteidigen wollten – und war zeitgleich in Spanien bis weit ins ausgehende Mittelalter und infiltrierte uns mit seiner Kultur und seiner Mathematik, die wir bis jetzt nutzen. Nein, ich bin nicht blauäugig, will aber Wissen, Informationen und weiß, wie wir das Fremde ausgrenzen. In den 1950ern waren es die Sudetendeutschen, die wir jetzt als Wiederaufbauer feiern. Damals kam aus der Führungsriege der CSU der Satz: „Die größte Gefahr für unsere Landwirtschaft sind die Engerlinge und die Sudetendeutschen.“ Dann waren es die Gastarbeiter, zuerst die Italiener, dann die Griechen und Türken. So geht es weiter. Im Bericht der MZ steht, dass innerhalb des Projekts eine Begegnung der Kulturen stattfinden kann. Wie förderlich ist Stimmungsmache gegen das Projekt dazu? Gibt es einen anderen Weg? Vielleicht: sich informieren und aktiv mitarbeiten, wo Regensburg sein „Regensburg sein“ bereits im Vorfeld in die Planungen miteinbringen kann. Gestalten statt spalten.
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