Brummen, Vibrationen, Scheinwerferlicht
Donaukreuzer auf der Donau in Regensburg rauben den Anwohnern den Schlaf

09.08.2024 | Stand 10.08.2024, 12:34 Uhr |

Schiffe an der Donaulände: Anwohner am Unteren Wöhrd sind vom Lärm gefrustet. Foto: Haala

Am Regensburger Donauufer zu wohnen – das klingt für viele Menschen wie ein Traum. Tatsächlich aber fühlen sich einige Menschen am Unteren Wöhrd gerade ziemlich beeinträchtigt in ihrer Lebensqualität.



Deswegen fordern sie, dass die Verantwortlichen mit ihnen nach Lösungen für die Probleme durch den Schiffsverkehr vor ihren Gärten, Fenstern und Balkonen suchen.

Beispielsweise spricht Bernhard Hecht von stundenlanger Dauerbeschallung – sowohl durch die Motoren als auch durch die Klimaanlagen, und dies am Tag und in der Nacht. „Manche brummen, das ist erträglich. Andere sind so laut, dass auf dem Balkon keine Unterhaltung mehr möglich ist“, sagt er. An Schlaf sei in der Nacht deswegen oft nicht mehr zu denken, ist er sich mit seinen Nachbarn einig.

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Scheppernde Scherben

Astrid Zier, sie wohnt ebenfalls in dem Viertel, erzählt wie es ist, wenn sich die Zuständigen auf den Flusskreuzern ihres Mülls entledigen: „Das sind riesige blaue Fässer voller Altglas. Oft leeren sie 15 Stück davon aus.“ Der Lärm sei ohrenbetäubend. Hecht fragt sich, warum er sich als Bürger an die Nachtruhe und Wochenendregelungen am Altglascontainer halten muss, die Menschen auf den Schiffen aber offensichtlich nicht.

Wenn die Touristen auf den Schiffen eine Happy Hour erwartet oder sie Zeit zur freien Verfügung zwischen zwei Programmpunkten bekommen, sei Zier wegen der Durchsagen stets bestens darüber informiert – unfreiwillig. „Ich habe das Gefühl, das Wasser verstärkt das“, sagt Hecht. Ob es die Motoren sind, die Klimaanlagen, die laut der Anwohner meistens die gesamte Nacht laufen, oder die Fuhren, die zum Altglas gebracht werden: Der Lärm werde umso lauter, je mehr Schiffe gerade vor Anker liegen, beschreiben die Nachbarn ein weiteres Problem.

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Aber auch die Manöver, die die Schiffe auf der Donau fahren, bekommen die Anwohner zu spüren. „Wenn sie wenden, merke ich das, weil sich die Vibration auf das Haus überträgt“, beschreibt Veronika Vierthaler einen weiteren Umstand, unter dem die Menschen am Unteren Wöhrd zu leiden haben.

Manchmal bleibe es dort aber auch mitten in der Nacht nicht dunkel. Die Nachbarn beschreiben weiße, helle Scheinwerfer an den Schiffen, die diese ihrer Kenntnis nach in der Dunkelheit zum Manövrieren brauchen. „Die strahlen taghell in die Schlafzimmer“, sagt Hecht. Zier zeigt ein Foto von ihrem Schatten an der Hausmauer. Das Bild habe sie mitten in der Nacht wegen der angeschalteten Scheinwerfer schießen können. So hell werde es dann.

Probleme beim Einschlafen



„Wenn wir wach sind, können wir nicht mehr einschlafen“, klagt Hecht. Auch Bo Ottersten spricht die Probleme beim Einschlafen an – die habe er, wenn es so laut ist, dass er sich an die Wasserschutzpolizei wendet. Außerdem habe er eine dicke Schicht Feinstaub an seinen Fenstern zur Donau hin bemerkt, für die er die Abgase der Schiffe verantwortlich macht. „Dabei beginnt daneben die Umweltzone“, wundert sich Hecht.

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Er hat viele Fragen: Warum sind manche Schiffe leise und andere nicht? Kann die Stadt nicht regeln, wer hier anlegt? Und wer kontrolliert das? Antworten erhofft er sich von einem Gespräch, für das die Anwohner die Behörden an einen Tisch holen wollen. Dafür sammeln sie gerade Unterschriften. Nach fünf Tagen hatten sie am frühen Dienstagabend trotz der Urlaubszeit immerhin 25 Namen beieinander.

Gibt es also keine Regeln für die Verantwortlichen auf den Schiffen? „Für die Nutzung der Lände und der Landepunkte für die Schiffe gibt es klare Vorgaben – auch bezüglich der Geräuschemissionen“, erklärt Martin Gottschalk, Sprecher beim Stadtwerk, das die Lände betreibt. Das Unternehmen kontrolliere die Einhaltung dieser Vorgaben und sanktioniere gegebenenfalls entsprechend streng. Auf die Beschwerden der Anwohner angesprochen, sagt er, dass das Stadtwerk eigentlich dauerhaft in einem guten Austausch mit den Anwohnern sei. „Erreicht uns Kritik, haben wir immer versucht, darauf entsprechend zu reagieren und eine Besserung der Situation zu erreichen“, gibt er Auskunft.

Klage: Anrufe bringen nichts

Auch Corinna Wild von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberpfalz verweist auf diese Nutzungsbedingungen für die Landepunkte. Die Wasserschutzpolizei sei ebenfalls dafür zuständig, dass die Regeln eingehalten werden. „Sofern Verstöße festgestellt beziehungsweise gemeldet werden, werden diese selbstverständlich verfolgt“, verspricht sie.

Die Anwohner aber haben inzwischen den Glauben daran verloren, dass diese Anrufe bei der Wasserschutzpolizei etwas bringen: Wenn die kommt, sei das Schiff, das ihnen gerade auf die Nerven geht, oft schon weg oder kurz leiser – wenig später gehe der Ärger dann aber wieder von vorne los, beschreiben die Nachbarn am Unteren Wöhrd ihre Situation.

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