Neuer Job in München
Ein Glücksfall sagt servus: Max Kaltenhauser verlässt die Regensburger Eisbären

13.06.2024 |

Sucht eine neue Herausforderung in München: Max Kaltenhauser Foto: Andreas Nickl

Seit Donnerstagmorgen herrscht Gewissheit: Der Erfolgsgarant Max Kaltenhauser verlässt die Eisbären und heuert eine Liga höher beim DEL-Spitzenteam Red Bull München als Co-Trainer an. Er unterstützt Coach Toni Söderholm gemeinsam mit den beiden anderen Assistenten Pierre Allard und Patrick Dallaire.



Hinweise hatte es gegeben. Als Ende April rund 3000 Fans im Prüfeninger Schlossgarten mit den Regensburger Eisbären die große Saisonabschluss-Sause feierten, war als ein Höhepunkt des Abends ursprünglich vorgesehen, dass Meistertrainer Max Kaltenhauser seine vorzeitige Vertragsverlängerung um ein Jahr bis 2027 verkünden würde. Das entfiel, und dem 43-Jährigen, der in kurzen Hosen und Flip-Flops auf die Bühne trat, war auch kein klares Bekenntnis zum Verbleib beim Eishockey-Zweitligisten zu entlocken.

Nachfolger von Igor Pavlov

Es ist ein Paukenschlag. Die Ära Kaltenhauser währte rund viereinhalb Jahre, und sie führte die Eisbären sportlich in zuvor unbekannte Höhen. Nach einem völlig verkorksten Saisonstart 2019/20 hatte der gebürtige Ebersberger den glücklosen Igor Pavlov beerbt und den Oberliga-Tabellenvorletzten schnell stabilisiert. Dabei hatte Kaltenhauser nach seiner aktiven Karriere als Profi ursprünglich eher eine Laufbahn im Management oder Marketing angestrebt.

Der diplomierte Sportwissenschaftler sollte sich als absoluter Glücksfall erweisen. Im Jahr 2022 stiegen die Regensburger unter seiner Regie als Oberliga-Meister in die DEL2 auf, behaupteten sich dort und landeten heuer im Playoff-Finale gegen die Kassel Huskies als Titelträger einen fast sensationell anmutenden Coup. Kaltenhausers Auszeichnung als „Trainer des Jahres“ in der DEL2 war der verdiente Lohn. Solche Meriten wecken natürlich Aufmerksamkeit und auch Begehrlichkeiten.

„Ich verbinde mit meiner Zeit hier kein einziges negatives Erlebnis. Aber als ich mich nach der Saison gesammelt habe, habe ich überlegt, was ich nach diesem Erfolg mit den Eisbären noch erreichen will. Also ist der Gedanke an einen Wechsel gereift – zumal er mir die Chance bietet, quasi vor der eigenen Haustür zu arbeiten“, sagt Kaltenhauser der MZ.

„Schwerste Entscheidung meines Eishockeylebens“

In der offiziellen Pressemitteilung der Eisbären wird er mit diesen emotionalen Worten zitiert: „Hinter mir liegt die schwerste Entscheidung meines Eishockeylebens. Ich habe lange mit mir gerungen, weil ich in Regensburg einfach alles geliebt und wertgeschätzt habe.“ Gleichzeitig spricht er von einer „gewissen Leere“ nach einer intensiven Zeit, die „auch sehr viel Kraft und Energie gekostet“ habe. Kaltenhauser streift auch den wirtschaftlichen Aspekt, der das Ziel DEL für die Eisbären weiterhin unrealistisch erscheinen lässt: „Leider ist ein Aufstieg derzeit (noch) nicht möglich und wäre angesichts der Rahmenbedingungen für den Standort auch noch zu früh.“

„Red Bull München ist eine der Top-Organisationen in Deutschland und Europa. Wer weiß, ob ich so eine Chance jemals wieder bekommen hätte“, sagt Kaltenhauser. Gleichzeitig betont der 43-Jährige, dass er in Regensburg keinen Scherbenhaufen hinterlässt. Der Kader sei bis auf eine oder zwei Positionen komplett und müsse sich vor dem des Vorjahres nicht verstecken. Die Vorbereitung stehe, die Weichen für die Saison seien gestellt.

Private Aspekte spielen eine große Rolle

Ein zentraler Beweggrund für den Wechsel war der private Aspekt. Kaltenhauser lebt mit seiner Familie in Wasserburg, hat eine kleine Tochter. „Die geringe Entfernung von meinem Zuhause nach München ist für mich auch eine große Chance, mehr für sie da sein zu können“, sagt er. Das offizielle Statement endet mit diesen Worten: „Macht‘s gut, ich werde euch alle vermissen!“

Die Eisbären betonen, dass sie ihrem Coach keine Steine in den Weg legen wollten, als er mit der Bitte um eine Vertragsauflösung zum 15. Juni an sie herangetreten sei. „In den Jahren, in denen Max in Regensburg war, ist auch eine intensive Freundschaft entstanden. Gerade deshalb ist es selbstverständlich, auch wenn es uns emotional schwerfällt, dass wir ihm diese einmalige Chance nicht verbauen wollen“, wird Hauptgesellschafter Christian Volkmer zitiert: „Ich wünsche ihm von Herzen viel Erfolg auf seinem neuen Weg.“

Die Suche nach einem Nachfolger läuft. Erste Gespräche seien bereits geführt worden, informiert Christian Sommerer. „Wir sind zuversichtlich, einen Nachfolger präsentieren zu können, der zu unserer Philosophie und unserem Weg passt“, sagt der Geschäftsführer. Max Kaltenhausers Entscheidung habe die Eisbären durchaus überrascht: „Er hat uns seinen Wunsch erst vor zehn Tagen mitgeteilt“, sagt Sommerer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Nationalität kein Kriterium

Bei der Suche nach einem Nachfolger, bei der Volkmer und er federführend seien, setzen sich die Regensburger nach Sommerers Worten „keine Deadline“. Insofern sei nicht mit einer raschen Lösung zu rechnen. Die Nationalität des neuen Mannes hinter der Bande sei jedenfalls „für uns kein entscheidendes Kriterium“. In Bezug auf die beiden offenen Kaderpositionen verweist Sommerer darauf, dass die Entscheidung von Andrew Yogan über einen Verbleib noch aussteht. Nach dem Abgang von Tom McCollum nach Belfast bestehe überdies Bedarf auf der Torhüterposition.

Kaltenhauser habe in den Vertragsgesprächen „mit seiner positiven und innovativen Art überzeugt“, wird derweil Christian Winkler, Managing Director Sports Red Bull Eishockey, zitiert. Bereits am 19. Juni werde er erstmals für seinen neuen Verein tätig sein. Dann beginnt in der Eishockey-Akademie in Liefering das fünftägige U23-Camp der Münchner.

„Bei Max ist es nur eine Frage der Zeit, dass er nach oben geht. Er ist ja noch ein junger Trainer. Ich hoffe, dass er da ist, solange ich da bin“, hatte Nikola Gajovsky nach dem Titelgewinn in einem Interview gesagt. Der Wunsch des Eisbären-Kapitäns, der seinen Vertrag um eine Saison verlängert hat, geht nun nicht in Erfüllung.

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