150000 Kinder waren dabei
Hans Dorfners Fußballschule feiert Jubiläum: Der Spaß steht weiter im Vordergrund

13.06.2024 |

Freude an der Bewegung, Freude an der Begegnung mit Gleichaltrigen: Die Nachfrage nach der Fußballschule (hier ein Camp in Rottach-Egern) ist ungebrochen. Fotos: Imago

Es braucht oft Zeit, eine echte Marke zu entwickeln. Hans Dorfners Fußballschule ist längst eine solche etablierte Marke. Vor 30 Jahren hatte der ehemalige Nationalspieler die Idee, spezielle Feriencamps für Kinder anzubieten, in denen die Kleinen über die sportliche Betätigung hinaus betreut werden und auch der soziale Kontakt nicht zu kurz kommt.

Aus kleinen Anfängen heraus wuchs ein Unternehmen, das seinen Schwerpunkt in Bayern hat, aber auch Kurse in Baden-Württemberg, den östlichen Bundesländern, Österreich und Südtirol anbietet.

Das Jubiläum ist ein Anlass, eine vorläufige Bilanz zu ziehen. Insgesamt rund 150000 Kinder haben in den 30 Jahren an den Camps teilgenommen. Aktuell sind es alljährlich etwa 7000 bis 8000. Dorfners Fußballschule gilt als die größte private Deutschlands. „Wahnsinn!“, kommentiert der gebürtige Regensburger diese Zahlen: „Egal, wo ich gerade bin, werde ich von jemandem angesprochen, der mal dabei war.“

Auch „Kalli“ war dabei

Jüngst erst war das der Fall, als er im Urlaub am Gardasee Schauspieler Ferdinand Hofer traf, den Kalli-Darsteller aus dem Münchner „Tatort“. Auch einige spätere Stars hatten als Knirpse die Fußballschule durchlaufen. Hans Dorfner nennt spontan Florian Niederlechner (Hertha BSC) und Marius Wolf (Borussia Dortmund) oder auch Jahn-Ikone Olli Hein als Beispiele. Gleichzeitig betont er: „Profis hervorzubringen ist absolut nicht unser Ziel. Bei uns ist wirklich jedes Kind willkommen, das einfach Spaß am Fußball und der Begegnung mit Gleichaltrigen hat. Wir haben ein gutes Konzept, auf das ich natürlich stolz bin.“

Der siebenmalige Nationalspieler hatte seine eigene Karriere, deren Krönung die drei deutschen Meistertitel 1987, 1989 und 1990 mit dem FC Bayern München waren, wegen chronischer Knieprobleme und Sportinvalidität bereits mit 29 Jahren beenden müssen. „Ich stand vor der Frage: Was mache ich jetzt? Ich habe nach einer Perspektive für mich gesucht“, sagt Dorfner. Etwas mit Fußball sollte es unbedingt sein, und einen weiteren Anstoß lieferte ihm ein Feriencamp im Stubaital, bei dem er feststellte, wie viel Freude ihm die Arbeit mit Kindern bringt. Bei seinem letzten Profiverein 1. FC Nürnberg startete er als „Pionier auf diesem Gebiet“ einen Kurs mit 40 Kindern, machte sich 1994 selbstständig und trieb sein Projekt zielstrebig voran. Dass es sich zu einem solchen Erfolg entwickeln würde, sah er freilich nicht voraus. „Es war teilweise keine einfache Zeit. Es steckte sehr viel Arbeit drin. Auch an Wochenenden war ich nur auf Achse, habe Kontakte zu Vereinen angebahnt. Aber langsam haben wir uns etabliert, sind strukturiert gewachsen“, blickt der 59-Jährige zurück.

Das WM-Sommermärchen im Jahr 2006 erwies sich als weiterer Turbo. „Mit dem Hype um den Fußball ging es endgültig durch die Decke“, sagt Dorfner. Ein Intermezzo in der Saison 1999/2000 als Coach des damaligen Bayernligisten SG Post/Süd Regensburg hatte er zu diesem Zeitpunkt längst abgehakt: „Ich habe relativ schnell gemerkt, dass mir diese Rolle nicht liegt. Ich arbeite viel lieber im Hintergrund, sehe mich eher als Organisator. Das ist meine Stärke.“ Entsprechend zog er sich früh als Trainer aus der eigenen Fußballschule zurück. Mangel an geeigneten Übungsleitern hatte er nie zu beklagen. Vornehmlich Sportlehrer und Sportstudenten finden sich in seiner Datenbank, die mittlerweile auf mehr als 1000 Namen angewachsen ist. „Über Mundpropaganda kommen jedes Jahr neue Coaches dazu. Natürlich sollten sie eine gewisse Ahnung vom Fußball haben, aber das Wichtigste ist, dass sie mit Kindern umgehen können“, berichtet Dorfner, der seine fußballerische Ausbildung beim ASV Undorf (Landkreis Regensburg) genoss, bevor er sich dem FC Bayern anschloss.

Ilkay Gündogan als „Pate“

Im Büro der Fußballschule an der Oberen Bachgasse in Regensburg stapeln sich die Utensilien für die kommenden Camps in diesem Sommer. An der Wand hängt eine Karte, auf der die Standorte im gesamten Freistaat und darüber hinaus farblich markiert sind. Als „Paten“ für dieses Jahr hat Dorfner Ilkay Gündogan gewonnen. Der Kapitän der deutschen Nationalelf hat ein Grußwort für seine Homepage verfasst.

Die Nachfrage auf einem Markt, auf dem sich inzwischen viele Anbieter tummeln, ist ungebrochen. „Die Gesellschaft hat sich eben verändert. Es gibt viele berufstätige Eltern oder Alleinerziehende, die froh sind, wenn sie ihre Kinder bei uns gut aufgehoben wissen“, sagt Hans Dorfner.

Als MZ-Experte im Einsatz

Dorfner stand 1988 bei der Europameisterschaft im eigenen Land im Kader des damaligen Teamchefs Franz Bekcenbauer. Die DFB-Elf scheiterte im Halbfinale an den Niederlanden. Bei der am Freitag beginnenden EM wird Dorfner als MZ-Experte die deutschen Spiele kommentieren. „Ich freue mich sehr auf dieses Turnier. Das Halbfinale sollte drin sein“, sagt er.

Artikel kommentieren