„Ich fühle mich wie eine kaputte Schallplatte“, sagt Jennifer Lynn am Telefon. Sie könne es selbst noch gar nicht fassen, dass sie tatsächlich in das Finale der Castingshow „The Voice of Germany“ gekommen ist. Denn vor nur einem Jahr sah ihr Leben noch ganz anders aus.
„Es fühlt sich für mich so an, als könnte ich seit Jahren zum ersten Mal wieder tief einatmen“, sagt die 46-Jährige. Denn Lynn hat eine schwierige Zeit hinter sich. Als professionelle Musikerin in Holland lernte die Amerikanerin ihren Ehemann – einen Regensburger – kennen. Sie zogen in seine Heimat und bekamen zwei Kinder. „Ich habe immer gesagt, dass ich nicht ohne das Musikmachen leben kann. Aber irgendwann habe ich realisiert, dass ich mehrere Jahre nicht mehr am Klavier saß.“ Der Alltag und ihre Aufgaben als Mutter und Ehefrau haben sie so eingenommen, dass sie ihre Leidenschaft für die Musik aus den Augen verloren hat.
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Jennifer Lynn: „Mein innerer Kritiker ist nicht still“
Nach dem Ende ihrer Ehe wollte Lynn das wieder ändern. „Ich wollte nur zu dem zurück, was ich früher in Holland hatte“, sagt sie. Also zur Möglichkeit von der Musik zu leben. Jetzt sieht es so aus, als könnte es noch weit mehr als das werden. Zwar winkt dem Gewinner der Sendung kein Geldpreis, aber die Aufmerksamkeit von Plattenfirmen und die Aussicht auf eigene Veröffentlichungen.
Doch auch wenn ihr Weg in der Fernsehsendung bisher von Erfolg gekrönt ist und sie – wie Lynn sagt – sehr viele Nachrichten von Menschen bekommt, die sie mit ihrer Geschichte berührt hat, könne sie das nicht immer annehmen. „Mein innerer Kritiker ist nicht still“, sagt sie. Deshalb sei der Song, mit dem sie im Halbfinale angetreten ist, auch an sich selbst gerichtet gewesen. In „Easy on me“ habe sie ihre innere Stimme aufgefordert, nicht so hart zu sich zu sein.
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„Ich versuche ständig die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Bescheidenheit zu finden“, erklärt die Amerikanerin. „Das schlimmste für mich wäre, wenn mich jemand als arrogant wahrnimmt. Das will ich nicht sein.“ Denn über den Großteil ihres musikalischen Schaffens war sie nicht von Erfolg verwöhnt. „Ich weiß, wie das ist.“
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