Jazzclub
Im Regensburger Thon-Dittmer-Hof: Futuristischer Fusionsound aus Afrika

14.06.2024 | Stand 14.06.2024, 17:00 Uhr |
Michael Scheiner

Eine Entdeckung: Peter Somuah beim Jazzclub-Konzert im Regensburger Arkadenhof Foto: Michael Scheiner

Peter Somuah ist ein Phänomen: Er brachte sich das Trompetenspielen selbst bei. Beim Freiluftkonzert mit seiner Formation überzeugte das Ensemble aber erst im zweiten Teil.

Nach einem Katzenjammer oder gar einem tierischen Konzert hat sich der Auftritt der Peter Somuah Group nun kein bisschen angehört. Im Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais gastierte der in den Niederlande lebende ghanaische Trompeter mit seiner fünfköpfigen Group. Es war ein Beitrag des Jazzclubs zum pfiffigen Jahresthema „Katzenjammer“ der Stadt Regensburg, die das Konzert dann auch unterstützte. Dafür dankte Lea Aulinger, die Vertreterin des Clubs, in ihrer Begrüßung Hana Bejlková vom Kulturamt.

Der junge Peter Somuah ist ein Phänomen. Er hat sich das Trompetenspiel überwiegend selbst beigebracht, indem er die Musik seiner Heroen – Freddie Hubbard, Roy Hargrove und natürlich Übertrompeter Miles Davis – in endlosen Schleifen angehört und nachgespielt hat. Erst nach seiner Ankunft in Holland, wohin er seiner Partnerin gefolgt ist, besuchte Peter Somuah in Rotterdam die Codarts Art School, um sein Spiel zu vertiefen und technisch weiter auszubauen. Mittlerweile hat der Musiker mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den prestigeträchtigen Edison Jazz Award für sein Debütalbum „Outer Space“. Und er hat ein weiteres Album für Act eingespielt, „Letter to the Universe“.

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In den Alben spiegeln sich die Geschichten, die Somuah mit einem warmen und weichen Ton auf seinem Instrument erzählt. Wie es die außerplanetarischen Titel seiner Alben andeuten, sind es spirituell aufgeladene Geschichten, die neben biografischen Teilen auch in der Tradition des Afrofuturismus verankert sind. „Mission on Earth“ und „Inner Peace“ sind Kompositionen, die in ihrem Aufbau dem Cosmic Jazz eines Kamasi Washington nicht unähnlich sind, ohne dessen orchestrale Wucht und fast schon religiöse Inbrunst vor sich herzutragen.

Es dauerte allerdings in der frischen Abendluft des Arkadenhofs bis nach der Pause gedauert, bis diese ästhetische Seiten von Somuahs Musik voll zum Tragen kam. Vielleicht hatte das mit der langen Anfahrt von über neun Stunden zu tun, die den Musikern noch in den Knochen steckte. In der ersten Hälfte des Konzerts dominierte ein eher gefälliger Fusionsound, der sicher auch mit der Verehrung des Ghanaers für sein Vorbild Miles Davis zusammenhängt. Im Unterschied zu dessen Klarheit und Härte aber klingt Somuah spürbar wärmer und poetischer, wenn er vom Regen, „Raindrops“, oder von Gedanken an Menschen, die ihm nahe sind, erzählt.

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Solistisch wechselte er sich mit dem exzellenten Keyboarder Marijn van de Ven ab. Der steigerte sich von Mal zu Mal immer mehr in Ekstase und ließ den nostalgischen Sound des schon etwas abgetakelten Fender Rhodes lustvoll aufheulen. Marijn van de Ven am Kontrabass und die Timekeeper Jens Meijer am Schlagzeug und Danny Rombout an den Congas sorgten mit einem kompakten, banddienlichen Zusammenspiel für eine solide Grundlage. Rombout verlieh den Stücken öfter einen leicht karibischen Touch mit seinen zahlreichen Perkussionsinstrumenten.

In der zweiten Konzerthälfte dann entwickelte auch Frontmann Somuah mehr Leidenschaft und dunkle Strahlkraft auf Flügelhorn und Trompete, was sich umgehend in zunehmendem Applaus und lauten Beifallsrufen niederschlug. Auch wenn manches Stück etwas zu leicht ins Ohr ging und einige Besucher das musikalische Erbe Ghanas in Somuahs Sound vermissten: Der Trompeter ist eine Entdeckung, die man nicht aus den Augen und Ohren verlieren sollte.

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