Von Martina Groh-Schad
Schon beim zweiten Lied, dem Gassenhauer „Let it be“ von den Beatles, hält es die ersten Zuhörer in der Förderstätte der Lebenshilfe in Burgweinting nicht mehr auf ihren Sitzen. Sie tanzen durch den Raum, andere klatschen in die Hände oder schnippen mit den Fingern.
Zu Gast ist die Regensburger Saxofonistin Julia Wiredu, die schnell den Dreh heraus hat, wie sie die Zuhörer mit zum Teil schweren körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen begeistern kann. Bei „Dance Monkey“ hält dann keiner mehr still und die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt. „Musik ist für unsere Besucher der Förderstätte total wichtig, weil es ein Medium ist, das gut angenommen wird“, erklärt der Gruppenleiter Johannes Gewald.
Seit vier Jahren gibt es das Projekt „KulTur.ImPuls Inklusiv!“, das sich zum Ziel gesetzt hat, barrierefreie Kulturerlebnisse zu schaffen und Veranstaltungen zu den Menschen zu bringen. Bereits 120 Konzerte und andere Veranstaltungen wie zum Beispiel Theaterstücke konnte der Verein KulTür mit Hilfe von Künstlern in sozialen Einrichtungen organisieren. Die Künstler bekommen dafür nur ein kleines Honorar oder spielen kostenfrei.
Kooperation mit Lebenshilfe
„Bisher haben wir uns bei dem Projekt auf Kinder und Senioren konzentriert“, erklärt Ecem Yalcin, die sich ehrenamtlich für KulTür engagiert. „In diesem Jahr kommen nun Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen dazu.“ Dafür kooperiert KulTür mit der Lebenshilfe e.V. und bietet im Lauf des Sommers zahlreiche Konzerte in deren Einrichtungen in und um Regensburg an.
Allein sechsmal ist der Verein mit verschiedenen Künstlern in der Förderstätte in Burgweinting zu Gast. „Das hilft uns sehr, weil wir selbst keine finanziellen Mittel dafür hätten, so etwas zu organisieren“, sagt Gruppenleiter Gewald. Für die Besucher der Förderstätte ist es eine willkommene Abwechslung im Tagesablauf: „Es gibt ihnen Lebensfreude“, betont er.
Dass dem so ist, ist offensichtlich. Viele Zuhörer strahlen über das ganze Gesicht und gehen lautstark aus sich heraus. Da viele von ihnen stark körperlich und geistig beeinträchtigt sind, könnten sie selbst kein Konzert besuchen. Doch nun verwandelt sich ihr Alltagsraum in eine Kulturbühne und das Konzept der Organisatoren geht auf.
Um die Künstler zu finden, die sich bereit erklären, sich im Projekt zu engagieren, greift KulTür auf einen festen Stamm zurück, der schon mehrere Jahre mit der Kulturinitiative zusammenarbeitet. „Wir suchen aber immer nach weiteren Künstlern, die mitmachen wollen“, betont Yalcin. Die Saxofonistin Julia Wiredu hat sich schon bei mehreren Auftritten im Projekt eingebracht und beispielsweise für Senioren im Heim gespielt. „Dass man Kultur zu den Leuten bringt, die selbst nicht auf Konzerte gehen können, ist eine schöne Idee“, erklärt sie. „Das unterstütze ich gerne.“
Das verbindende Element
Möglich wird das Projekt durch die Förderung der Beisheim-Stiftung, die sich seit 2021 dafür einsetzt.
Der Verein KulTür engagiert sich dafür, allen Menschen ungeachtet ihrer sozialen Herkunft kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. „Kultur ist das verbindende Element in unserer Gesellschaft“, erklärt die Vorständin Miriam Pfad-Eder. Ziel der KulTür-Projekte sei daher immer, Chancengleichheit und Freude an Kultur bei allen Menschen zu fördern. Seit 2015 ermöglicht KulTür daher Menschen mit geringem oder keinem Einkommen, kostenfrei an Kulturveranstaltungen in der Region teilzunehmen. Weitere Informationen unter www.kultuer-regensburg.de.
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