Schwarz ist der Farbe der Träume. Wenigstens für Karatekas. Wer sich über Weiß, Gelb, Orange, Grün, Blau und Braun diese Gurtfarbe erobert, der hat Zeit und Schweiß investiert. In der Karate-Akademie tut genau das auch der Sensei: Siamak Montazeri bereitet seine Schützlinge penibel vor und investiert genauso viel.
24 Prüflinge auf einen Streich eroberten unlängst die höchsten schwarzen Weihen in den unterschiedlichen Dan-Graden – eine in Deutschland einmalige Größenordnung.
„Letztens waren es in Nordrhein-Westfalen auch mal 23. Normalerweise sind es zwischen sechs und 15 Absolventen“, ist mit Wolfgang Weigert selbst der Präsident des Deutschen Karate-Verbandes (DKV), der in Donaustauf zuhause ist, beeindruckt, der wieder einmal als Prüfer mithalf. Was Weigert dazu gefällt: „Das gesamte Spektrum ist vertreten: Da sind Junge wie Alte, aber auch Menschen mit Beeinträchtigung dabei.“
Wichtige Urkundenstempel
Anders als in mancher Karateschule, die den schwarzen Gurt binnen einen Jahres verspricht, ist das bei Sensei Montazeri anders: „Er ist ein Traditionalist. Ihm geht es nicht darum, dass man möglichst schnell den schwarzen Gürtel bekommt“, sagt Weigert. „Und bei ihm gibt es auch die Urkunden, die mit dem Stempel von DOSB und Bundesinnenministerium versehen sind. Das habe ich vor acht Jahren mal erreicht. Nur damit kann man für Deutschland starten oder eine Trainerlizenz erwerben.“
Das Besondere an Montazeri ist auch, dass sein neunter Dan mit über 50 Jahren Lehrerfahrung nicht nur in Deutschland, sondern auch in seiner Heimat Iran anerkannt wird, woher er auch immer wieder Stars zu Lehrgängen in seine seit 1988 bestehende Akademie lockt. Seine jüngste Urkunde nahm Olympia-Goldgewinner Sajad Ganjzadeh im Iran für Montazeri entgegen. „Ich hatte einfach keine Zeit hinzufliegen“, bedauert Montazeri.
Manche seiner Schützlinge im Schwarzgurt-Prüfungskurs begleiten ihn schon lange – wie Maximiliane Kröner, die seit 1993 dabei ist und schätzt, dass es nicht um den schnellen Erfolg geht. „Manches geht nicht von heute auf morgen“, sagt sie. Der Einfluss des Karates auf den Alltag ist für sie unbestritten. „Das ist körperlich und mental eine gute Schulung. Wenn ich mir meine Alltagsgenossen so anschaue, bin ich gut dabei.“ In dieselbe Kerbe schlägt Rosemarie Cafaggi. „Ich bin im sechsten Jahr da und habe damals nach zehn Jahren Pause wieder angefangen. Mein Ansporn ist, mit 66 noch mithalten zu können, weil ich solange wie möglich körperlich und geistig fit bleiben will. Und ich mag auch diese kämpferische Seite.“
Mate Gelencser ist auch bereits seit 2012 in Montazeris Akademie. „Ich habe das damals in der Zeitung gefunden“, sagt er und hält die Farbe des Gurts für nicht so wichtig. „Die kommt einfach. Aber hier wird nicht nur Sport unterrichtet. Ich wende täglich an, was ich hier im Karate lerne.“ So sieht es auch Marco Nachtigall, der trotz Umzug nach Plattling dabei blieb. „Mir hat das auch in der persönlichen Weiterentwicklung sehr geholfen. Beim Schwarzgurt geht es immer auch um den Weg, den jemand gegangen ist.“ Cornelia Engelhardt blieb durch ihre Kinder beim Karate hängen. „Das hier das Training in der Gruppe stattfindet, ist das Besondere. Die Gruppe zieht einen mit. Und es stärkt das Selbstvertrauen extrem.“
Schon mit fünf begonnen
Und dann ist da auch ein Youngster wie Arian Akade, der 2015 schon mit fünf begann und inzwischen somit fast zehn Jahre in Montazeris Karate-Akademie trainiert. „Ein Kumpel von mir hat mich damals hierher gebracht“, berichtet Akade über seinen Start und sieht die Bedeutung des Schwarzgurts für sein junges Leben so: „Es ist eine Hürde. Aber in Deutschland ist es nie schlecht, wenn du eine solche Urkunde hast.“ Sein Fazit: „Karate ist gut, um sich psychisch gesundzuhalten. Wenn ich das mache, bin ich anders glücklich, als wenn ich schwimme oder laufe.“
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