Kontrolle wegen Alkohol
Mordversuch im Regensburger Ankerzentrum? Attacke auf Wachmann ab Montag vor Gericht

09.07.2024 | Stand 09.07.2024, 18:26 Uhr |

Die Regensburger Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen versuchten Mordes erhoben. Mit dem Fall zweier Tunesier, die seit November in Untersuchungshaft sitzen, muss sich die Jugendkammer am Landgericht befassen. Foto: Baumgarten

Im Ankerzentrum in Regensburg sollen zwei Männer einen Sicherheits-Mitarbeiter mit einem 8-Kilo-Pflasterstein attackiert haben. Am 15. Juli startet der Prozess gegen zwei Tunesier (19 und 31 Jahre) – ihnen droht für versuchten Mord eine lange Zeit im Gefängnis.



Anfang November gerät eine Alkoholkontrolle im Ankerzentrum zum handfesten Tumult. Bei der Attacke auf einen Wachmann werden verschiedene Gegenstände zu Wurfgeschossen – auch ein fast acht Kilo schwerer Pflasterstein, der einen 43-Jährigen am Kopf trifft. Nun hat die Regensburger Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Zwei 19 und 31 Jahre alte Tunesier müssen vor Gericht – wegen gemeinschaftlich versuchten Mordes.

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Die zwei Asylsuchenden sollten am 8. November routinemäßig kontrolliert werden, was offenbar in einem Eklat endete. Der Security-Mitarbeiter hatte die geltende Hausordnung im Ankerzentrum durchsetzen wollen: Alkohol ist in der Unterkunft nämlich strikt verboten. Offenbar hatte der jüngere der beiden Tunesier aber versucht, alkoholische Getränke in die Unterkunft zu bringen. So fasste das Polizeipräsidium Oberpfalz die Geschehnisse jenes Mittwochabends in einer Pressemitteilung von November damals zusammen. Der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes und der heute 19-Jährige seien in Streit geraten – und hätten sich beide gegenseitig verletzt.

Einem zweiten Wachmann gelang es danach offenbar, die Situation vorläufig zu beruhigen. Bis sich der 31-Jährige wieder eingemischt haben soll. Der warf laut Anklage einen 7,9-Kilo-Pflasterstein auf den Wachmann, welcher daraufhin zu Boden ging. Der Sicherheitsmitarbeiter erlitt eine Prellung am Kopf und auch eine Gehirnerschütterung. Von diesem Tatablauf sind jedenfalls die Ermittler überzeugt. Auch ein rund drei Kilogramm schwerer Mülleimer soll bei der Attacke geworfen worden sein. Erst als weitere Wachmänner eingriffen, endete der brutale Angriff.

Warf Wachmann eine Flaschen auf Angeklagten?



„Der Tatvorwurf lautet versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung“, bestätigte Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher, der Sprecher der Regensburger Anklagebehörde.

Der 31-Jährige, der den schweren Pflasterstein geworfen haben soll, bestreitet das nach MZ-Recherchen jedoch vehement. Er will vielmehr selbst von einer Glasflasche am Kopf getroffen worden sein, die der Security-Mitarbeiter geworfen haben soll. Verteidiger Marius Hoser wollte das nicht näher kommentieren. „Vor dem Prozessbeginn äußern wir uns zu dem Fall nicht“, so der Regensburger Anwalt auf Anfrage.

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Das Regensburger Landgericht hat für den Prozess gegen die beiden Männer sechs Verhandlungstage angesetzt. Starten soll die Hauptverhandlung am 15. Juli, wie Gerichtssprecherin Britta Wankerl auf eine MZ-Nachfrage bestätigte. Zuständig sei die Große Jugendkammer, weil der jüngere der Angeklagten mit 19 Jahren Heranwachsender sei. Mit einem Urteil wäre nach aktueller Planung des Gerichts spätestens am 20. August zu rechnen.

Anwalt von geflüchtetem Mörder vertritt einen der Tunesier



Im Prozess um die als Mordversuch angeklagte Attacke wird auch ein bekannter Anwalt in Regensburg dabei sein: Moritz Schmitt-Fricke vertritt den 19-jährigen Angeklagten vor Gericht. Der Mainzer Jurist war wegen eines anderen Mandanten deutschlandweit in die Schlagzeilen geraten – er war der Anwalt des verurteilten Mörders, der im Januar 2023 aus einem Fenster des Justizgebäudes sprang und erst Tage später in Frankreich von Elitepolizisten gefasst wurde.

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