Die Musik ist spontan entstanden, durchgehend improvisert. Deshalb ist jedes Konzert zur CD „Low Intervention“, das der Regensburger Pianist und seine Formation geben, ein einzigartiges Erlebnis.
Es ist eigentlich etwas Unmögliches, was das Trio von Lorenz Kellhuber am 5. März im Münchner Gasteig und am 6. März im Lappersdorfer Aurelium geplant hat. Aber dazu später.
Der Pianist, der in Regensburg aufgewachsen ist, und sein Ensemble gehen auf Tour mit dem neuen Album „Low Intervention“ und sind unter anderem auch in Köln, Budapest, Wien und Berlin zu Gast. Die Produktion ist im Herbst 2023 erschienen, beim Berliner Label Blackbird Music von Clemens Müller. Neben den heute üblichen Formaten CD und digitaler download ist das Album auch in einer limitierten Auflage als 180 Gramm schweres, edles Vinyl erhältlich.
Voller wendungsreicher Ideen
Das Unmögliche an den Release-Konzerten ist, dass die Musik, die Bassist Felix Henkelhausen, Moritz Baumgärtner am Schlagzeug und Kellhuber aufgenommen haben, in gleicher Weise gar nicht gespielt werden kann. Sie ist spontan entstanden, also durchgehend improvisiert. Die üblichen Strukturen – zum Beispiel ein durchlaufender Rhythmus, eine Melodie oder festgelegte Harmonien – fehlen oder sind nur zufällig entstanden. Stehen die drei Musiker nun auf der Bühne und beginnen zu spielen, ist etwas anderes als auf dem Album zu hören.
„Es ist Musik voller Würde“, ist über das neue Album geschrieben worden, „reich an wendungsreichen Ideen und ausdrucksstarker Gestaltung.“ So gesehen, ist das Livegeschehen in Lappersdorf und in den anderen Konzertsälender Tour jedes Mal etwas komplett Neues. Zugleich erleben die Zuhörer auch etwas Ähnliches, das sich vergleichen, in Beziehung setzen lässt. Ähnlich wie bei einem Schmied, Bildhauer oder Keramiker, der aus Eisen, Holz oder Ton Dinge formt, sind die Ergebnisse des Prozesses nie deckungsgleich, selbst wenn es sich um die gleichen Formen handelt.
Lesen Sie mehr: Für Klangfeinschmecker
Wer aus dem Trio zu spielen beginnt, ist offen. „Manchmal setzt Felix einen ersten Impuls“, beschreibt Kellhuber den Verlauf eines Konzertes. „Manchmal mache ich das oder auch Moritz. Das ist ganz unterschiedlich, vorher aber nie abgesprochen.“ Als Optimalzustand für diese Art des Spielens sieht der Pianist es an, wenn „wir alle in einem Flow sind“: „Dann müssen wir nicht mehr nachdenken, was als nächstes kommt.“
Wie in einem endlosen Fluss strömt der Klang aus den Musikern heraus, wird manchmal schneller und wilder, bildet Strudel und kleine ruhende Tümpel am Rand, springt über Steine oder umkurvt Hindernisse. Dabei können sich durchaus markante Grooves bilden, in die sich die anderen einschwingen und voller Energie einen mitreißenden Spurt hinlegen. Oder es kristallisiert sich eine schöne Melodie heraus, die sich in den Ohren des Publikums einnistet.
Lesen Sie mehr: Konzept geht auf: Das Regensburger Kammermusikfestival
Um dahin zu kommen sind genaues Zuhören und ein „in sich Hineinhören“ die wichtigsten Voraussetzungen. Jeder kann auf den anderen eingehen, hört, was der andere jetzt gerade macht und was er beitragen kann. Kellhuber erkennt in dem Konzept, das auch eine soziale Komponente hat, sogar ein Vorbild für die Gesellschaft. Manches wäre vermutlich besser, wenn „sich die Menschen besser zuhören würden“ und wenn sie auch mal abwarten, statt sich gleich gegen alles, was nicht in den eigenen Kram passt, abzugrenzen.
Mit dem Konzert im Münchner Gasteig HP8 (Saal X) am 5. März (20 Uhr) startet das Trio von Lorenz Kellhuber seine „Low Intervention“-Release-Tour durch Deutschland und einige angrenzende Länder. Am 6. März (20 Uhr) gastiert das Trio in Lappersdorf als Koproduktion von Aurelium und Jazzclub Regensburg.
Zu den Kommentaren