Hochwasser in Regensburg
Nach dem Scheitel wird das Grundwasser für Gefahr sorgen – Markus Söder kommt am Dienstag

03.06.2024 | Stand 04.06.2024, 7:52 Uhr |

An manchen Stellen presst das Hochwasser sogar durch die Spundwände. Die Stadt lässt es in die Donau zurückpumpen. Fotos: Steffen/Haala

Die Lage in Regensburg bleibt ernst, auch wenn der Scheitel des Hochwassers die Stadt am Dienstag erreichen soll. Denn die Wassermassen sollen langsam abfließen. Zudem ist der Grundwasserspiegel so hoch, dass die Keller und Tiefgaragen volllaufen.



Dann droht hier Lebensgefahr, warnt Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Sie hat am Montag den Katastrophenfall für Regensburg ausgerufen. Wenig später trat die Führungsgruppe Katastrophenschutz zum ersten Mal zusammen, zu der neben Maltz-Schwarzfischer und Rechtsreferent Walter Boeckh als deren Leiter, auch Vertreter des Tiefbauamts, des Wasserwirtschaftsamts, der Feuerwehr oder der Polizei gehören. Während einer Pressekonferenz in der Turnhalle der Hauptfeuerwache, wo die Führungsgruppe tagt, machte sie die Lage in Regensburg deutlich.

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Auch am Montag stiegen die Pegel an der Donau und am Regen weiter an. „Der Regen hat den Höchststand zwar eigentlich überschritten, staut sich wegen des vielen Wassers in der Donau nun allerdings zurück“, erklärte die Oberbürgermeisterin. Bis zum Erreichen des Scheitelpunktes könne auch die Führungsgruppe lediglich anhand einer Prognose planen, ergänzte Rainer Zimmermann,
stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes. Aber auch wenn die Pegel der Flüsse und Bäche wieder abfließen, werde das Problem mit dem hohen Grundwasserspiegel bleiben, verdeutlichte Maltz-Schwarzfischer die Brisanz.

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Vorsicht beim Abpumpen

Keller und Tiefgaragen sollten wegen der drohenden Lebensgefahr nur noch dann ausgeräumt und gesichert werden, wenn sie noch nicht vollgelaufen sind, warnte die Rathaus-Chefin. Wer abpumpen muss, solle diesen Schritt zuvor unbedingt von einem Bausachverständigen prüfen lassen, ansonsten könne die Aktion die Statik der Häuser auch gefährden. „Das kann dem Haus noch mehr schaden“, sagte sie.

Iris Krimm, Leiterin des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, nannte etwa Keilberg, Burgweinting und den Stadtosten als Schwerpunkte, die sich am Wochenende bei den Einsätzen wegen des Grundwassers herauskristallisiert hatten. „Das sind nicht unbedingt Gebiete, die an der Donau liegen, und sie verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet“, erklärte die Amtsleiterin.

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Weil auch an den mobilen Elementen, die die Stadt weiterhin errichtet, Gefahr drohen kann, lässt sie diese sichern. „Sie sind nicht zu 1000 Prozent sicher und können etwa durch Baumstämme oder Schiffe, die sich gelöst haben, beschädigt werden. Dann bricht das Wasser durch“, beschrieb Maltz-Schwarzfischer mögliche Probleme. Dort sollten sich die Bürger dann auf keinen Fall aufhalten. „Deswegen ist es wichtig, dass alle die Anweisungen der Retter beachten“, forderte sie. Tabu sei es außerdem, auf oder über diese Elemente zu klettern.

Etwa an unebenen Stellen könnten diese Elemente laut Michael Köstlinger, Leiter des Tiefbauamtes, ebenfalls Wasser durchlassen. Das pumpt die Stadt in die Donau zurück. An den neuralgischen Punkten hinter den Spundwänden begann die Stadt am Montag zudem damit, Stege zu einzelnen Anwesen aufzubauen: in der Lieblstraße, der Müllerstraße, der Werftstraße oder in der westlichen Wöhrdstraße.

Im Moment seien laut Krimm etwa 100 Retter der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks in Regensburg im Einsatz. Hinzu kommen alleine vom Tiefbauamt Regensburg 40 bis 50 Mitarbeiter, ergänzte Köstlinger. „Insgesamt werden es mehrere Hundert Menschen sein“, summierte die Rathaus-Chefin.

Angesichts dieser Nachrichtenlage haben sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Katastrophenschutzminister Joachim Herrmann und Umweltminister Thorsten Glauber für Dienstag in der Domstadt angesagt. Sie wollen sich in Regensburg stellvertretend für die aktuelle Hochwassersituation im Freistaat informieren.

Der Katastrophenfall für Regensburg gelte nun so lange, bis er aufgehoben wird, erklärte Maltz-Schwarzfischer weiter. In dieser Zeit werde sich die Führungsgruppe ständig austauschen. Nach dem Treffen am Morgen gab es am Montag noch ein weiteres am Nachmittag. Im Notfall werde sich die Gruppe öfter treffen – auch in der Nacht. Der Katastrophenfall wird laut einer Pressemitteilung der Stadt ausgerufen, wenn die Lebensgrundlage oder die Gesundheit einer Vielzahl von Menschen gefährdet sind, zuletzt etwa während der Corona-Pandemie oder beim Hochwasser 2013.

Momente der Hoffnung

Trotz des Katastrophenfalls gab es aber auch Momente, die aufatmen lassen: In Regensburg gab es bis Montagvormittag laut Krimm weder Opfer noch Vermisste zu beklagen. Eine Evakuierung werde erst notwendig, wenn es Prognosen dafür gibt, dass der Hochwasserschutz nicht mehr sicher ist. „Und dafür gibt es noch keine Anzeichen“, sagte die Oberbürgermeisterin. In diesem Fall würde ein Plan greifen, der etwa vorsieht, Unterkünfte für die Betroffenen einzurichten und sie zu informieren, ergänzte Krimm.

Außerdem stehe die Stadt fest zusammen, beschrieb die Oberbürgermeisterin die Lage. Wer Betroffenen gerne helfen möchte, kann sich an das Bürger-Telefon unter der Nummer (0941) 5 07 89 36 wenden, bat Michael Bleckmann, Leiter des Amtes für öffentliche Sicherheit, Bürger um Mithilfe.

Allerdings wurden wegen des Hochwassers auch Einrichtungen gesperrt: Das Wöhrdbad blieb geschlossen, teilte die Rewag mit. Sollte sich die Hochwasserlage nicht verbessern, werde das Bad auch in den kommenden Tagen nicht zur Verfügung stehen. Auch die Städtische Sportanlage am Oberen Wöhrd ist aufgrund des Hochwassers bis auf Weiteres sowohl für den Vereinssport als auch für den Individualsport gesperrt, teilte die Stadt am Nachmittag mit.

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