Seit ziemlich genau einem halben Jahr dürfen volljährige Menschen in Deutschland legal Cannabis besitzen und konsumieren. Und klar: Kiffen im öffentlichen Raum ist unter anderem in 100 Metern Luftlinie um den Eingangsbereich von Schulen und Sportstätten sowie in Gegenwart von Minderjährigen verboten. Aber keiner habe immer den Meterstab dabei, um das genau kontrollieren zu können, sagte Thomas Unger, Bereichsleiter Schulen bei der Regierung der Oberpfalz, gestern.
Um Kinder und Jugendliche gut zu schützen, ist natürlich mehr nötig. Zumal Ärzte und Wissenschaftler schon lange auf die Gefahren hinweisen, die der Konsum gerade für junge Menschen birgt. Einer davon ist auch Prof. Dr. Norbert Wodarz, Chefarzt am Zentrum für Suchtmedizin Regensburg, der dazu gestern einen eindrücklichen Vortrag hielt. Darin machte er deutlich, dass die Adoleszenz in Bezug auf Cannabiskonsum die Hochrisikophase ist. Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung seien hier besonders problematisch und könnten nicht mehr ausgeglichen werden. „Was da weg ist, ist weg.“ Er warnte auch vor Gefahren wie schizophrenen Psychosen und der Abhängigkeit. Man könne sehr wohl von Cannabis abhängig werden, bekräftigte er.
Was bedeutet die Teillegalisierung von Cannabis also für die Schulen in Bayern? Und wie können Prävention und Intervention weiter ausgebaut werden? Diese Fragen wurden unter anderem gestern im Spiegelsaal der Regierung der Oberpfalz diskutiert. Die Servicestelle Suchtprävention an der Regierung hatte zum Dialogforum Cannabisprävention an Schulen eingeladen. Die Veranstaltung richtete sich an Akteure der Schulfamilie und Suchtpräventionsfachkräfte. Rund 80 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt.
Natürlich sollen Schüler noch besser über die Gefahren von Cannabis aufgeklärt werden. Doch bevor Lehrer mit ihren Schützlingen dazu ins Gespräch kommen können, müssen sie sich erst einmal selbst intensiv mit dem Thema befassen. Und im Alleingang können sie die Kinder sicher nicht schützen. Unter anderem müssen qualitätsgesicherte Angebote der Suchtprävention gestärkt werden, aber natürlich müssen auch alle mithelfen – von den Eltern über externe Experten und die Polizei bis hin zum Hausmeister einer Schule.
Viele dieser Punkte sieht auch das Bayerische Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) in seiner ganzheitlichen Strategie für Bayern vor. Dieses Konzept orientiert sich „an den Bedarfen und Lebenswelten der Zielgruppen und bindet dazu bestehende Strukturen, Netzwerke und Angebote ein“. Jugendliche sollen also auch außerhalb der Schule erreicht werden – beispielsweise im kommunalen Umfeld (Jugendzentren). Diese „Systematische Cannabisprävention“ stellte ZPG-Mitarbeiterin Sandra Gebhardt vor. Eine Vielfalt an Handlungsleitlinien, Tools und Wissensgrundlagen für die Umsetzung von Cannabisprävention an Schulen wurde in den Impulsvorträgen angeboten.
Artikel kommentieren