Der Regensburger Energieversorger Rewag hatte lange kommuniziert, ab 2035 alle Privat- und Gewerbekunden mit grünem Strom aus eigenen Quellen versorgen zu wollen. Nun allerdings hat er andere Schwerpunkte.
Die Rewag zählt zu den Stadttöchtern, die besonders im Fokus von Politik und Öffentlichkeit stehen. Einerseits kommen die Gewinne des Unternehmens, das zu circa 65 Prozent der Stadt gehört, städtischen Defizitbringern wie den Bädern und Bussen zugute. Andererseits braucht die Rewag für die Energiewende selbst mehr Geld. Wie das Unternehmen sich strategisch aufstellt, skizzierte Vorstandsvorsitzender Robert Greb am Donnerstag im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats.
Ein Bürgerbegehren zum Antritt
Greb, der seit April 2023 Rewag-Chef ist, war gleich beim Antritt mit einem Bürgerbegehren konfrontiert. „Rettet unsere Rewag“ wollte 100 Prozent regionalen Ökostrom ab 2030. Letztlich reichten die Bürger den Antrag auf einen Entscheid nicht ein. Die Rewag hatte argumentiert, ihr Fokus als Versorger müsse auf Stromnetz und Wärmewende liegen.
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Inzwischen hat sie sich auch von ihren eigenen Ausbauzielen beim Ökostrom verabschiedet. Bisher hatte sie sich vorgenommen, 2035 alle ihre Privat- und Gewerbekunden mit grünem Strom aus eigenen Quellen zu versorgen. Gestern sagte Greb nun: „Dieses Ziel haben wir aufgegeben.“ In der Energieerzeugung werde die Rewag nicht gebraucht, die Projekte würden auch ohne sie verwirklicht. Sie müsse sich schwerpunktmäßig um die Modernisierung und die Verstärkung des Stromnetzes kümmern, den Schutz der Trinkwasserversorgung vor Hochwasser und die Wärmewende. Letztere sei in der „Gasstadt“ Regensburg eine große Herausforderung. „Unser Ziel ist, bis 2035 rund 35 Prozent der Regensburger an die Wärmenetze zu bekommen“, sagte Greb.
Grüne kritisieren Rewag-Strategie
Eine neue Vereinbarung mit den Gesellschaftern der Rewag, Stadtwerk und Bayernwerk, soll die Finanzierung der Investitionen ermöglichen. Sie beinhaltet, dass der Energieversorger einen größeren Anteil seiner Gewinne behält. Wenn die Eigenkapitalquote auf bis zu 27 Prozent steige, könne die Rewag leichter Kredite aufnehmen, so Greb. 2023 hatte das Unternehmen etwa 25,5 Millionen Euro seines Jahresüberschusses an seine Gesellschafter ausgeschüttet und 5,9 Millionen Euro einbehalten.
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Kritik an der Strategie kam von den Grünen. In Bezug auf die Frage, ob die Rewag möglichst viel Ökostrom selbst erzeugen solle, sagte Stadtrat Stefan Christoph: „Wir müssen das Ziel schon haben, in diese Richtung weiterzugehen.“ Damit wäre Regensburg unabhängiger von den volatilen Rahmenbedingungen. SPD-Fraktionschef Thomas Burger widersprach: Er sehe genügend Akteure in der Region, „die gerade erzeugen wollen“.
rj
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